Mitten im Kalten Krieg kam es 1975 zum symbolträchtigen Rendezvous zweier Raumschiffe in 225 km Höhe über der Erde. Ein Apollo Raumschiff, der Typ, mit dem die USA den Wettlauf zum Mond gewonnen hatten, traf auf ein Sojus Raumschiff, auf dem einst die sowjetischen Hoffnungen geruht hatten, ebendieses Ziel zuerst zu erreichen.
Nach den ersten sowjetischen Raumfahrterfolgen hatte sich der Weltraum zu einem neuen Schlachtfeld im Kräftemessen der beiden Supermächte entwickelt. Beide Nationen versuchten hier ihre (vermeintliche) Überlegenheit zu demonstrieren. Gleichzeitig profitierte die Raumfahrt von den jeweiligen Fortschritten in der militärischen Raketenentwicklung und umgekehrt. Jeder spektakuläre Raumfahrterfolg wurde von der Gegenseite auch dahingehend analysiert, ob darin ein Hinweis auf eine Tendenz zur militärischen Überlegenheit des Gegners erkennbar wurde. Vor allem die Sowjetunion hatte schon bald erkannt, daß immer neue Raumfahrterstleistungen wirkungsvoll davon ablenkten, daß die dahinterstehende Technologie zunehmend in Rückstand zu der der USA geriet. Und die vermeintliche (numerische) Überlegenheit der sowjetischen Interkontinentalraketen bestand nur auf dem Papier. Ebenso wie die USA kämpfte auch die Sowjetunion mit erheblichen Problemen, die Interkontinentalraketen der ersten Generation in eine einsatzfähige Waffe umzuwandeln. Die Aussage von Staats– und Parteichef Nikita S. Chruschtschow, man könne „Raketen wie Würstchen vom Band rollen lassen“ entsprach zwar seinem Wunschdenken und dem der Militärs, nicht aber der Realität.
Dennoch gab es seit den frühesten Satellitenstarts eine beschränkte Zusammenarbeit der Wissenschaftler in beiden Ländern. Man traf sich auf Konferenzen und tauschte Forschungsergebnisse aus. Die Verquickung mit der militärischen Raketenentwicklung erschwerte den offenen Umgang miteinander jedoch erkennbar. Als US Präsident John F. Kennedy 1961 seine Nation darauf einschwor, bis zum Ende des Jahrzehnts als Erste die bemannte Mondlandung zu vollziehen, sprach er davon, daß „eine Schlacht zwischen Freiheit und Tyrannei rund um den Globus im Gange“ sei. Das Vertrauen in die friedfertigen Absichten der NASA wurde auch nicht gerade dadurch gestärkt, daß die NASA am 05.05.1960 auf einer Pressekonferenz bekanntgab, daß man ein Forschungsflugzeug vermisse, das sich auf einer „meteorologischen Forschungsmission“ befunden habe. Tatsächlich versuchte man damit den Abschuß einer Lockheed U-2 der CIA über der Sowjetunion wenige Tage zuvor zu verschleiern. Als die Sowjetunion jedoch der Weltpresse den Piloten Gary Powers und Teile seiner Ausrüstung präsentierte, brach diese Lüge zusammen. Das Image der NASA hatte allerdings erheblichen Schaden genommen. Dies war nicht das Klima, in dem die Zusammenarbeit über den Austausch vereinzelter Informationen hinaus wachsen konnte. Daran änderte auch die 1963 ausgesprochene Einladung nichts, gemeinsam zum Mond zu fliegen. Immerhin kam im Laufe der 1960er Jahre ein regelmäßiger Austausch meteorologischer Informationen, die mit den Satelliten der jeweiligen Länder gewonnen worden waren, zustande. Dabei hatte die Sowjetunion gerade am TIROS Projekt der NASA Anstoß genommen. Man befürchtete, daß dieser meteorologische Satellit lediglich als Tarnung für eine Spionagemission dienen sollte. Obwohl dieser Gedanke absolut unzutreffend war, war er doch aus sowjetischer Sicht naheliegend. Und das TIROS Konzept war Ende der 1950er Jahre sogar ursprünglich als Entwurf für einen Aufklärungssatelliten entstanden! Überraschend erklärte die Sowjetunion Ende 1961 ihre Bereitschaft, in diversen UNO-Gremien zur friedlichen Erforschung und Nutzung des Weltraums (COPUOS, WMO) mitzuarbeiten. 