Einen Test für die geplante Proben-Rückkehrmission „Chang’e“ 5 unternahm China im Oktober 2014. Im Focus der CE-5 T1 Mission stand die gesteuerte Rückführung der Wiedereintrittskapsel nach einer Umfliegung des Mondes. Im Gegensatz zu den kleinen kugelförmigen Probenkapseln der sowjetischen Luna Sonden setzte China auf das maßstäblich verkleinerte Design der bemannte Shenzhou Kapsel. Diese wiederum entsprach weitgehend der des Sojus-Raumschiffs, das einst für das abgebrochene bemannte sowjetische Mondprogramm entwickelt worden war. In unbemannter Ausführung waren unter dem Namen Sond zwischen 1968 und 1970 mehrere Rückführungen dieser Kapseln nach einer Hinterfliegung des Mondes gelungen. Nun also gab China dem Design eine neue Chance. Die Kapsel wurde mit dem DFH-3 A Bus kombiniert, der ursprünglich für Kommunikationssatelliten entwickelt worden war, aber auch bereits als Basis der Mondsonden „Chang’e“ 1 und „Chang’e“ 2 gedient hatte. Die Mission, von der kein offizieller Name bekanntgegeben wurde, startete am 23.10.2014 mit einer CZ-3 C/G2 Rakete von Xichang. Die Sonde wie auch die Endstufe der Rakete bewegten sich auf einer Bahn, die sie innerhalb von vier Tagen zum Mond bringen würde. Für die Chang’e Testmission waren allerdings mehrere Bahnmanöver vorgesehen, die für eine Hinterfliegung des Mondes innerhalb eines genau definierten Korridors sorgen sollten. In der Landekapsel der Sonde flogen neben einigen Memorabilien auch diverse biologische Proben. Auf dem Bus war u.a. ein Kamerasystem installiert, das Bilder von Erde und Mond übertrug, die an die berühmten amerikanischen und sowjetischen Aufnahmen der 1960er und 1970er Jahre erinnerten. Und auch auf der letzten Raketenstufe flog ein kleines zusätzliches Experiment namens 4M. Die Manfred Memorial Moon Mission war im Gedenken an den im April 2014 überraschend verstorbenen Gründer des deutschen Raumfahrtunternehmens OHB-System, Manfred Fuchs, konzipiert worden. Ein kleiner Sender, der von Amateurfunkern weltweit empfangen werden konnte, übertrug im Laufe der auf acht Tage angelegten Mission Telemetrieinformationen und Strahlungsmeßwerte. Obwohl man eine 90 %ige Wahrscheinlichkeit errechnet hatte, nach der die Stufe mit dem 4M Experiment bei ihrer Rückkehr zur Erde in die Atmosphäre eintreten und verglühen würde, entging sie diesem Schicksal. Und so verstummte der (hauptsächlich von nicht wieder aufladbaren Batterien gespeiste) Sender erst nach über 438 Stunden. Der „Chang’e“ Bus setzte hingegen am 31.10.2014 im Vorbeiflug an der Erde in 5.000 km Höhe die Landekapsel ab, die wie seinerzeit bei den Sond Missionen ein „skip reentry“ Manöver unternahm, bei dem zunächst Energie in der Atmosphäre abgebaut wurde, bevor der finale Eintritt erfolgte. Das Verfahren reduzierte einerseits die Belastung beim Wiedereintritt und erlaubte zudem ein „Nachsteuern“ beim Landeanflug. Die Kapsel, deren Hitzeschild der Erprobung unterschiedlicher Materialien diente, ging am 31.10.2014 um 22:42 UTC sicher im gesperrten Siziwang Verwaltungsbezirk in der inneren Mongolei am Fallschirm nieder. Wenig später waren die Bergungsmannschaften vor Ort. Eine erste Inspektion der Kapsel bestätigte eine erfolgreiche Mission. Unterdessen waren die Triebwerke des DFH-3 A Busses gezündet worden um zu verhindern, daß dieser ebenfalls in die Erdtmosphäre eintrat. Vielmehr war das Ziel, ihn auf den L2 Lagrange Punkt des Erde-Mond Systems zu manövrieren. Über diesen als Zwischenstation kehrte der Bus am 13.01.2015 wieder in einen Mondorbit zurück. Aus diesem wurden weitere Aufnahmen von der Oberfläche des Mondes zur Erde übertragen. Außerdem simulierte man die Rendezvous-Manöver, wie sie bei einer Probenrückführungsmission erwartet wurden. Auch von der letzten Raketenstufe „hörte“ man überraschend noch einmal etwas. Im Februar 2022 tauchten Presseberichte auf, wonach die ausgebrannte Zweitstufe einer SpaceX Falcon 9 Rakete in den kommenden Wochen unkontrolliert auf dem Mond aufschlagen würde. Während die Boulevardpresse das Ereignis begierig aufgriff, verstanden Wissenschaftler einen solchen Aufprall eher als Chance für wissenschaftliche Studien. Je länger sie sich mit dem bevorstehenden Einschlag und der Vorbereitung von Beobachtungsmöglichkeiten beschäftigten, desto klarer wurde, daß die zunächst angenommene Herkunft des Objekts nicht stimmig war. Obwohl generell die Datenlage zum Verbleib von Oberstufen bei Raumsondenmissionen dürftig ist, rückte bald die CE-5 T1 Mission ins Blickfeld. Tatsächlich handelte es sich wohl um deren Drittstufe, die am 04.03.2022 um 12:26 UTC einen neuen Krater auf dem Mond schlug.