Geschichte & Geschichten aus mehr als 6 Jahrzehnten Raumfahrt
Am 4. Oktober 1957 trat die Menschheit in ein neues Zeitalter ein, als von einer geheimen Raketenbasis in der kasachischen Steppe eine nur leicht modifizierte Interkontinentalrakete mit dem ersten künstlichen Erdsatelliten an Bord startete. Als dieser Minuten später den Orbit erreicht hatte, war das ein Ereignis, dessen Bedeutung zunächst noch niemand überblickte. Doch es sollte die kommenden Jahrzehnte nachhaltig prägen. [mehr]
Nach dem politischen Erdbeben, das der Start des ersten Satelliten durch die Sowjetunion ausgelöst hatte, vergingen knapp vier Monate, bis die USA gleichziehen konnten. Mittlerweile hatte die Sowjetunion mit dem Start der Hündin Laika an Bord von Sputnik 2 aber bereits neue Maßstäbe gesetzt… [mehr]
Seit 1958 lieferten sich die Sowjetunion und die USA einen Wettlauf um das Erreichen des nächsten „naheliegenden“ Ziels, des Mondes. Und wieder lag die Sowjetunion in diesem ersten „Wettlauf zum Mond“ vorn. Wenn auch erst nach einigen Rückschlägen konnte sie im Laufe des Jahres 1959 die erste Sonde in Mondnähe, den ersten Aufschlag einer Sonde auf dem Mond und schließlich die ersten Bilder von der erdabgewandten Seite des Mondes für sich reklamieren. [mehr]
Die Überlegenheit der USA auf den Gebieten Miniaturisierung und Elektronik begann sich 1960 auch mit ersten nennenswerten Erfolgen auf dem Gebiet der Raumfahrt auszuzahlen. Den praktischen Nutzen der Raumfahrt für die Allgemeinheit ließen der erste meteorologische Satellit ebenso erahnen, wie Prototypen von Navigations– und Kommunikationssatelliten. Das größte Aufsehen erregte aber die erstmalige Bergung einer von einem Satelliten im Orbit ausgestoßenen Kapsel. [mehr]
Ein Menschheitstraum wurde Wirklichkeit, als am 12. April 1961 der sowjetische Jagdflieger Juri Gagarin in seinem Raumschiff Wostok einmal die Erde umkreiste. Diese 108 Minuten veränderten für immer den Blick des Menschen auf seinen Heimatplaneten. Dazu trug auch die Persönlichkeit Gagarins bei, der sich nicht nur als ein ausgezeichneter Botschafter des kommunistischen Systems erwies, sondern auch als Mahner für den Erhalt des Blauen Planeten, den er als erster Mensch aus dieser Perspektive hatte sehen dürfen. [mehr]
Der Demütigung, auch beim Rennen um den ersten Menschen im All wieder nur Zweiter geworden zu sein, konnte die NASA zunächst nur wenig entgegensetzen. In dieser Situation fühlte der junge US Präsident John F. Kennedy, daß es einer außergewöhnlichen Anstrengung bedurfte, die Führung im Weltraum zu übernehmen. Am 12. September 1962 bekräftigte er bei einer Rede an der Rice University das nationale Ziel, noch vor dem Ende des Jahrzehnts Astronauten auf dem Mond landen zu lassen. „We choose to go to the Moon…„ [mehr]
Eine propagandistische Meisterleistung vollbrachte die Sowjetunion im Juni 1963 mit dem Flug der ersten Frau, Walentina Tereschkowa, in den Weltraum. Damit gelang es Sergej P. Koroljow, dem Kopf des sowjetischen Raumfahrtprogramms, mit dem eigentlich bereits obsoleten Wostok Raumschiff nochmal eine weltweit beachtete Premiere abzuliefern. Ausgerechnet in der russischen Raumfahrt sind Frauen aber bis heute deutlich unterrepräsentiert. [mehr]
Auch wenn die Sowjetunion die ersten Bilder des Mondes aus Nahdistanz übertragen hatte, so war es doch die NASA, die 1964 erste wirkliche hochauflösende Aufnahmen gewinnen konnte. Das von zahllosen Rückschlägen geplagte Ranger-Programm erlebte seinen ersten Erfolg, als Ranger VII am 31. Juli 1964 über 4.000 TV-Bilder des übertrug, bevor die Sonde planmäßig auf der Mondoberfläche aufschlug. Die besten Aufnahmen ließen dabei Details bis zu 50 cm Größe erkennen. [mehr]