1962/63 kam es zu einer Reihe hochrangiger Treffen von Wissenschaftlern unter Leitung von Hugh L. Dryden (NASA Administrator) und Anatoli A. Blagonrawow. Diese Gespräche überdauerten sogar die Kubakrise und mündeten in ernsthaften Überlegungen für einen gemeinsamen Flug zum Mond. Doch noch überwogen die propagandistischen Vorteile, die beide Staaten darin sahen, als erste und aus eigener Kraft die bemannte Mondlandung zu vollziehen. Allerdings gab es auch ernstzunehmende Bedenken hinsichtlich der Kooperation zweier so unterschiedlicher Partner ausgerechnet bei diesem so extrem anspruchsvollen Projekt. Organisatorische Strukturen, Technologien und die Unternehmenskulturen in beiden Ländern klafften gewaltig auseinander. Realistisch betrachtet waren viele Insider der jeweiligen Raumfahrtprogramme daher gar nicht so sehr enttäuscht, daß eine so weitgehende Zusammenarbeit nicht zustande kam. Dennoch hatten die Gespräche den Boden für einen entspannteren Umgang miteinander geebnet. 1964 beteiligte sich die Sowjetunion an den Kommunikationsexperimenten mit dem US Ballonsatelliten Echo 2 und Ende des Jahres wurde auch der regelmäßige Austausch meteorologischer Informationen aufgenommen. Doch eine echte Zusammenarbeit erwuchs daraus nicht. Erst 1969 lebten die Bemühungen wieder auf. NASA Administrator Thomas O. Paine und der Vorsitzende der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, Mstislaw W. Keldysch, begannen einen Austausch über die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Zu den Möglichkeiten, die konkret diskutiert wurden, gehörte das Rendezvous eines Sojus Raumschiffs mit der geplanten US Raumstation Skylab oder die Kopplung mit einem Apollo Raumschiff. Im Oktober 1970 flog dann eine Delegation der NASA nach Moskau. Der Empfang war unerwartet offen und konstruktiv. Die sowjetische Seite gewährte nicht nur detaillierten Einblick in ihr Raumfahrtprogramm, sie war auch erkennbar daran interessiert, den gemeinsamen Raumflug Realität werden zu lassen. Ganz konkret sprachen die Experten beider Seiten über die Erfahrungen mit den jeweiligen Docking-Systemen und die geplanten Verbesserungen. Klar war, daß das Docking-System zu den kritischsten Systemen bei dem Gemeinschaftsflug zählen würde. Eine andere wichtige Frage war der Besatzungs-Austausch zwischen den Raumschiffen. Die Sowjetunion hatte bei Sojus 4 / Sojus 5 den Umstieg im Rahmen eines Außenbordmanövers demonstriert. Hingegen verfügte die NASA über einige Erfahrungen mit dem Durchstieg ihrer Astronauten durch einen entsprechenden Kopplungsadapter. Offen blieb jedoch dabei noch immer die Frage, wie die unterschiedlichen Kabinenatmosphären ausgeglichen werden sollten. Es folgten in den nächsten Monaten mehrere Expertentreffen, bei denen diese und weitere Fragen besprochen wurden. Schließlich wurde der Anforderungskatalog an einen neuen Kopplungsadapter entworfen, der eine Reihe von Aufgaben erfüllen sollte. Erstens diente er als struktureller Adapter zwischen dem Apollo-Typ Docking-Modul auf