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Rockot-​KM

Trägerrakete

Rockot-KM

Die Erststufe der Rockot basiert auf dem Antrieb des militärischen Ausgangsmodells, der RS-​18  (bekannter unter der NATO Bezeichnung SS-​19 ). Vier kardanisch aufgehängte nach dem geschlossenen Prinzip arbeitende RD-​0233/RD-​0234  Triebwerke mit Pumpenförderung bilden den Antrieb. Die Zelle wird größtenteils von den Tanks für NO (oben) und UDMH (unten) gebildet. Ein Heißgassystem sorgt für die Druckbeaufschlagung der Tanks, die nur durch einen gemeinsamen Dom voneinander getrennt sind. Vier kleine Feststoffraketen gewährleisten die notwendige Verzögerung für eine sichere Stufentrennung. Konstruktiv ähnlich aufgebaut ist die ebenfalls von der RS-​18  übernommene Zweitstufe. Auch deren RD-​0235  Triebwerk arbeitet nach dem geschlossenen Prinzip und die Treibstoffförderung übernimmt wiederum eine Turbopumpe. Doch das Triebwerk ist fix montiert, die Lageregelung der Stufe übernehmen vier kleine Vernier-​Triebwerksdüsen. Diese sind jeweils um eine Achse schwenkbar und werden von einer gemeinsamen Turbopumpe mit Treibstoff versorgt. Die Stufentrennung zwischen Erst– und Zweitstufe wird bei Brennschluß der Erststufe initiiert, indem zunächst die Vernier-​Triebwerke gezündet werden. Die Triebwerksgase treten durch seitliche Luken aus. Nachdem sich der Schub aufgebaut hat, werden die Retroraketen der Erststufe gezündet, während das Haupttriebwerk der Zweitstufe die Raketenoberstufen weiter beschleunigt. Bei den ersten drei Testflügen der Rockot kam als Oberstufe die Breeze-​K (Briz-​K) zum Einsatz. Deren Entwicklung ging auf eine militärische Anforderung zurück. U.a. gab es bereits zur Sowjetzeiten Pläne, die RS-​18  bzw. UR-​100 N mit der Breeze zu kombinieren und in Silos bereitzuhalten zum Start militärischer Kommunikationssatelliten im Kriegsfall. Erste zivile Variante der Breeze war das im GKNPZ Chrunitschew entwickelte Modell Breeze-​K. Für die Rockot optimiert u.a. durch ein noch kompakteres Design entstand daraus die Breeze-​KM. Die Stufe besteht aus drei Segmenten: dem Antrieb, der hermetisch abgeschlossenen Ausrüstungs­sektion und dem Stufenadapter. Die Ausrüstungs­sektion erlaubt strukturell die Aufrüstung zu einem Nutzlastträger für multiple Satelliten. Hier ist auch das Inertial­lenksystem der Rakete untergebracht. Die Tankstruktur des Antriebs baut auf dem oberen UDMH Tank und einem ringförmigen NO Tank auf, der das Haupttriebwerk umschließt. An der Basis des Antriebs sind neben den Stickstofftanks für die Treibstoff-​Druckgasförderung 12 13 N Lagekontrolltriebwerke (Erzeugnis 17D58 E) installiert. Dazu kommen vier 400 N Vernier-​Triebwerke (Erzeugnis 11D458) für Bahnmanöver und zur Unterstützung des Wiederstarts des Haupttriebwerks. Dieses ist für bis zu acht Zündungen ausgelegt.
Während die Endstufe mit der Nutzlastverkleidung extra für die Satellitenstarts gefertigt werden, handelt es sich bei den beiden unteren Stufen um Komponenten, die von Raketen stammen, die gemäß des START Abrüstungsvertrages aus den Silos abgezogen wurden. 45 Raketen stellte die russische Regierung dem Rockot Konversionsprojekt zur Verfügung. Davon wurden 15 im Werk Fili von GKNPZ Chrunitschew eingelagert.
Der große kommerzielle Erfolg für das Konversionsprojekt Rockot blieb aus verschiedenen Gründen aus. Dem russischen Militär war die Rakete zu teuer, weshalb man dort lieber auf die ansonsten in allen Aspekten unterlegene Kosmos-​3M 11K65 M Rakete setzte. Westliche Kunden wiederum setzten zwar immer wieder die Rakete ein, doch entschied sich die ESA beispielsweise, mit der Vega einen eigenen Träger in dieser Leistungsklasse zu entwickeln. Zudem litt das Projekt unter der mangelnden Verfügbarkeit der Breeze-​KM Oberstufe. Die begrenzten Fertigungskapazitäten beim Hersteller Chrunitschew konzentrierte dieser lieber auf die Breeze-​M für die eigene Proton-​M 8K82KM Rakete.