Zu den Dingen, die die NASA im Rahmen des Gemini-Programms erarbeiten wollte, war der Nachweis, daß Astronauten im Weltraum außerhalb des Raumschiffs arbeitsfähig waren. Hier bot sich der Sowjetunion die Gelegenheit dem zuvorzukommen. Eine Wostok-Kapsel wurde zum Zweisitzer umgebaut und mit einer entfaltbaren Luftschleuse versehen. Die Bilder, die den Kosmonauten Alexej Leonow am 18. März 1965 in seinem Raumanzug über der Erde schwebend zeigten verfehlten ihre Wirkung nicht. [mehr]
Nach Jahren anhaltender Fehlschläge gelang der Sowjetunion am 3. Februar 1966 mit Luna 9 endlich die langersehnte weiche Landung auf dem Erdmond. Mit der Übertragung von Meßdaten und Panoramabildern direkt von der Oberfläche eines fremden Himmelskörpers war man den USA damit um einige Monate zuvorgekommen. Die NASA Sonde Surveyor 1 folgte erst am 2. Juni 1966, lieferte aber ein Vielfaches an Daten des gesamten Luna E-6 Programms. [mehr]
Das US Raumfahrtprogramm forderte am 27. Januar 1967 seine ersten Todesopfer (wenn man von nicht unmittelbar in Verbindung stehenden Unfällen absieht). Virgil Grissom, Edward White und Roger Chaffee verbrannten bei einem Bodentraining in ihrer Kapsel für den ersten bemannten Apollo-Flug. Das Unglück offenbarte schwere technische und organisatorische Mängel. Deren Behebung verzögerte das Mondlandeprogramm, trug aber letztlich wohl zu seinem Erfolg bei. [mehr]
Keine zwei Jahre nach dem tragischen Tod der Apollo 1 Besatzung umflogen drei ihrer Kameraden in Apollo 8 den Mond. An Weihnachten 1968 rezitierten sie nicht nur aus dem Buch Genesis des christlichen Alten Testaments. Sie fotografierten und filmten auch den Aufgang der Erde über dem Mondhorizont. Bereits Zeitgenossen bezeichneten das Motiv, das zu einer Ikone der Umweltschutzbewegung werden sollte, als „Foto des Jahrhunderts“. [mehr]
Am 20. Juli 1969 erfüllte die Besatzung der Apollo 11 Mondlandefähre „Eagle“ das Vermächtnis des ermordeten US Präsidenten John F. Kennedy. Die ersten Menschen, US Amerikaner, waren tatsächlich noch vor dem Ende des Jahrzehnts auf dem Erdmond gelandet. Ein Ereignis, das schätzungsweise eine halbe Milliarde Menschen live an ihren Fernsehgeräten verfolgte. Die Bilder prägten das Bewußtsein einer ganzen Generation. [mehr]
Noch einmal machte das Apollo Programm, an dem das öffentliche Interesse bereits zu erlahmen begonnen hatte, weltweite Schlagzeilen, als es am 14. April 1970 zu einer Explosion an Bord von Apollo 13 kam. Nur der Kaltblütigkeit der Crew, ihrem technischen Geschick, dem uneingeschränkten Einsatz aller Projektbeteiligten auf der Erde und wohl auch einer gehörigen Portion Glück war es zu verdanken, daß die Mission zu einem glücklichen Ende kam. Noch heute gilt der „erfolgreiche Fehlschlag“ als Sternstunde der NASA. [mehr]
Die Sowjetunion, die den „Wettlauf zum Mond“ klar verloren hatte, ohne auch nur eine realistische Chance auf Erfolg gehabt zu haben, reagierte darauf mit der erstmaligen Erarbeitung einer echten langfristigen Strategie zur Erforschung und Nutzung des Weltraums. Große Hoffnungen setzte man dabei auf die dauerhafte Präsenz von Menschen auf einer Raumstation im erdnahen Raum. Auch wenn sich der erhoffte militärische und wirtschaftliche Nutzen nicht einstellte, wurde die Sowjetunion doch ab 1971 zum Vorreiter auf dem Gebiet bemannter Langzeitflüge. [mehr]
Erstmals startete die NASA 1972 mit Pioneer 10 eine Raumsonde zu den Grenzen unseres Sonnensystems. Eigentliches Ziel der Mission war aber die Erkundung des Gasriesen Planeten Jupiter. Daß die Sonde danach den Einflußbereich der Sonne verlassen würde, war jedoch eingeplant. Und so erhielt sie als erstes von Menschen gefertigtes Raumfahrzeug eine Plakette mit Hinweisen auf ihre Erbauer. In etwa 2 Millionen Jahren erreichte die Sonde voraussichtlich den Stern Aldebaran. Mit einer Botschaft der dann wohl längst ausgestorbenen menschlichen Rasse. [mehr]
