Nach längerer Zeit unternahm SpaceX mit seiner Falcon 9 v1.2 am 20.07.2020 wieder einen kommerziellen Start mit einem geostationären Satelliten. Zuletzt hatten sich die Einsätze überwiegend auf Versorgungsflüge zur ISS und Starts zum Aufbau der Starlink Konstellation konzentriert. Das war allerdings auch ein Zeichen des Wandels, der gerade die gesamte (Kommunikations-)Satellitenbranche und damit die Startdienstleister erfaßt hatte. In ihren Auftragsbüchern standen nur noch wenige Starts der Millionen Dollar teuren geostationären Satelliten. Den Bedarf trieb zunehmend das mobile Hochgeschwindigkeits-Internet. Ebenso wie für das Internet der Dinge waren hier aber für eine lückenlose Abdeckung und Echtzeitanwendungen gewaltige Satellitenflotten auf erdnahen bis mittleren Bahnen gefragt. Natürlich bestand jedoch auch der Markt für geostationäre Satelliten weiter. Und dank seiner günstigen Startkosten durfte sich SpaceX hier wieder als Gewinner fühlen. Die Nutzlast des Starts am 20.07.2020 war von der südkoreanischen Agency for Defense Development (ADD) unter der Projektbezeichnung KMilSatCom 1 in Auftrag gegeben worden. Als Teil eines Milliarden Dollar Rüstungsdeals hatte Südkorea 2014 bei Lockheed Martin neben vierzig F-35 Kampfflugzeugen auch den ersten dedizierten Kommunikationssatelliten für sein Militär bestellt. Der US Hersteller sah sich aber außer Stande, den Satelliten zum vereinbarten Preis zu liefern und vergab den Auftrag 2016 seinerseits an den europäischen Wettbewerber Airbus Defence and Space. Dort wurde ein Eurostar-3000 Satellit entsprechend der (geheimen) Vorgaben ausgerüstet. Der ursprünglich für den 13.07.2020 auf LC-39 A angesetzte Start wurde zunächst um einen Tag auf den 14.07.2020 verschoben und wechselte auf SLC-40 , obwohl von dort erst am 30.06.2020 der letzte Falcon 9 Start erfolgt war. Das Static Fire am 11.07.2020 verlief erfolgreich — doch zwei Tage später fiel die Entscheidung für einen Startaufschub. In der Telemetrie hatten sich Hinweise auf ein Oberstufenproblem gefunden. SpaxeX entschied sich für einen Austausch der Hardware und setzte den Start neu für den 20.07.2020 an. Abgesehen von einer halbstündigen Verzögerung wegen eines durchziehenden Regengebiets verlief der Countdown planmäßig. Problemlos erreichte der inzwischen ANASIS II (Army/Navy/Air Force Satellite Information System) getaufte Satellit den vorgesehenen Transferorbit. Auch die weiteren Missionspunkte konnten diesmal mustergültig erfüllt werden. Die Boosterstufe landete sicher auf dem ASDS „Just Read the Instructions“ — und beide Hälften der Nutzlastverkleidung konnten in den aufgespannten Netzen der Bergungsschiffe GO Ms. Tree bzw. GO Ms. Chief aufgefangen werden.