Gesamtsystem
Nation Rußland 
Bezeichnung(en) Rockot, Rokot, Rockot-​KM, Rokot-​KM, Erzeugnis 14A05 
Entwicklungszeitraum
erster Start 16.05.2000 
Einsatzzeitraum seit 2000 
Stufenzahl
Gesamthöhe 29,15 m 
Basisdurchmesser 2,50 m 
max. Nutzmasse 1.950 kg (200 km Kreisbahn@63°) 
Leermasse
Treibstoffmasse
Startmasse ca. 107.500 kg 
Startschub 1.870 kN 
1. Stufe
Hersteller
Bezeichnung(en) Erzeugnis 15S301 
Länge mit Stufenadapter ca. 17,2 m 
Durchmesser 2,50 m 
Leermasse 5.305 kg 
Treibstoffmasse 80.123 kg 
Gesamtmasse
Antrieb 3 Flüssigkeitstriebwerke KBCha RD-​0233 (Erzeugnis 15D95) + 1 Flüssigkeitstriebwerk KBCha RD-​0234 (Erzeugnis 15D96
Treibstoff UDMH + Stickstofftetroxid 
Startschub 4×470 kN 
spezifischer Impuls (Seehöhe) 285 s 
Brenndauer 121 s 
2. Stufe
Hersteller
Bezeichnung(en) Erzeugnis 15S302 
Länge mit Stufenadapter ca. 3,9 m 
Durchmesser 2,50 m 
Leermasse 1.150 kg 
Treibstoffmasse 13.119 kg 
Gesamtmasse
Antrieb 1 Flüssigkeitstriebwerk RD-​0235 (Erzeugnis 15D113) + 1 Vierkammer-​Vernier-​Triebwerk RD-​0236 (Erzeugnis 15D114
Treibstoff UDMH + Stickstofftetroxid 
Vakuumschub 240 kN (Haupttriebwerk) + 15,76 kN (Vernier) 
spezifischer Impuls (Vakuum) 320 s (Haupttriebwerk) / 293 s (Vernier) 
Brenndauer 183 s (Haupttriebwerk) / 200 s (Vernier) 
3. Stufe
Hersteller
Bezeichnung(en) Breeze-​KM, Briz-​KM, Erzeugnis 14S45 
Länge 2,65 m 
Durchmesser 2,49 m 
Leermasse ca. 1.600 kg 
max. Treibstoffmasse 4.965 kg 
Gesamtmasse
Antrieb 1 Flüssigkeitstriebwerk S5.98 M (Erzeugnis 14D30) + 4 Vernier-​Triebwerke (Erzeugnis 11D458
Treibstoff UDMH + Stickstofftetroxid 
Vakuumschub 20 kN (Haupttriebwerk) + 4×400 N (Vernier) 
spezifischer Impuls (Vakuum)
Brenndauer 325,5 s (Haupttriebwerk) 
Nutzlastverkleidung
Länge 6,74 m 
max. Durchmesser 2,50×2,62 m 
Nutzvolumen 8,8 m³