Nach einer Reihe von wetterbedingten Verschiebungen und diversen grundsätzlichen technischen Problemen, deren Klärung den Starttermin ohnehin immer wieder hinausgeschoben hatte, hob am 28.10.2009 die Ares I-X Testrakete zu ihrem ballistischen Erprobungsflug ab. Die Ares I war neben der Ares V eine der Raketen, die den Transport der Raumschiffe für das „Constellation“ Programm übernehmen sollten. Dieses, von US Präsident George W. Bush initiiert, sollte fünf Jahrzehnte nach dem Apollo Programm wieder Astronauten zum Mond und darüberhinaus zum Mars bringen. Das Projekt, mit dem sich der Präsident offenbar ein Denkmal setzen wollte, litt jedoch von vornherein unter einer chronischen Unterfinanzierung. Zudem bestanden politisch motivierte Vorgaben, möglicht viele Elemente des Space Shuttle Programms weiter zu verwenden. Damit sollten die Arbeitsplätze in diesen Bereichen erhalten werden, die nach der beschlossenen Einstellung des Shuttle Programms gefährdet waren.
Der Entwurf der Ares I Rakete, die zum Start des Orion Raumschiffs auf Erdumlaufbahnen konzipiert war, basierte nach einigen Änderungen schließlich auf einem um ein fünftes Segment verlängerten Feststoffbooster des Space Shuttle in Kombination mit einer neuen Oberstufe. Diese sollte von einem J-2X Triebwerk angetrieben werden, einer Weiterentwicklung des J-2 der Saturn V. Mit einer Länge von 99 m erreichte die Arex I fast die Maße der berühmten Saturn V. Der Durchmesser von 3,66 m, bestimmt durch die Verwendung der Shuttle Feststoffbooster, war jedoch erheblich geringer. Ungewöhnlich war zudem, daß die Oberstufe mit 5,48 m einen größeren Durchmesser hatte. Die ästhetisch wenig ansprechenden Proportionen brachten der Rakete schnell den Spitznamen „The Stick“ ein. Abgesehen davon sahen die Ingenieure zunächst kein Problem in dieser Auslegung. Doch als sich der Termin für den ersten Testflug näherte, kamen Zweifel auf, ob nicht starke Schwingungen die Handlungsfähigkeit der Astronauten an der Spitze der Rakete gefährlich beeinträchtigen konnten. Dementsprechend wurde die erste Testzündung des 5-Segment Boosters mit großer Spannung erwartet. Ein erster Versuch wurde am 25.08.2009 unternommen. Doch Probleme mit einer APU (Auxiliary Power Unit) verhinderten an diesem Tag die Zündung auf dem Testgelände von ATK Systems in Utah. Dabei war das Ereignis mit einem gewaltigen Medienaufgebot den Amerikanern als erster Schritt auf dem Weg zurück zum Mond verkauft worden. Am 10.09.2009 konnte der Test erfolgreich nachgeholt werden. Er lieferte eine Fülle an Meßdaten, die nach Ansicht der NASA Experten das Design der Ares I bestätigten. Kritiker hingegen beharrten darauf, daß die Zündung eines horizontal verankerten Boosters wenig mit den tatsächlichen Bedingungen beim Start der Rakete gemein hatte. Jedenfalls bereitete dieser Test den Weg für die erste Ares I-X Mission. Diese Rakete entsprach jedoch nur äußerlich der tatsächlichen Ares I. Tatsächlich bestand die erste Stufe lediglich aus vier aktiven Boostersegmenten, die bereits im Shuttle Programm geflogen waren. Dazu kam die Attrappe eines fünften Segments, in der u.a. mehrere Kameras untergebracht waren, die die Stufentrennung dokumentieren sollten. Aufgesetzt wurde der Upper Stage Simulator, denn die zweite Stufe war vollkommen inert. Die umfassend instrumentierte USS entsprach in Masse, Abmessungen, Schwerpunkt und Dynamik der geplanten Oberstufe. Und an der Spitze der Rakete saß der CM/LAS Simulator. Das im Originalmaßstab gehaltene Modell des Orion Command Module war mit der Attrappe des geplanten Launch Abort System kombiniert.