In den Jahren 1973⁄74 dominierte die NASA mit ihrer Raumstation Skylab noch einmal die Entwicklung der bemannten Raumfahrt. Die auch nach heutigen Maßstäben geräumige Station bot fast das vierfache nutzbare Volumen der sowjetischen Saljut und war vollgestopft mit wissenschaftlicher Ausrüstung. Drei Besatzungen akkumulierten 513 Manntage an Weltraumerfahrung, schraubten die individuelle Flugdauer auf 84 Tage. Doch lag diese Erfahrung anschließend zweieinhalb Jahrzehnte brach. [mehr]
Zu den wenigen, noch nicht durch Raumsonden erforschten Planeten des Sonnensystems zählte in den 1970er Jahren neben den äußeren Planeten Uranus, Neptun und Pluto auch Merkur. Hier lag das Problem weniger in der langen Flugzeit. als in der großen Nähe zur Sonne. Obwohl die im November 1973 gestartete Mariner 10 Sonde nicht in einen Orbit um Merkur einschwenkte, erlaubte eine komplexe Bahn um die Sonne mehrere Vorbeiflüge, bei denen erstmals im März 1974 detaillierte Bilder und Meßdaten von Merkur gewonnen werden konnten. [mehr]
Auch wenn das Ausmaß der Zusammenarbeit wie 1975 beim gemeinsamen Raumflug eines sowjetischen Sojus– und eines amerikanischen Apollo-Raumschiffs lange nicht wieder erreicht wurde — das ASTP legte mitten im Kalten Krieg den Grundstein für eine Jahrzehnte überdauernde Kooperation der beiden Nationen bei der friedlichen Erforschung des Kosmos. Institutionell wie auf persönlicher Ebene. Ohne das damals gewonnene Vertrauen wäre die Internationale Raumstation nicht zu verwirklichen gewesen. [mehr]
Obwohl der Mars zu den ersten Planeten gehört hatte, denen sich in den 1960er Jahren die planetare Raumfahrt zuwandte, lieferten erst die beiden Viking Doppel-Sonden (jeweils ein Orbiter und ein Lander) der NASA eine solche Fülle an Daten, die das globale Verständnis des Planeten erlaubte. 1976 bis 1982(!) sendeten die Sonden auch heute noch wertvolle Daten. Vor allem erstmals direkt von der Planetenoberfläche. [mehr]
Die NASA ergriff mit dem Start von zwei interplanetaren Raumsonden im Jahr 1977 eine Gelegenheit zur Erkundung der äußeren Planeten, die sich aus bahnmechanischen Gründen so nur alle 175 Jahre bietet. 1964 wurde die Idee der „Grand Tour“ geboren und 1972 in das NASA Programm aufgenommen. Die beiden Voyager Sonden bereicherten unser Wissen über die äußeren Planeten ungemein. Als Symbol des technischen Fortschritts wurden sie sogar Teil der zeitgenössischen Popkultur der 1980er Jahre und darüber hinaus. [mehr]
Auf Grundlage eines Angebots, das die Sowjetunion befreundeten Nationen im Rahmen des INTERKOSMOS Programms unterbreitet hatte, flogen ab 1978 Kosmonauten sozialistischer Länder zur Raumstation Saljut 6. Dort forschten sie knapp eine Woche und trugen mit ihren für die jeweiligen Missionen entwickelten nationalen Experimenten zum Erfolg des sowjetischen Raumfahrtprogramms bei. Als dritter „Interkosmonaut“ flog im August 1978 der erste Deutsche, der NVA Jagdflieger Sigmund Jähn, ins All. [mehr]
Als Reaktion auf den Unwillen der USA, potentiell kommerziell nutzbare Nutzlasten (Kommunikationssatelliten) befreundeter Nationen mit NASA Raketen zu starten, vollzogen eine Reihe europäischer Staaten im Rahmen der ESA die Entwicklung einer eigenen Trägerrakete. Technologisch eher konventionell gehalten, kam sie 1979 gerade rechtzeitig auf den Markt, um den stark wachsenden Bedarf an kommerziellen Startdienstleistungen zu befriedigen und legte den Grundstein für eine fast drei Jahrzehnte währende Dominanz. [mehr]
Mit dem erfolgreichen Start einer vierstufigen Feststoffrakete SLV-3 wurde Indien 1980 (im zweiten Anlauf) Mitglied des exklusiven „Clubs“ der Raumfahrtnationen. Obwohl das indische Raumfahrtprogramm sehr langfristig angelegt war, konnte damals kaum jemand erwarten, daß Indien drei Jahrzehnte später zu einem der etabliertesten Startprovider aufgestiegen sein würde. [mehr]
Ein vollkommen neues Kapitel der bemannten Raumfahrt wollte die NASA mit dem Space Shuttle, einem wiederverwendbaren geflügelten Raumfahrzeug, aufschlagen. Die Leistungsdaten des Systems waren beeindruckend. Hinsichtlich Nutzlastkapazität und –volumen sowie Besatzungsstärke setzte das am 12. April 1981 erstmals gestartete Shuttle Maßstäbe. Doch in seiner Komplexität erwies es sich leider als Irrweg, der vor allem das Versprechen der drastischen Kostensenkung nicht einhalten konnte. [mehr]
