Nach einer bespiellosen Serie von Startverschiebungen und –abbrüchen, einschließlich einer mehrfachen Verlegung des Startortes, erreichte der kleine NASA Forschungssatellit ICON (Ionospheric Connection) aus dem MIDEX (Medium-Class Explorer) Programm am 11.10.2019 endlich seinen Orbit. Die Mission war an der University of California in Berkeley für die NASA konzipiert worden. Ziel des Satelliten war die Erforschung der äußeren Erdatmosphäre / Ionosphäre als Grenzbereich zwischen irdischem und Weltraumwetter. Zwischen beiden besteht eine bisher noch nicht umfassend verstandene Wechselwirkung. Besonders im Fokus von ICON stand aber der sogenannte Airglow, ein schwaches Leuchten in den höheren Atmosphärenschichten. Insgesamt vier Meßkomplexe waren auf dem Satelliten, der auf dem LEOStar-2 Bus von OSC aufbaute, untergebracht. Ursprünglich für 2017 geplant, war die ICON Mission Anfang 2018 startbereit. Im Juni 2018 befand sich die umgebaute Lockheed L-1011 „Stargazer“ mit der untergehängten Pegasus-XL Rakete auf dem Weg zum Kwajalein-Atoll, wo der Start des Satelliten geplant war. Doch während des Überführungsflugs wurde Bewegung an einem der Aktuatoren der Steuerflächen der Rakete registriert. Da der sich aber in verriegeltem Zustand hätte befinden müssen, zog das eine Zwischenlandung in Hawaii nach sich. Offenbar war das Problem größer als erwartet, so daß die Maschine nach Kalifornien zurückkehrte. Die dort unternommene eigehende Untersuchung förderte weitere Anomalien zutage, betreffend vor allem die Batterien zur Stromversorgung der Stellmotoren. Im Herbst 2018 meinte man aber die Probleme behoben zu haben. Mittlerweile war auch die Entscheidung gefallen, den Start nun von der US Ostküste zu unternehmen. Die „Stargazer“ verlegte im Oktober 2018 dorthin. Doch jetzt registrierte man neue Probleme mit dem elektrischen System (fehlerhafte GPS-Signal Anzeigen) der Rakete. Und auch das Aktuator-Phänomen tauchte wieder auf. Reparaturversuche vor Ort führten nicht zum gewünschten Ergebnis, so daß man Mitte November 2018 den Rückflug nach Kalifornien antrat. Tatsächlich zogen sich die Reparaturen und Tests, einschließlich mehrerer simulierter Testabwürfe, beinahe ein Jahr hin. Anfang Oktober 2019 war man in Florida wieder einmal startbereit. Jetzt verzögerte nur noch das Wetter den Start. Doch am 11.10.2019 war die „Stargazer“ wieder in der Luft. Und diesmal wurde die Rakete mit dem Satelliten planmäßig, wenn auch erst im zweiten Anlauf, über dem Atlantik ausgeklinkt. Präzise beförderte sie ihre Nutzlast auf den gewünschten Orbit in etwa 570 km mittlerer Höhe. Wenige Wochen nach dem dritten Jahrestag des Starts brach die Kommunikation zu ICON am 25.11.2022 ab. Zwar befand sich die Mission da bereits seit annähernd einem Jahr in der „extended“ Phase. Dennoch war es für die Wissenschaft bedauerlich, daß der für solche Fälle vorgesehene Reboot entweder nicht erfolgt oder wirkungslos geblieben war.