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Weihnachten 1968: Apollo 8 umkreist den Mond

Hintergrundartikel (Archiv)

Auch wenn das Apollo Programm von Anbeginn an unter enormem Zeitdruck stand, schließlich hatte US Präsident John F. Kennedy die Landung der ersten NASA Astronauten auf dem Mond bis Ende der 1960er Jahre zur nationalen Aufgabe erhoben, so auf Sicherheit bedacht war doch das Erprobungsprogramm. Sowohl die Trägerraketen der Saturn Familie, als auch die Bestandteile des Apollo Raumschiffs sollten in einem Programm qualifiziert werden, das ganz klare Ziele für die einzelnen Testmissionen definierte. Ausgehend von ballistischen Flügen mit der Saturn I, über Flüge im Erdorbit mit der Saturn IB und schließlich der Saturn V sollte die NASA lernen, Triebwerke und Raketen von nie gekannter Größe zu beherrschen. Ähnlich sollte auch die Erprobung des Apollo-​Raumschiffs und des Mondlanders vonstatten gehen. Unbemannte Erprobungsflüge im Erdorbit, gefolgt von bemannten Tests und schließlich ein mehrstufiges Programm im Mondorbit bis hin zur ersten bemannten Mondlandung. Das Gemini-​Programm hatte gezeigt, daß viele kritische Elemente einer so komplexen Mission erst nach mehreren Trainingsflügen sicher beherrscht wurden. Als Ende 1966 die NASA die Mannschaften für die ersten bemannten Apollo-​Missionen vorstellte, sahen die Planungen für die Mission E (den dritten bemannten Apollo Flug), die Erprobung der Mondlandefähre in einer hohen Erdumlaufbahn vor. Geplanter Start: Frühjahr 1969. Doch nach dem Unglück von Apollo 1, das das gesamte Programm nachhaltig verzögerte, wurden auch immer neue Probleme mit dem Lunar Module deutlich. die Apollo 8 Crew in einer TrainingspauseVor allem die Einhaltung des maximalen Startgewichts bereitete massive Probleme. Im Sommer 1968 mußte der Hersteller Grumman Aerospace eingestehen, daß das Lunar Module frühestens im Februar 1969 an die NASA übergeben werden konnte. Zu dieser Zeit bereitete die NASA den ersten bemannten Erprobungsflug des Programms mit Apollo 7 vor. Die Crew sollte dabei das Apollo CSM im Erdorbit testen. Stünde nun das Lunar Module nicht zur Verfügung, hätte dies die nächste Mission zu einer reinen Wiederholung dieses Fluges degradiert. Andererseits konnte man sich aber weitere Verzögerungen nicht mehr leisten, wollte man noch 1969 auf dem Mond landen. George Low, der Manager des Apollo Spacecraft Program Office, setzte sich daher für einen gewagten Plan ein, der versprach, das beste aus der Situation zu machen. Die Erprobung des Mondlanders mußte zwangsläufig aufgeschoben werden. Doch man konnte ein Apollo Raumschiff zum Mond schicken, diesen umfliegen und zur Erde zurückkehren. Diese Idee war schon seit vielen Monaten diskutiert worden, auch als Prestigeunternehmen, um einer eventuellen gleich gelagerten Mission der Sowjetunion zuvorzukommen. Ein solcher Flug würde den ersten bemannten Einsatz der Saturn V bedeuten und es ermöglichen, eine Reihe von Systemen und Abläufen zu erproben, die auch entscheidend für spätere Mondlandemissionen waren. AS-503 auf dem StartkomplexWährend NASA Direktor James E. Webb der Idee angesichts der Risiken kritisch gegenüberstand, unterstützte Wernher von Braun den Plan. Als auch die Apollo 8 Crew, Kommandant Frank Borman, Pilot James Lovell und Mondlander-​Pilot William Anders der Idee zustimmten, waren die Würfel gefallen. Dabei waren die Risiken nicht eben gering. Selbst nach dem erfolgreichen Flug von Apollo 7 waren die Kinderkrankheiten des neuen Raumschiffs noch nicht vollständig ausgeräumt. Und im Gegensatz zum Erdorbit gab es auf dem Flug zum Mond und zurück kaum eine Hoffnung auf Rettung, sollte ein gravierendes Problem auftreten. Vor allem hing der Erfolg der Mission vollständig vom funktionieren des Apollo-​Antriebs (Service Propulsion System) ab. Versagte das SPS, würde Apollo 8 im All stranden (wie real diese Gefahr war, wurde erst so richtig deutlich, als Apollo 13 auf den Antrieb des Mondlanders zurückgreifen mußte). Die neue Mission erhielt den Status C′. Nach der geglückten Premiere mit Apollo 7 gab die NASA am 12.11.1969 offiziell das neue Ziel der nächsten Mission bekannt. Unterdessen hatte auch der Wettlauf zum Mond an Dramatik zugenommen. Denn der Sowjetunion waren im September und November 1968 zwei zirkumlunare Missionen mit unbemannten Prototypen ihres Mondraumschiffs gelungen. In der Öffentlichkeit entstand der (unzutreffende) Eindruck, daß die Sowjetunion unmittelbar vor einer bemannten Mondmission stand. Schon das nächste Startfenster konnte die Entscheidung bringen.