Die erfolgreichste, langlebigste und letzte Raumstation des 1971 begonnenen Saljut Programms wurde am 19. April 1982 in Baikonur gestartet. Bis 1986 forschten in ihr zahlreiche Stamm– und Gastbesatzungen, darunter auch Besucher aus Frankreich (1982) und Indien (1984). Während die USA (mangels einer Raumstation als Ziel) an regelmäßigen Kurzzeitflügen mit dem Space Shuttle arbeiteten, perfektionierte die Sowjetunion mit Saljut 7 zeitgleich den Routinebetrieb einer Raumstation. [mehr]
Trotz einer geräumigen und komfortablen Besatzungskabine eignete sich das Space Shuttle nur bedingt für wissenschaftliche Forschungsmissionen, bei denen die Experimente durch Astronauten betreut werden mußten. Dieses Manko hatte die NASA frühzeitig erkannt und mit dem ESA-Vorläufer ESRO einen Vertrag über die Entwicklung eines variabel nutzbaren Forschungsmoduls für die Nutzlastbucht geschlossen. Im November 1983 flog dieses „Spacelab“ zum ersten Mal, kam aber insgesamt zu selten zum Einsatz. [mehr]
Zu den prägenden Bildern der Raumfahrt der 1980er Jahre zählte jenes, das den Astronauten Bruce McCandless im Februar 1984 frei schwebend neben dem Space Shuttle „Challenger“ zeigt. Die NASA, die in der Wartung und Reparatur von Satelliten eines der kommenden Aufgabengebiete des Space Shuttle sah, hatte frühzeitig die MMU Freiflug-Manövriereinheit in Auftrag gegeben, die den Astronauten die notwendige Freiheit verleihen sollte. Wie das Shuttle selbst erwies sich auch die MMU letztlich als im Betrieb zu komplex und teuer. [mehr]
In einem noch nie dagewesenen riskanten Manöver koppelten am 8. Juni 1985 die Kosmonauten Wladimir Dshanibekow und Viktor Sawinych mit ihrem Sojus T-13 Raumschiff an der seit Februar tot im All treibenden Raumstation Saljut 7 an. Unter extremen Bedingungen gelang ihnen die Reparatur und Wiederinbetriebnahme der elektrisch vollkommen toten und schockgefrorenen Station. Auch wenn danach kein umfangreicherer Betrieb von Saljut 7 wieder etabliert wurde, bleibt die Rettungsmission der beiden Kosmonauten als wahre Meisterleistung in Erinnerung. [mehr]
Lähmendes Entsetzen hinterließen die Bilder, die an einem kalten Januartag 1986 weltweit die Nachrichtensendungen dominierten. 73 Sekunden nach dem Start vom KSC war die „Challenger“ in einer Explosionswolke verschwunden. Die siebenköpfige Crew, darunter mit Christa McAuliffe erstmals eine Lehrerin, hatten keine Überlebenschance. Das, wie sich herausstellte, vermeidbare Unglück hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Ausrichtung des Space Shuttle Programms. [mehr]
Während sich die US Raumfahrt nach der „Challenger“ Katastrophe in ihrer tiefsten Krise befand, erlebte die sowjetische eine unerwartete späte Blüte. Mit der 1986 gestarteten neuen modularen Raumstation Mir konnte das bemannte Programm systematisch ausgebaut werden. Und die am 15. Mai 1987 erstmals gestartete super-schwere Trägerrakete „Energija“ eröffnete vollkommen neue Möglichkeiten. So schien es wenigstens. Denn letztlich waren es Glanzleistungen einer vor dem Zusammenbruch stehenden Volkswirtschaft. [mehr]
Nachdem die NASA die Entwicklung des Space Shuttle verkündet hatte, verfestigte sich in der sowjetischen Führung der Eindruck, daß das Projekt einen militärischen Hintergrund haben müsse. Man entschied sich zu einer symmetrischen Antwort und entwickelte in einem nationalen Kraftakt ein mindestens ebenbürtiges System. Am 15. November 1988 brachte eine „Energija“ Rakete den unbemannten Orbiter „Buran“ in den Orbit. Ein schaler Triumph, denn es gab für das System weder eine Anwendung noch Geld für die Fortführung des Programms. [mehr]
