Die Vereinigten Arabischen Emirate, die dank ihrer wirtschaftlichen Stärke auch einen zunehmenden politischen und religiösen Einfluß in der arabischen Welt und darüber hinaus zu erlangen suchten, wandten sich in diesem Bestreben auch der Raumfahrt zu. Naheliegende Schwerpunkte waren zunächst die Kommunikation und die Erderkundung — auch unter militärischen Aspekten. Mehr Prestige versprachen aber anspruchsvollere Missionen. Die Wahl fiel dabei auf die Idee einer Raumsonde zum Mars, die Emirates Mars Mission, die anläßlich des 50. Jahrestages der Staatsgründung verwirklicht werden sollte. Die verantwortliche UAE Space Agency konnte das Projekt allerdings nicht ausschließlich mit dem heimischen Mohammed bin Rashid Space Centre (MBRSC) verwirklichen. Unterstützung suchte und fand man in den USA. Das Laboratory for Atmospheric and Space Physics (LASP) der University of Colorado at Boulder verfügte über langjährige Erfahrung bei der Instrumentierung anspruchsvoller Raumfahrtmissionen. Konkret diente die MAVEN (Mars Atmosphere and Volatile Evolution) Mission als Vorbild. Die insgesamt drei ausgewählten Instrumente an Bord der schließlich „al-Amal“ (arab. für Hoffnung) getauften Sonde waren allesamt Weiterentwicklungen erprobter Gerätschaften. An der Entwicklung von EXI (Emirates eXploration Imager) und EMUS (Emirates Mars Ultraviolet Spectrometer) an der University of Colorado waren auch Experten aus den Emiraten beteiligt. Das galt ebenso für EMIRS (Emirates Mars InfaRed Spectrometer), bei dem die Arizona State University die Leitung inne hatte. Auch das Space Sciences Lab der University of California in Berkeley war an der Ausrüstung der Sonde beteiligt. Deren Start hatten die VAE über die japanische Raumfahrtbehörde JAXA bei Mitsubishi Heavy Industries gebucht. Dank des Rückgriffs auf bewährte Technik konnte die 2014 begonnene Entwicklung von „al-Amal“ im Zeitrahmen abgeschlossen werden. Doch Anfang 2020 bedrohte ein vollkommen unerwartetes Problem die Mission. Die COVID-19 Pandemie stellte den Start in Frage. Als Problematisch erwies sich vor allem die Endabnahme am MBRSC und die Betreuung der Nutzlast durch die Experten aus den Emiraten und den USA am Startort. Angesichts der eingeschränkten Reisemöglichkeiten und Quarantänebestimmungen auf dem Höhepunkt der Pandemie mußte das Personal Wochen im voraus nach Japan abreisen, ebenso wurde die Sonde früher als ursprünglich geplant eingeflogen. Doch auch diese Hürde konnte genommen werden. Die Startvorbereitung verlief reibungslos, Rakete und Nutzlast waren bereit für den Start am 14.07.2020. Doch aufgrund einer Schlechtwetterzone mit Gewitter, Regen und Sturm mußte bereits das Rollout der H-IIA Mod. 202 aus dem Montagegebäude verschoben werden. Am 19.07.2020 hatten sich die Bedingungen dann aber für einen Startversuch gebessert. Nach dem pünktlichen Start erreichte die Zweitstufe der Rakete zunächst eine Parkbahn. Knapp eine Stunde nach dem Abheben wurde das Oberstufentriebwerk dann nochmals für vier Minuten gezündet und beschleunigte mit der Sonde auf eine interplanetare Bahn zum Mars, der sieben Monate später erreicht werden sollte. Am 17.08.2020 konnte das Projektteam den erfolgreichen Abschluß des ersten von sieben geplanten Kurskorrekturmanövern auf dem Weg zum Mars vermelden. Ein 27-minütiges Bremsmanöver, an dessen Ende die Sonde in einen Marsorbit eingeschwenkt war, wurde am 09.02.2021 um 15:42 UTC eingeleitet. Lag die Bahnhöhe anfangs noch zwischen 1.000 und 49.380 km, wandelte sich die Bahn in den folgenden drei Monaten zu einem 22.000×44.000 km Orbit. Am 23.05.2021 begann dann die eigentliche wissenschaftliche Mission. Die Bahn von „al-Amal“ bot selten günstige Bedingungen zur Beobachtung des äußeren Marsmondes „Deimos“, speziell auch von dessen marsabgewandter Seite. So konnten die bisher besten Fotos des Mondes und spektrographische Daten gewonnen werden, die die bisherige Theorie, wonach es sich bei dem Mond um einen eingefangenen D-Klasse Asteroiden aus Silicaten mit Kohlenstoffanteilen handelte, ins Wanken brachten. Die Messungen deuteten vielmehr auf eine basaltische Struktur, möglicherweise aus mehreren zusammengebackenen Brocken. Auch sonst erwiesen sich die Daten von „al-Amal“ als sehr nützlich, vor allem durch ihre direkte Vergleichbarkeit mit den Messungen der NASA Sonde MAVEN.