die Erde gesehen von Apollo 8Der Start von Apollo 8 am 21.12.1968 von Cape Canaveral verlief weitgehend problemlos. Zwar wurde die Parkbahn im Erdorbit nur mit einiger Abweichung von den projektierten Werten erreicht, doch stellte das kein ernstes Problem dar. Auch der gefürchtete Pogo-​Effekt war innerhalb erträglicher Grenzen geblieben. Nachdem die Crew ihre Checklisten abgearbeitet hatte, erhielt sie die Freigabe für das TLI Manöver. 2:50 h nach dem Start wurde die die abgetrennte S-IVB Stufe Stufe wiedergezündet und beschleunigte Apollo 8 in Richtung Mond. Im Verlauf der Mission waren sechs Fernsehübertragungen vorgesehen, die den mitfiebernden Menschen auf der Erde einen Einblick in die Etappen der Fluges geben sollten. Am 22.12.1968 wurde aus 221.940 km Entfernung zur Erde die erste Liveübertragung gesendet. Leider konnten die drei Astronauten die Schönheit der kleiner werdenden Erde ihren Zuschauern nur schildern, zeigen konnten sie sie nicht. Denn das Teleobjektiv ließ sich nicht an der Handkamera montieren. Einen Tag später konnten die Bilder aus rund 325.000 km Entfernung nachgereicht werden. An Heiligabend, dem 24.12.1968, stand schließlich das kritische LOI (Lunar Orbit Insertion) Manöver auf dem Plan. Blick auf die erdabgewandte Seite des Mondes Hätte es nur die geringsten Bedenken gegeben, hätte Apollo 8 den Mond lediglich hinterflogen, um dann direkt wieder Kurs auf die Erde zu nehmen. Doch alle Bordsysteme arbeiteten planmäßig und auch die Crew hatte ihr anfängliches Unwohlsein, daß zweitweise Bedenken hinsichtlich einer möglichen Magen-​Darm-​Infektion hatte aufkommen lassen, überwunden. Damit war der Weg frei für das Einbremsen in einen Mondorbit. Auch aus dem Mondorbit übertrugen die Astronauten Bilder zur Erde. Besonders beeindruckend war aber die Lesung aus der Schöpfungsgeschichte der Bibel, während gleichzeitig Bilder von der Ödnis des Mondes über die Bildschirme auf der Erde flimmerten. Ungefähr 1 Milliarde Menschen in 64 Ländern der Welt hörten und sahen diese Übertragung live, in 30 weiteren Ländern wurde später eine Aufzeichnung gesendet! Auch die Crew ließ die beeindruckenden Bilder auf sich wirken, vor allem auch jene berühmte Szene des Erdaufgangs über dem Mondhorizont. Daneben widmeten sich die drei Astronauten aber auch ingenieurtechnischen und wissenschaftlichen Experimenten, bis sie den Rückflug zur Erde antraten. Immer perfekter handhabte die Crew dabei ihr Raumschiff, das sich gut bewährte. Schließlich wasserte das Apollo CM nur 4 km vom Bergungsschiff USS „Yorktown“ entfernt im Pazifik. Eine nahezu perfekte Mission war zu Ende gegangen.
Für die NASA hatte sich der hohe Einsatz gelohnt. Man hatte wertvolle Erfahrungen gesammelt und die Zeit bis zur Verfügbarkeit des Lunar Module geschickt überbrückt. Willkommen auf der „Yorktown” Vor allem aber hatte man das sowjetische Mondprogramm unwissentlich schwer getroffen. Denn das dortige Mondlandeprogramm lag nahezu hoffnungslos hinter dem amerikanischen zurück. Nur noch eine Katastrophe, die das Apollo-​Programm nachhaltig verzögerte, konnte helfen, den Rückstand aufzuholen. Demgegenüber war das parallel laufende Programm für die bemannte Mondumrundung nicht ganz soweit abgeschlagen. Zwar waren auch die letzten Sond Missionen, unbemannte Erprobungen des für dieses Programm entwickelten zweisitzigen Raumschiffs alles andere als perfekt verlaufen. Bis zum Flug von Apollo 8 hatte man aber das Jahrhundertfoto...gehofft, die Probleme überwinden und den Amerikanern zuvorkommen zu können. Als diese Chance vertan war, setzten endlose Diskussionen über die Zukunft des Programms ein, die schließlich mit der Entscheidung endeten, auf eine bemannte Mondumkreisung zu verzichten. Im Propagandawettstreit wäre ein bloßes Wiederholen einer NASA Mission dem Eingeständnis einer Niederlage gleichgekommen.
Die NASA schöpfte dagegen Zuversicht, daß die gesteckten Ziele erreichbar waren. Und das von Anders aufgenommene Bild der zerbrechlich wirkenden Erde über dem grauen Mondhorizont avancierte zu einem der bekanntesten Fotos des 20. Jahrhunderts. Zusammen mit Lovells Erkenntnis: Die riesenhafte Einsamkeit des Mondes hier oben ist furchteinflößend, und sie lässt einen erst begreifen, was ihr zu Hause auf der Erde wirklich habt. Von hier aus gesehen ist die Erde eine grandiose Oase in der weiten Wüste des Weltalls… befruchtete dieses Bild die Anfänge der Umweltschutzbewegung. Und noch heute kann man sich dem Eindruck der Bilder schwer entziehen.