Die über ein Jahrzehnt zuvor gestartete NASA Raumsonde Voyager 2 passierte am 25. August 1989 als erstes von Menschen geschaffenes Objekt den Planeten Neptun, den zu diesem Zeitpunkt äußersten Planeten unseres Sonnensystems. Zwar verbarg die dichte Atmosphäre Oberflächendetails, dafür wurden vollkommen unerwartet bemerkenswert intensive Wetterphänomene dokumentiert. Auch das noch nicht lange bekannte Ringsystem des Planeten gab den Forschern bei näherer Betrachtung Rätsel auf. [mehr]
Eine der bedeutendsten Nutzlasten des Space Shuttle Programms war das riesige Hubble Space Telescope, das die „Discovery“ im April 1990 in den Orbit transportierte. Seine großartigen Aufnahmen von Sternenhaufen, Spiralgalaxien und Gaswolken begeisterten über Jahrzehnte nicht nur die Wissenschaftler, sondern faszinierten auch Laien. Und auch die wiederholten Reparatur– und Wartungsmissionen des Space Shuttle zum Unterhalt des HST zählten zu den Höhepunkten der Raumfahrtgeschichte. [mehr]
Das Jahr 1991 brachte turbulente politische Entwicklungen für die krisengeschüttelte Sowjetunion. Inmitten dieser lief das Mir Programm zunächst planmäßig weiter. Ausgerechnet kurz vor dem Augustputsch, der zum Ende der Sowjetunion führte, hisste der Kosmonaut Anatoli Arzebarski bei einem Außenbordmanöver aus einer Laune heraus am Ende eines 14 Meter Gittermastes eine Sowjetfahne. Als am 26.12.1991 die Sowjetunion offiziell aufhörte zu existieren und die Flaggen überall eingeholt wurden, „wehte“ ein Exemplar 350 km über den Köpfen weiter. [mehr]
Das europäische Großprojekt für einen eigenen bemannten Zugang zum Weltraum wurde 1992 sang– und klanglos beerdigt. Die Entwicklung des kleinen Raumgleiters HERMES hatte nie eine ausreichende Finanzierung bewilligt bekommen. Dazu kamen gravierende technische Probleme schon in der Projektphase. Bei der ESA-Ratssitzung in Grenada im November 1992 wurde beschlossen, für bemannte Flüge auf die günstigen Angebote Rußlands zurückzugreifen — und die Finanzierung eigener Projekte einzustellen. [mehr]
Nach der Inbetriebnahme des Weltraumteleskops „Hubble“ im Jahr 1990 hatte sich bei den Wissenschaftlern zunächst Enttäuschung breit gemacht. Ausgerechnet die Hauptkamera lieferte wegen eines Fehlers im optischen System nur unscharfe Bilder. Dreieinhalb Jahre später vollzog die Besatzung der „Endeavour“ eine spektakuläre Reparatur im All. Die Bilder davon gingen um die Welt. [mehr]
Die US Raumsonde „Magellan“, die 1990 bis 1992 die Venus per Radar kartiert hatte, beendete am 12. Oktober 1994 ihre Mission und verglühte in der Atmosphäre unseres Nachbarplaneten. Zwar hatten sowjetische Raumsonden zuvor bereits Teile der Venusoberfläche per Radar abgetastet. Doch die Karte von „Magellan“, die ca. 98% der Oberfläche abdeckte, setzte hinsichtlich ihres Umfangs und der Detaillierung bis heute unübertroffene Maßstäbe. [mehr]
1992 hatten die Präsidenten Rußlands und der USA eine Vereinbarung über gemeinsame Raumfahrtprojekte unterzeichnet, die die Grundlage für das sogenannte Shuttle-Mir-Programm legte. Nach mehreren vorbereitenden Missionen flog im März 1995 mit Norman Thagard erstmals ein US Astronaut an Bord eines russischen Sojus-Raumschiffs zur Raumstation Mir und Ende Juni dockte dort die US Raumfähre „Atlantis“ für fünf Tage an. Finanziell sicherte das Programm das Überleben der russischen Raumfahrt. [mehr]
Noch heute gilt der Fehlstart der ersten Ariane-5 Rakete im Juni 1996 als Musterbeispiel für Fehler in der Softwareentwicklung wie auch im Projektmanagement, die es unbedingt zu vermeiden gilt. Die Rakete flog mit Programmcode, der in Teilen vom Vorläufer Ariane-4 übernommen worden war, ohne ihn ausreichend anzupassen oder im Gesamtzusammenhang zu testen. Mit 370 Mio. $ Schadenssumme gilt der Fehlstart bis heute als einer der teuersten Softwarefehler. [mehr]
