Ein spektakuläres Ende nahm der vierte Start eines Cygnus Transportraumschiffs zur Internationalen Raumstation am 28.10.2014 um 22:23 UTC auf dem Raumfahrtgelände Wallops Island. Nach dem Versagen eines AJ26-62 Triebwerks bei einem Abnahmetest auf einem Teststand des John C. Stennis Space Center war die Orb-3 Mission bereits um einige Wochen verschoben worden. Obwohl der Lieferant der modifizierten, ursprünglich sowjetischen, Triebwerke, Aerojet Rocketdyne, die Ursache des Testversagens nicht eindeutig hatte ermitteln können, hatte Orbital Sciences in Absprache mit seinem Zulieferer und der NASA als Kunden den Countdown für die Versorgungsmission aufgenommen. Pünktlich hob das erste Exemplar der Antares-130 Rakete, die sich durch das weiter leistungsgesteigerte Castor-30XL Triebwerk in der Zweitstufe vom Ausgangsmodell unterschied, vom Mid-Atlantic Regional Spaceport ab. Tags zuvor hatte man den Start noch absagen müssen, weil sich ein Segelboot im gesperrten Seegebiet vor der Küste Virginas befunden hatte. Wie richtig diese Entscheidung gewesen war, sollte sich nun binnen weniger Sekunden zeigen. Kaum hatte die Rakete nämlich die Startrampe verlassen, kam es zu einer weithin sichtbaren Explosion im Triebwerksbereich der Erststufe. Die Rakete stürzte aus geringer Höhe knapp neben der Rampe ab und explodierte, obwohl der Sicherheitsoffizier im letzten Augenblick noch das Signal zur Selbstzerstörung gegeben hatte. Die Schäden am Startkomplex waren nicht eben gering, die meisten Strukturen überstanden das Feuer erstaunlicherweise aber mit überschaubaren Beschädigungen. Schlimmer waren natürlich die Auswirkungen auf das Unternehmen Orbital Sciences, das auf kommerzieller Basis einen Teil der Versorgung der ISS übernommen hatte. Deren Versorgung war zwar nicht unmittelbar gefährdet. Denn es gab ja noch eine Reihe weiterer Transportraumschiffe der ISS Partner, die die Station anflogen. Darunter auch die Dragon des Konkurrenten SpaceX. Einige Nutzlasten konnten allerdings explizit nur in dem voluminösen Frachtraum des Cygnus Raumschiffs transportiert werden. Für OSC zeigte der Fehlstart aber vor allem auf, daß man sich mit der Wahl der Triebwerke in eine Sackgassse begeben hatte. Die latenten Zweifel an den Jahrzehnte alten Triebwerken hatten sich nun erschreckend bestätigt. Schon zuvor war bekannt geworden, daß sich Orbital auf der Suche nach einem Ersatz befand, um die Antares Rakete über den laufenden Commercial Resupply Services Vertrag hinaus weiter anbieten zu können, wenn die AJ26 Triebwerke aufgebraucht sein würden. Nun mußte Orbital diesen Ersatz schneller als erwartet beschaffen und gleichzeitig seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Auch wenn in Rußland aus ähnlichen Überlegungen heraus mit dem RD-193 bereits ein Ersatz für das dort in der Sojus-2.1w 14A15 eingesetzte NK-33 Triebwerk entwickelt worden war, fiel die Entscheidung nicht leicht. Und bis wieder eine Antares Rakete von Wallops Island starten konnte, würden viele Monate vergehen. Daher mußte Orbital parallel nach einer Startmöglichkeit für die nächsten Missionen auf einer fremden Rakete suchen.
An Bord der Cygnus SS „Deke Slayton“ hatten sich nicht nur Experimente und der übliche Nachschub für die Besatzung der ISS befunden. Auch sechsundzwanzig Flock 1d 3U CubeSats für die Konstellation von Erderkundungssatelliten des Unternehmens Planet Labs waren an Bord gewesen. Weiterhin die CubeSats Arkyd 3, RACE und GOMX 2. Für die Eigner dieser Satelliten war der Verlust ein schwerer Rückschlag. Planet Labs hatte ohnehin schon Verzögerungen hinnehmen müssen, weil der Aussetzmechanismus für die Flock Satelliten auf der ISS Schaden genommen hatte. Daher war von der Flock 1 b Konstellation nur ein Teil der Satelliten pünktlich ausgesetzt worden. Der größte Teil der Satelliten befand sich noch an Bord der ISS. Nun der Verlust einer kompletten neuen Teilkonstellation. Doch man verkündete, daß das gesamte Projekt nicht gefährdet sei.
Ähnlich umfangreiche Pläne wie Planet Labs hegte auch Planetary Resources mit seinen Arkyd Satelliten. Ein Schwarm größerer Arkyd 100 Satelliten sollte mit Teleskopen zukünftig Ausschau nach Asteroiden halten, die sich als Ziel für eine kommerzielle Ausbeutung eigneten. Mit dem Arkyd 3 Satelliten hatte Planetary Resources einen Technologiedemonstrator starten wollen, der bis auf das Teleskop schon viele der zukünftigen Systeme erproben helfen sollte. Das Radiometer Atmospheric CubeSat Experiment (RACE) war einer der Gewinner des ELaNa 8 Programms der NASA. Das sicherte dem Team der University of Texas aus Austin die Unterstützung der NASA und eine Startgelegenheit. Ziel der Mission, bei der die Studenten mit dem Jet Propulsion Laboratory kooperierten, war die Erprobung des CHARM (CubeSat Hydrometric Atmospheric Radiometer Mission) Instruments, eines miniaturisierten Radiometers auf einem 3U CubeSat. Um ein so anspruchsvolles Instrument auf einem CubeSat zu integrieren, mußte eine Reihe innovativer Lösungen gefunden werden. Bei einem Erfolg hatten sich die Beteiligten neue wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wasserdampfzyklus und Energiebudget der Erde erhofft. GOMX 2 hingegen stammte von der dänischen GomSpace ApS, einer kleinen an die Ålborg Universitet angegliederten Firma. Ziel der Mission war die Erprobung eines neuen De-Orbit Systems, neuer Sender und Empfänger sowie eines Grundlagen-Experiments zur optischen Kommunikation (Singapore Precision Engineering Quality Services — SPEQS) von der National University of Singapore.