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Start der Sojus-STA VS14
Sentinel 1B auf der Fregat-M Stufe
erstes Radarbild von Sentinel 1B (links der Svalbard Archipel)

Zwei Jahre nach dem ersten Sentinel 1 Erderkundungssatelliten für das gemeinsam von ESA und Europäischer Kommission finanzierte GMES (Global Monitoring for Environment and Security) Programm startete am 25.04.2016 von Kourou mit Sentinel 1 B das zweite Exemplar. Trägerrakete war wieder die Sojus-​STA mit Fregat-​MT Beschleunigungsstufe. Ein erster Countdown für den Start am 22.04.2016 war wegen der herrschenden meteorologischen Bedingungen frühzeitig abgebrochen worden. Auch am nächsten Tag hatte sich die Situation nicht gebessert, so daß vor dem Beginn der Betankung ein erneuter 24-​stündiger Aufschub ausgerufen wurde. Am 24.04.2016 wurde eine Stunde vor dem geplanten Start eine Anomalie in einer Inertialmeßeinheit der Sojus registriert und der Countdown abgebrochen. Nach dem Austausch der Baugruppe gelang am 25.04.2016 dann ein reibungsloser Countdown und fehlerfreier Start.
Die inzwischen vier bei Thales Alenia Space bestellten Sentinel 1 Satelliten basierten auf dem Prima-​Bus, der für die italienischen COSMO-​SkyMed Satelliten entworfen worden war. Auch die Ausrüstung der Satelliten ähnelte sich. Während allerdings die COSMO-​SkyMed Konstellation auf dem Einsatz von X-​Band Radar basierte, kam im Sentinel 1 System ein C-​Band SAR zur Verwendung. Je nach Betriebsmodus konnte dieses Aufnahmen mit einer Auflösung zwischen 5 und 25 m liefern bei einem maximal 700 km (typisch 400 km) breiten abgetasteten Streifen.
Die Kapazität der Trägerrakete ließ die Mitnahme kleinerer sekundärer Nutzlasten zu, wovon diesmal der französische MICROSCOPE und drei CubeSats im Rahmen der „Fly Your Satellite!“ Kampagne profitierten. Eigentlich hätte noch ein vierter Nanosatellit mitfliegen sollen. Doch beim norwegischen NORSAT 1 waren im letzten Augenblick Zweifel aufgekommen, ob die von Arianespace bereitgestellte Trägerstruktur für die XPOD Startvorrichtung den Belastungen des Starts gewachsen sein würde. Aus Sicherheitsgründen wurde NORSAT 1 daher vom Start zurückgezogen. Davon unbeeinträchtigt flogen auf dieser Mission AAUSAT 4, e-st@r 2 und OUFTI 1. Jeweils 1U CubeSats. Mit AAUSAT 4 setzte die dänische Aalborg Universitet ihr studentisches Ausbildungsprogramm fort. Hauptaufgabe des Satelliten war danach die Erprobung eines eigenentwickelten AIS (Automated Identification System) Empfängers zur Bestimmung von Schiffspositionen. e-st@r 2 sollte ebenso wie sein Vorgänger vor allem als Trainingsobjekt für Studenten des Politecnico di Torino dienen. Seine Besonderheit war ein Active Attitude Determination and Control System (A-​ADCS) auf Basis von Elektromagneten. Studenten der Université de Liège wiederum hatten OUFTI 1 (Orbital Utility For Telecommunications / Technology Innovations) gebaut. Der Satellitenbus war von der Pumpkin Inc. aus den USA bezogen worden. Mit OUFTI 1 sollten vor allem zwei Systeme erprobt werden. Ein Digipeater auf Basis des D-​STAR (Digital Smart Technologies for Amateur Radio) Kommunikationsprotokolls und ein innovatives „Netzteil“ zur Energieversorgung, das von der belgischen Thales Alenia Space Niederlassung ETCA konzipiert worden war. Die hocheffizienten Solarzellen des Satelliten hatte das deutsche Unternehmen AZUR SPACE beigesteuert. Aus unbekannten Gründen brach am 07.05.2016 der Kontakt zu OUFTI 1 ab und konnte nicht wieder hergestellt werden. Deutlich größer als die drei CubeSats war der auf dem Myriade Bus basierende MICROSCOPE (Micro-​Satellite à traînée Compensée pour l’Observation du Principe d’Equivalence) Satellit. Französische Forscher wollten mit diesem das Äquivalenzprinzip der Physik überprüfen. Mit dessen Untersuchung hatte Albert Einstein erste Grundlagen für die Allgemeine Relativitätstheorie gelegt. MICROSCOPE führte nun zwei Referenzkörper aus unterschiedlichen Materialien (Platin und Titan) mit, deren Falleigenschaften im Schwerkraftfeld der Erde studiert werden sollten. Vergleichbare Untersuchungen waren zwar bereits auf der Erde mit hoher Präzision unternommen worden. Doch vom T-​SAGE Instrument (Twin-​Space Accelerometer for Gravity Experiment) auf MICROSCOPE erhoffte man sich eine Steigerung der Meßgenauigkeit um den Faktor 100.