Mehr als zweieinhalb Jahrzehnte nach dem ersten unbemannten sowjetischen Mondmobil Lunochod fuhr im Juli 1997 wieder ein ferngesteuerter Rover über einen fremden Himmelskörper. Der winzige „Sojourner“ legte zwar nur wenig mehr als 100 Meter zurück, doch gerieten seine Landung und die folgenden Erkundungen auf dem Mars zu einem ungeahnten Medienspektakel. Dazu trug auch bei, daß die NASA viele Ereignisse der Mission praktisch live im damals noch ziemlich neuen Medium Internet publizierte. [mehr]
Eine neue Qualität erreichte die amerikanisch-russische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Raumfahrt im November 1998 mit dem Start des (in Rußland gebauten) Basisblocks der Internationalen Raumstation. Während die geplanten US Raumstationen Freedom und Alpha nicht über den Bau von Attrappen hinausgekommen waren, hatte sich dank des neuen Partners Rußland nun endlich die Gelegenheit eröffnet, eine modulare Großraumstation in internationaler Zusammenarbeit zu realisieren. [mehr]
Für die US Marsforschung war 1999 ein schwarzes Jahr. Im September 1999 war der Mars Climate Orbiter statt in eine Umlaufbahn um den Mars einzuschwenken, in die Atmosphäre des Planeten eingetreten und zerbrochen. Und im Dezember brach der Kontakt zum Mars Polar Lander nach Zündung der Retrotriebwerke ab. Obwohl beide Fehlschläge letztlich auf Managementfehler zurück gingen, war der Hintergrund des MCO Verlusts schon einmalig: ein Umrechnungsfehler zwischen metrischen und „imperialen“ Einheiten. [mehr]
Nach den technischen Modulen „Sarja“ und „Unity“ erweiterte das Wohnmodul „Swjesda“ im Juli 2000 die Internationale Raumstation zu einem voll einsetzbaren Raumlabor. Am 02. November 2000 zog die erste dreiköpfige Stammbesatzung ein, die seither trotz Fehlstarts und Unglücksfällen permanent von Raumfahrern aus den am Projekt beteiligten Ländern besetzt geblieben ist. [mehr]
Der Stolz der sowjetischen und russischen Raumfahrt, die Raumstation Mir, verglühte am 23. März 2001 über dem Pazifik in der Atmosphäre. Über 15 Jahre hatte dieses Meisterstück der Ingenieurskunst, zuletzt mit viel Improvisationstalent, Menschen im Kosmos eine Heimstatt geboten. Doch zuletzt war ein Weiterbetrieb weder sinnvoll noch finanzierbar. Auch Weltraumtourismus hatte sich nicht als der erhoffte Ausweg erwiesen, [mehr]
Was ESA und Arianespace für ein eher unkritisches Upgrade zur Leistungssteigerung gehalten hatten, stürzte das europäische Trägerraketenprogramm Ende 2002 in eine Krise, deren Auswirkungen noch fast zwei Jahrzehnte zu spüren waren. Bei ihrem Jungfernflug versagte das Vulcain-2 Triebwerk der „10-Tonnen Ariane“. Die notwendige Re-Qualifizierungskampagne aber verbrauchte die Finanzmittel, die eigentlich für eine bessere Oberstufe eingeplant gewesen waren. [mehr]
Einen schwarzen Tag erlebte die NASA am 1. Februar 2003. Die Raumfähre „Columbia“ kehrte von einer erfolgreichen, aber wenig beachteten, Forschungsmission zu Erde zurück, als in 60 km Höhe über Texas der Funkkontakt abbrach. Augenblicke später regneten Trümmer über den Südstaaten der USA nieder. Der Verlust der zweiten Shuttle Crew läutete das Ende des Programms ein. Die NASA beschloß in einer umstrittenen Entscheidung die Rückkehr zum Kapseldesign. [mehr]
Im Januar 2004 landeten zwei kleine Rover auf dem Mars, die in den folgenden Jahren alle Erwartungen in den Schatten stellen sollten. Ausgelegt für eine primäre Wissenschaftsmission von 90 Tagen operierte „Spirit“ bis zum März 2010, während der Kontakt zu „Opportunity“ erst im Juni 2018 abbrach. In dieser Zeit wurden Unmengen wissenschaftlicher Daten gesammelt, die viel zum Verständnis der Prozesse auf dem Mars beitrugen. Und auch für die Ingenieure erwies sich die Doppelmission als ungemein wertvoll. [mehr]
Die europäische Raumfahrtorganisation ESA schrieb im Januar 2005 Geschichte, als ihre Landesonde „Huygens“ sicher auf dem Saturn-Mond Titan landete und stundenlang Bilder und Meßdaten von dessen Oberfläche übertrug. Titan, neben der Erde der einzig bekannte Himmelskörper im Sonnensystem, auf dessen Oberfläche Flüssigkeiten (Seen aus flüssigen Kohlenwasserstoffen) vorkommen, zählt zu den exotischsten Objekten in unserem Sonnensystem. Und überhaupt war dies die erste Landung auf dem Mond eines fremden Planeten. [mehr]