Geplant war der Start der Ares I-X ursprünglich für den 27.20.2009. Das wäre der 48. Jahrestag des ersten Starts einer Saturn I Rakete gewesen, in deren Vermächtnis man sich mit der Ares I-X sah. Doch starke Höhenwinde und Cirruswolken mit der Gefahr der Triboelektrifizierung (elektrostatische Aufladung) erzwangen ein Verschiebung auf den nächsten Tag. An diesem hob die Rakete dann in Cape Canaveral vom extra umgebauten Startkomplex LC-39 B zu ihrem nur rund sechsminütigen Testflug ab. Die Beschleunigung erreichte dabei etwa 3 g, maximal wurde 4,76-fache Schallgeschwindigkeit geflogen. Planmäßig wurde der Oberstufensimulator abgetrennt. Seine Aufgabe war damit erfüllt und er stürzte auf einer ballistischen Bahn ungebremst ins Meer. Besorgnis löste zunächst eine flache, taumelnde Rotation aus, in die der USS unmittelbar nach der Trennung geriet. Befürchtet wurde ein außerplanmäßiger Re-Kontakt mit der Erststufe. Das erwies sich aber als unbegründet. Die Taumelbewegung war in einigen der zuvor berechneten Modelle auch bereits vorhergesagt worden. Kritischer war schon das Verhalten der Erststufe. Nur zwei von drei Fallschirmen entfalteten sich planmäßig. Der dritte kollidierte mit einem der anderen und ließ dessen Kappe auch teilweise zusammenfallen. Bei der Bergung des Boosters durch die MV „Freedom Star“ stellten die Taucher dann auch erhebliche Beschädigungen fest. Eines der Booster-Segmente war deutlich verformt, dazu kamen Risse im Gehäuse. Ob diese Beschädigungen alle vom harten Aufprall auf dem Meer resultierten, wurde von der NASA nicht abschließend kommentiert.
Immerhin zeigten die aufgezeichneten Sensordaten, daß die befürchteten Vibrationen während der Antriebsphase in vertretbaren Größenordnungen geblieben waren. Vergleichbar denen bei einem gewöhnlichen Shuttle Flug. Unerwartet war jedoch das Ausmaß der Schäden, die der Start am Startkomplex hinterlassen hatte. Vergleichsweise unbedeutend waren zwei Lecks an Versorgungsleitungen, aus denen Stickstofftetroxid bzw. Hydrazin austraten. Da die Ares I nach dem Abheben ein sogenanntes Pad Avoidance Maneuver flog, war die Fixed Service Structure von Pad-39 B vergleichsweise lange dem direkten Abgasstrahl der Rakete ausgesetzt gewesen. Sämtliche Kommunikationsverbindungen zum Kontrollzentrum waren zerstört, die Lautsprecheranlage geschmolzen, beide Fahrstühle beschädigt und die Fixed Service Structure ebenso wie die Rotating Service Structure erheblich verschmort. Immerhin war für die kommenden Ares Missionen daher auch schon geplant gewesen, die FSS abzubauen.
Nur eine Woche nach der Ares I-X Mission gab die NASA bekannt, daß die geplante Ares I-Y Mission gestrichen worden war. Grund war die Unterfinanzierung des Programms, die die rechtzeitige Fertigstellung des ersten flugfähigen J-2X Triebwerks unmöglich machte. Stattdessen studierte man nun eine Ares I-X Prime Mission, bei der zwar nicht die Oberstufe, aber ein echter 5-Segment-Booster und das Rettungsraketensystem erprobt werden sollten.
Doch auch dazu sollte es nicht mehr kommen. Am 01.02.2010 gab der neue US Präsident Barack Obama bekannt, daß er entschlossen sei, das „Constellation“ Programm abzubrechen. Nach Monaten der Ungewißheit unterzeichnete er am 11.10.2010 tatsächlich den NASA Authorization Act 2010, der das Ende von CxP besiegelte.