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UoSAT 12

Nutzlast beim kommerziellen Jungfernflug der russischen Konversionsrakete Dnepr-1, einer für zivile Einsätze modifizierten Interkontinentalrakete R-​36M2, bekannter als SS-​18  Modell 4 „Satan“, war am 21.04.1999 in Baikonur der britische Minisatellit UoSAT 12. Mit dem von der Surrey Satellite Technology Ltd. (SSTL) gebauten Kleinsatelliten sollte vor allem der Bus („Minibus“) des Satelliten für spätere kommerzielle Einsätze qualifiziert werden. Erprobt wurden aber auch einige neue technische Lösungen. Neben einem für seine Zeit sehr leistungsfähigen Bordcomputer auf Basis eines Intel 80386 Prozessors verfügte UoSAT 12 über ein neuartiges Triebwerkssystem. Die sogenannten „Resistojets“ arbeiteten auf der Basis von elektrisch erhitztem Gas, das über ein Überdruckventil einen Impuls abgeben konnte. Ein elektrischer Widerstand mit einer Leistungsaufnahme von 90 W wurde bei UoSAT 12 zum Erhitzen des mitgeführten Stickstoffgases eingesetzt. Mit insgesamt 2,5 kg NO verfügte UoSAT 12 über einen Treibstoffvorrat für etwa 14 Stunden. Der Schub erreichte 93 mN. Erstmals wies der Antrieb am 25.10.1999 seine Funktion nach. Weiterhin verfügt UoSAT 12 über zwei Multispektralkameras (32 – 35 m Auflösung), eine hochauflösende panchromatische Kamera (8 – 10 m Auflösung), einen GPS Empfänger und experimentelle S– und L-​Band Transponder. Letztere dienten einem Gemeinschaftsprojekt der Universtäten von Surrey und Nanyang zur Entwicklung eines Kommunikationssatellitensystems auf niedrigen äquatornahen Umlaufbahnen. Die Daten flossen in die Entwicklung eines Merlion 1 genannten Satellitenprojekts ein, das dann aber doch nicht praktisch umgesetzt wurde. Der Erfolg der Nutzlast war bei diesem Unternehmen aber ohnehin eher sekundärer Natur gewesen. Denn tatsächlich stand klar die Qualifikation der Trägerrakete im Vordergrund. Und angesichts der Tatsache, daß die R-​36  neben der Titan II die schwerste je in nennenswerter Stückzahl dislozierte Interkontinentalrakete war, wirkte die 300 kg Nutzlast bei diesem Flug eher bescheiden. Doch mit der erfolgreichen Demonstration etablierte sich die Dnepr-​1  für anderthalb Jahrzehnte als kostengünstiger Träger für eine Vielzahl von Nutzlasten aus aller Welt. Leider fiel das 1997 initiierte Projekt dann aber der politischen Eiszeit zwischen Rußland und der Ukraine nach der Annexion der Krim zum Opfer.