Mehr als ein Jahrzehnt nach dem letzten vergleichbaren Versuch unternahm mit dem Unternehmen SpaceX wieder jemand den Versuch, kostengünstig einen alternativen Zugang zum Weltraum zu entwickeln. Unternehmensgründer Elon Musk verfügte allerdings über einen deutlich besseren finanziellen Rückhalt als seine gescheiterten Vorgänger. Und er hatte eine größere Vision als die, lediglich eine Nische neben den Angeboten der großen Raumfahrtkonzernen zu besetzen. Doch zunächst mußte auch er Rückschläge hinnehmen, wie jenen im März 2006. [mehr]
Eine fatale Entscheidung traf die chinesische Staats– und Parteiführung, als sie ihrem Militär den Auftrag erteilte, in einer nie dagewesenen Machtdemonstration mit einer bodengestützten Rakete einen ausgedienten eigenen Satelliten abzuschießen. Technisch und militärisch war das Unternehmen im Januar 2007 ein Erfolg, doch geschätzt 40.000 Trümmer von wenigstens Zentimetergröße (und Millionen kleinere) bedrohen seither die Zukunft der Raumfahrt. [mehr]
Einer der wichtigsten Beiträge der ESA zum ISS Projekt war die Entwicklung des Frachtraumschiffs ATV und sein Einsatz zur Versorgung der Internationalen Raumstation. Doch wie so oft in der europäischen Raumfahrt erwies sich auch diese Entwicklung als Sackgasse. Nach nur fünf Exemplaren eingestellt, hätte das System die Basis eines bemannten Raumfahrzeugs bilden können. Über eine erprobte Kapsel im „Apollo-Design“ verfügte man mit dem ARD Entwurf bereits seit 1998. [mehr]
Praktisch zeitgleich mit der europäischen Raumfahrtbehörde ESA stieg auch die japanische JAXA im September 2009 mit einem eigenen Frachtraumschiff in die Versorgung der ISS ein. Ihr H-II Transfer Vehicle „Kounotori“, zeichnete sich vor allem durch die Fähigkeit aus, große Nutzlasten außenbords in einer nicht druckbeaufschlagten Sektion zu transportieren. Im Gegensatz zum ATV wurde das HTV laufend weiterentwickelt und war auch Gegenstand konkreter Pläne für ein Raumschiff mit Fracht-Rückführungskapazität. [mehr]
Während sich die NASA gerade vom Konzept eines geflügelten wiederverwendbaren Raumschiffs verabschiedet hatte, setzte die USAF Anfang des neuen Jahrtausends genau darauf. Ursprünglich von der NASA als kleines Rettungsraumschiff für die ISS in Betracht gezogen, hatte die USAF die Entwicklung nach eigenen Vorstellungen vollendet. Seit seinem Erstflug im April 2010 hat das Orbital Test Vehicle inzwischen mehrere unbemannte Geheimmissionen von bis zu 2 Jahren Dauer absolviert. [mehr]
Mit einer Nachtlandung der „Atlantis“ ging am 21. Juli 2011 das US Space Shuttle Programm unwiderruflich zu Ende. Über mehr als drei Jahrzehnte hatten die Flüge der fünf Orbiter das bemannte NASA Programm bestimmt. Nun endeten die verbliebenen drei als Museumsexponate. Für die Zukunft setzte die NASA wieder auf die Kapseltechnologie der 1960er Jahre. Sie sollte nun auch Astronauten zum Mars bringen. Doch zunächst trat die NASA in die längste Pause ihrer Geschichte bei bemannten Raumflügen ein. [mehr]
Wenigstens Fracht konnte die NASA ab 2012 wieder aus eigener Kraft zur ISS transportieren (lassen). Denn die Zubringerflüge (später auch bemannt) hatte die NASA an kommerzielle Anbieter vergeben. Als erstes Raumschiff erreichte am 25. Mai 2012 die Dragon C2+ des Unternehmens SpaceX die Internationale Raumstation. [mehr]
Seit dem bemannten Erstflug eines Shenzhou Raumschiffs im Jahr 2003 schritt das chinesische bemannte Raumfahrtprogramm langsam aber systematisch voran. Innerhalb weniger Jahre hatte man sich alle Schlüsseltechnologien erarbeitet, für deren Beherrschung die Sowjetunion und die USA einst mehr als anderthalb Jahrzehnte gebraucht hatten. So startete China im Juni 2013 mit Shenzhou 10 seine fünfte bemannte Mission, die dritte dreiköpfige Crew, die zweite zu einer Raumstation und die zweite, zu der eine Frau gehörte. [mehr]
