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Haigneré (links im Bild) und Afanasjew während ihres gemeinsamen Weltraumausstiegs

Der französische Gastkosmonaut an Bord der Mir, Jean-Pierre Haigneré, unternahm am 16.04.1999 mit seinem russischen Kollegen und Kommandanten Viktor Afanasjew ein Außenbordmanöver von 6:19 h Dauer. Wichtigste Aufgabe war dabei neben der Montage/Demontage einiger kleinerer Experimente das Aussetzen eines kleinen Satelliten. Das Experiment verlief unter ungewöhnlichen Bedingungen, denn bereits der Start Sputnik 99 an Bord des Transportraumschiffs Progress M-​41  am 02.04.1999 war von heftigen Kontroversen begleitet gewesen. RS-​19  gehörte zu einer auch als „Sputnik Junior“ bezeichneten Baureihe maßstäblich verkleinerter Repliken des berühmten ersten Satelliten der Raumfahrtgeschichte, Sputnik 1. Die Satelliten waren ursprünglich einmal entwickelt worden, um das Verhalten derartiger Flugkörper in der Nähe einer solch großen Masse wie der Raumstation Mir zu beobachten. Gleichzeitig erhielten die Satelliten Transponder, die sie als Amateurfunksatelliten nutzbar machten. Im Vorfeld des Starts von Sputnik 99 gab es Gespräche mit französischen Amateurfunkern der AMSAT-​F über eine Nutzung des Satelliten. Dann überließ die Raumfahrtagentur RKA die Nutzungsrechte jedoch kurzfristig dem Schweizer Uhrenhersteller Swatch. Dieser entwickelte das Projekt „Beatnik“, bei dem über den Satelliten u.a. mehrere Hundert private Botschaften von Swatch Fans ausgestrahlt werden sollten. Das Ganze war eine Promotion-​Aktion, um die Idee der Swatch-​Internetzeit (und damit den Absatz der eigenen Produkte) zu fördern. Die Idee, Werbebotschaften über den Satelliten abzustrahlen, rief jedoch weltweit Amateurfunker und vor allem die American Radio Relay League (ARRL) auf den Plan, die eine Kampagne gegen das Projekt begannen, da es gegen die Grundsätze des Amateurfunkgedankens verstieß. Als sich die Proteste häuften, kam es zu der Entscheidung, den Satelliten in passivem Zustand aus der Raumstation Mir auszusetzen. Der französische Spationaut und Amateurfunker Haigneré setzte also Sputnik 99 am 16.04.1999 während seiner EVA aus, ohne daß sein Transponder eingeschaltet worden wäre. Somit verglühte der kleine Flugkörper nach einigen Wochen, ohne irgendeinen Nutzen gehabt zu haben. Allerdings reklamierte der Schweizer Konzern Swatch für sich, die Batterien des Satelliten für einen guten Zweck gespendet zu haben. Nach seiner Sicht der Dinge kam es wenige Tage vor dem Aussetzen des Satelliten zum Ausfall eines für die Kommunikation der Mir wichtigen Satelliten. Fortan mußten alle eingehenden Instruktionen mit einem Nadeldrucker an Bord ausgedruckt werden. Und um dessen Betrieb zu sichern, spendete Swatch angeblich die Batterien des Satelliten. Eine unabhängige Bestätigung für diese Behauptung gibt es aber bis heute nicht. Die beiden Raumfahrer widmeten sich am 16.04.1999 aber noch weiteren, sinnvolleren Experimenten. So demontierten sie das „Comet“ (Collecte en Orbite de Matière Extra-​Terrestre) Experiment, tauschen Kassetten des „Migmas“ Komplexes und montierten die „Eksobiologia“ Apparatur zum Studium der Interaktion von Meteoritenproben mit Biopolymeren. Vom „Sofora“ Mast wurde das „Indikator“ Instrument demontiert. Lediglich das „Germetisator“ Experiment, bei dem im Hinblick auf das Leck im „Spektr“ Modul eine Dichtmasse unter Weltraumbedingungen erprobt werden sollte, scheiterte. Es gelang nicht, die Mischung aus der Kartusche zu pressen.