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DOS-1 („Saljut“) in der Montagehalle von Baikonur
die startbereite Proton Rakete mit Saljut
Ausdruck der Neuorientierung der sowjetischen Raumfahrt nach dem verlorenen „Wettlauf zum Mond“ war am 19.04.1971 in Baikonur der Start einer dreistufigen Proton-​K 8K82 K mit der ersten Orbitalstation der Raumfahrtgeschichte. Zu diesem Zeitpunkt liefen in der Sowjetunion zwei konkurrierende Projekte für eine bemannte Raumstation. Der militärische Entwurf „Almaz“ und der eher zivile „Sarja“. „Almaz“ wurde seit 1965 vom OKB-​52 (seit 1966 ZKBM) unter Wladimir N. Tschelomej entwickelt, doch der gesteckte Zeitplan konnte nicht gehalten werden. Und so erhielt das ZKBEM (bis 1965 OKB-​1) unter Wassili P. Mischin Ende 1969 die Erlaubnis, ihren eigenen „Sarja“ Entwurf unter der Projektnummer DOS-​7 K zu verwirklichen. Mischin übernahm dazu die Kontrolle über die laufende Fertigung der Komponenten für „Almaz“ und den Auftrag, diese Station für die Ankopplung von Sojus Raumschiffen zu modifizieren. Letztlich war es daher die zivile Variante, die als erste an den Start ging. Unter der Bezeichnung Saljut (nachträglich in Saljut 1 umbenannt) erreichte die Station nur ein Jahr nach dem offiziellen Startschuß des Programms eine Umlaufbahn in durchschnittlich 200 km Höhe. Auf der Außenwand der DOS-​1  Raumstation stand allerdings entsprechend Mischins Vorstellung der Name „Sarja“, dieser war jedoch zugleich das Rufzeichen der Flugleitung. Also wurde aus „Sarja“ in letzter Minute „Saljut“. Doch die Zeit reichte nicht einmal, um den Schriftzug von der Rakete und der Außenhülle der Station zu entfernen. Nach dem geglückten Start wurden die Bordsysteme der Raumstation aktiviert und die Telemetrie eingehend ausgewertet. Denn die eigentliche Premiere, der erstmalige bemannte Betrieb einer Raumstation sollte schon wenige Tage später folgen. Die Telemetriedaten zeigten leider auch, daß nicht alles nach Plan verlaufen war. Eine Abdeckung über dem OST-​1  Teleskop hatte sich nicht gelöst, da die Sprengbolzen nicht gezündet hatten. Das reduzierte den wissenschaftlichen Nutzen der Station ganz erheblich. Doch selbst im ungünstigsten Fall blieb der propagandistische Erfolg des Unternehmens. Denn mit dem Start von Saljut war die Sowjetunion den USA auf dem Gebiet der bemannten Langzeitmissionen im Erdorbit ein ganzes Stück zuvorgekommen. Die US Raumstation Skylab war von ihrem Start noch rund zwei Jahre entfernt. Also liefen die Vorbereitungen zum Start des bemannten Zubringerraumschiffs Sojus 10 ungestört weiter.