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Einen umfangreichen Test ihres Antisatelliten-​Systems unternahm die Sowjetunion im April 1971. Dazu wurde am 04.04.1971 der Jagdsatellit Kosmos 404 mit einer Zyklon-​2 11K69  von Baikonur gestartet. Der I2P Satellit fing wenig später erfolgreich den Zielsatelliten Kosmos 400 ab, wobei eine Reihe neuer Verfahren erprobt wurden. Diesmal manövrierte der Jagdsatellit aus einem 148×632 km Ausgangsorbit auf eine Abfangbahn, die erstmals knapp unterhalb der des Zieles lag. Dabei wurden wohl auch neue Flugführungs– und Zielerfassungssysteme getestet. Der langsame Vorbeiflug dreieinhalb Stunden nach dem Start erfolgte nach westlichen Beobachtungen mit vergleichsweise großen 8 km Abstand. Einer russischen Quelle zufolge gelang hingegen eine Annäherung auf weniger als 10 m, deutlich besser als die 50 m, die die Konstruktuere als letale Distanz bei Zündung der Schrapnell-​Ladung ansahen. Doch wie schon beim vorhergehenden Test mit Kosmos 394 und 397 bestätigten die Telemetriedaten zwar das Abfeuern der Ladung, jedoch nicht den Einschlag der Splitter im Zielsatelliten. Erst eine gründliche Untersuchung förderte später zutage, daß ein konstruktiver Defekt in der Mehrzahl der im Konstruktionsbüro Wladimir N. Tschelomej simulierten Fälle bei der Nutzlasttrennung vorzeitig die Antennen der Jagdsatelliten ausklappte und den Sprengkopf ausfuhr. Letzterer blockierte dabei jedoch auf halbem Wege. Bei Zündung der Ladung flog nun der größte Teil der Fragmente unter einem Winkel von 40 bis 60° seitlich weg, statt in Flugrichtung. Unter diesen Umständen war nur ein Zufallstreffer möglich. Die Trennvorrichtung war zwar schon längst überarbeitet worden. Doch hatte niemand gewagt, den Mangel öffentlich zu machen und ihn bei den bereits ans Militär ausgelieferten Systemen zu beheben.