Das neue NASA Raumschiff „Orion“ (Multi-Purpose Crew Vehicle), das in wenigen Jahren Astronauten je nach Planungsphase zum Mond, Mars oder Asteroiden bringen sollte, wurde im Dezember 2014 auf einen unbemannten Testflug geschickt. Die zwei Erdumkreisungen des zu diesem Zeitpunkt bestenfalls halbfertigen Raumschiffs lieferte einige praktische Erfahrungen, sollten aber wohl vor allem auch die Weiterführung des Programms rechtfertigen. [mehr]
Erstmals gelang dem US Unternehmen SpaceX im Dezember 2015 im Anschluß an einen erfolgreichen Satellitenstart die Landung der Erststufe einer Falcon 9 Rakete. Das Unternehmen, das mit dem Ziel angetreten war durch Wiederverwendung die Startkosten drastisch zu senken, war damit diesem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Tatsächlich waren die Landungen schon bald darauf Routine. Und die einst belächelte Idee revolutionierte das Startgeschäft. [mehr]
Von großem Medieninteresse begleitet ging der „Einjahresflug“ von Scott Kelly und Michail Kornijenko am 2. März 2016 mit einer sicheren Landung ihrer Sojus Kapsel in Kasachstan zu Ende. Tatsächlich hatten beiden Raumfahrer gemeinsam „nur“ 340 Tage im All verbracht. Den absoluten Rekord hielt zudem weiterhin der russische Kosmonaut Waleri Poljakow mit mehr als 437 Tagen. Dennoch war die Mission raumfahrt-medizinisch hochinteressant, weil mit Mark Kelly der eineiige Zwillingsbruder von Scott auf der Erde als Vergleichsperson zur Verfügung stand. [mehr]
Nach über dreizehn Jahren unvergleichlich reichhaltiger Forschungsarbeit mußten die Wissenschaftler im Herbst 2017 Abschied nehmen von der seit 2004 am Saturn aktiven Raumsonde „Cassini“. Die hatte weit jenseits ihrer dreijährigen Primärmission Unmengen an Daten und Bildmaterial des Planeten, seines komplexen Ringsystems und seiner Monde geliefert. „Cassinis“ Vermächtnis bildete die Grundlage für Pläne für zukünftige Missionen, bei denen dann vor allem die exotischen Monde des Saturn im Fokus stehen sollten. [mehr]
Eine perfekte Selbstinszenierung lieferten der Raumfahrt-Entrepreneur Elon Musk und seine Firma SpaceX im Februar 2018 ab. Als Nutzlast beim Jungfernflug der Falcon Heavy wurde ein mit Kameras und einem Astronauten-Dummy besetzter Tesla Roadster auf eine interplanetare Bahn in Richtung Mars geschickt. Die einmaligen Bilder ließen die jahrelange Verzögerung dieses Starts vergessen. [mehr]
Der noch unbemannte Prototyp des von SpaceX im Auftrag der NASA für Zubringerflüge zur Internationalen Raumstation entwickelten Raumschiffs Dragon V2 alias Crew Dragon startete am 2. März erfolgreich in den Orbit und dockte einen Tag später an der ISS an. Für das bemannte Raumfahrtprogramm der USA, das seit dem Ende der Space Shuttle Flüge im Juli 2011 auf „Taxi-Flüge“ mit russischen Sojus-Raumschiffen angewiesen gewesen war, kam damit das Ende der längsten Unterbrechung seit den ersten „Mercury“ Flügen in Sicht. [mehr]
Zahlreiche sensationelle Bilder lieferte auch 2020 wieder das US Unternehmen SpaceX. Den größten Eindruck hinterließ aber wohl ein Testflug, der, obwohl er nur bis auf wenige Kilometer Höhe führte und bei einem mißglückten Landeversuch in einem gewaltigen Feuerball endete, eine Ahnung von einer möglichen Zukunft der Raumfahrt aufkommen ließ. Die Bilder von Starship SN8 vereinten auf unvergleichliche Weise Retro-Style mit Schience-Fiction.
In einem Rekordjahr bezüglich der schieren Zahl von Raumfahrtstarts dominierte 2021 China klar das Geschehen. Während ein Großteil der chinesischen Aktivitäten einen militärischen Hintergrund hatten, gab es auch herausragende wissenschaftliche Unternehmen. Mit dem Start des Basismoduls seiner modularen Raumstation CSS und der Inbetriebnahme durch zwei jeweils dreiköpfige Besatzungen wurde zudem mit der Verwirklichung eines auf viele Jahre angelegten Programms begonnen.