Die Wiederaufnahme der Flüge der Proton-M nach einem Fehlstart im Mai 2014 erfolgte am 27.09.2014. An diesem Tag hob die nach zusätzlichen Inspektionen freigegebene Phase III Proton-M 8K82KM mit Bris-M 14S43 Bugsierstufe von Baikonur ab. Der Start erfolgte im Auftrag des russischen Verteidigungsministeriums, eventuell auch des Geheimdienstes FSB. Entsprechend dürftig waren die freigegebenen Informationen. Selbst die Angaben zum Namen des Satelliten blieben widersprüchlich. So wurde der Satellit manchmal als Lutsch bezeichnet, was einen Datenrelais-Satelliten nahelegen würde. Auffällig war aber das Fehlen einer Nummer hinter der Typenbezeichnung. Die letzten zwischen 2011 und 2014 gestarteten Lutsch Satelliten trugen nämlich die Namen Lutsch 5 A, Lutsch 5 B und Lutsch 5 W. Erwartet wurde zwar der Start eines experimentellen Satelliten namens Lutsch 4 alias Jenissei A1. Die beiden Satelliten schienen aber keine Beziehung zueinander zu haben. In anderen Berichten wurde der Satellit auch als Olimp-K bezeichnet. Möglicherweise hatte die widersprüchliche Benennung ihre Ursache in einer Doppelrolle als militärischer Datenrelais– bzw. Kommunikations-Satellit (Lutsch) einerseits und ELINT-Satellit (Olimp-K) andererseits. Allerdings wurden auch vielfältige weitere Eigenschaften und Aufgaben kolportiert, so eine mitgeführte Laser-Kommunikations-Nutzlast oder die Fähigkeit zur Abstrahlung von GLONASS Korrektursignalen. Andere Berichte verneinten dies hingegen vehement. Jedenfalls verlief der Start wohl erfolgreich. Der Satellit erreichte einen geostationären Orbit und driftete allmählich auf seine Arbeitsposition. Eine spätere Auswertung zeigte jedoch, daß er den Januar 2015 bereits ko-positioniert mit Sesat 2 verbracht und zwischen Februar und April nahe Ekspress-AM 33 gestanden hatte. Für Aufregung sorgte der Satellit aber erst, als er im Sommer 2015 Position über 18,1° West bezog — zwischen Intelsat 7 und Intelsat 901. Dabei operierten schon diese beiden Satelliten mit einem knappen Abstand von 0,5° zueinander. Ende September 2015 näherte sich Lutsch dann einem anderen Satelliten, dem über 24,5° West stehenden Intelsat 905 bis auf 0,1°. Zweifel zum Hintergrund dieses Verhaltens bestanden bei Experten keine. Rußland erprobte offenbar seine Fähigkeit, fremde Kommunikationssatelliten im geostationären Orbit zu „belauschen“. Etwas, das die US Geheimdienste spätestens seit PAN (September 2009) und CLIO (September 2014) ebenfalls praktizierten. Vermutlich deshalb blieben die offiziellen US Stellungnahmen zu den riskanten Manövern vergleichsweise leise. Lediglich Satelliteneigner Intelsat wurde etwas deutlicher, wies aber auch nur auf die Risiken einer solch engen Annäherung und die Verantwortung Rußlands hin. Weitere Ziele der russischen Aktivitäten wurden zwischen 2014 und 2020 Skynet 4 C, Eutelsat 10 A, Intelsat New Dawn, Athena-Fidus, Paksat 1R, Türksat 4 A, Nigcomsat 1R, Intelsat 10, Eutelsat 28 B, Türksat 4 B, NSS 12 und/oder Astra 1G, Intelsat 33 E, Intelsat 906, Intelsat 17, Intelsat 20, Eutelsat 70 B, Eutelsat 21 B, Skynet 4 E, Eutelsat 5 West A und ABS 3 A. Interessanterweise wurden auch einige ältere und nicht mehr funktionstüchtige Satelliten „besucht“, so z.B. Intelsat III F-7 oder Intelsat IVA F-6 . Geheimdienstlich relevante Informationen waren hier sicherlich keine mehr zu erwarten. Aber offenbar verfügte Lutsch auch über Ausrüstung zur visuellen Inspektion seiner Ziele.