der einen Seite und dem neu zu entwickelnden Adapter passend zum Sojus-Modul auf der anderen Seite. Zweitens sollte er als Luftschleuse zur Adaption an die unterschiedliche Kabinenatmosphäre des gegenüberliegenden Raumschiffs dienen. Dazu mußte er mit einem eigenen Lebenserhaltungssystem und Kommunikationseinrichtungen ausgestattet werden, die eine Verbindung auch zur sowjetischen Seite ermöglichten. Ausgehend von bereits früher untersuchten Entwürfen stellte Rockwell International Ende 1971 seinen Vorschlag für das neue Docking-Modul vor. Auch in der Sowjetunion hatte man den amerikanischen Entwurf für das androgyne Kopplungssystem studiert und mit eigenen Ideen verbessert. Schließlich lag mit APAS-75 (Androgynous Peripheral Attach System oder Androgynous Peripheral Assembly System) ein Design vor, von dem beide Seiten zu Recht annahmen, daß es für die Kopplung unterschiedlichster Raumschiffe geeignet sei. Denn man dachte bereits weiter. Nach der Premiere mit Sojus und Apollo war das Docking einer Apollo mit einer Saljut Raumstation ebenso angedacht wie der Besuch einer Sojus beim amerikanischen Skylab. Selbst eine Gemeinschaftsmission zwischen dem für Ende der 1970er Jahre geplanten Space Shuttle und einer Saljut Raumstation wurde schon erörtert. Beide Seiten spürten eine große Aufbruchstimmung. Doch noch mußten vielfältige technische Probleme auf dem Weg zum ersten gemeinsamen Raumflug überwunden werden. Erstaunt nahmen die NASA Experten z.B. zur Kenntnis, daß das Sojus Raumschiff über keinerlei Atemluftreserven verfügte, um einen eventuellen Druckverlust auszugleichen. Ihre sowjetischen Kollegen legten daher großen Wert auf eine extrem niedrige Leckrate. Für die Amerikaner hingegen war es vollkommen normal, einen erheblichen Prozentsatz der Kabinenatmosphäre aus mitgeführten Sauerstoffvorräten aufzufüllen. Mit zunehmender Dauer der Vorbereitungen des nun Apollo-Soyuz Test Project (russ. Экспериментальный Полет Аполлона и Союза) genannten Unternehmens wuchs auch das Vertrauen auf beiden Seiten. Auch die sowjetische Seite lernte allmählich offener mit den Problemen und Defiziten ihres Sojus Raumschiffs umzugehen. Und die Amerikaner verstanden die russischen Befindlichkeiten zunehmend besser. Als in der amerikanischen Presse wiederholt Spekulationen aufkamen, wonach die Sicherheit der US Astronauten während des gemeinsamen Fluges gefährdet sein könnte, stellte sich die NASA dem entschieden entgegen. Dabei war das Thema Sicherheit natürlich in den verschiedenen Arbeitsgruppen intensiv diskutiert worden. Vor allem das geheimnisumwitterte Sojus 11 Drama hatte die Experten immer wieder beschäftigt. Als jedoch deutlich wurde, daß die sowjetischen Partner keinerlei sicherheitsrelevante Informationen bewußt zurückhielten und an einer Weiterentwicklung ihrer Standards mindestens ebenso interessiert waren wie die Amerikaner, konnte dieser Punkt vertrauensvoll gelöst werden.
1973 waren die Vorbereitungen zum ASTP/ЭПАС soweit gediehen, daß die wissenschaftlichen Experimente und die Besatzungen für die Doppelmission ausgewählt werden konnten. Die NASA stellte am 01.02.1973 auf einer Pressekonferenz Thomas Stafford, Vance Brand und Donald Slayton vor. Vor allem die Nominierung von Slayton erregte Aufsehen. Hatte dieser doch einst zu den berühmten „Mercury-Seven“ Astronauten gehört, war aber wegen medizinischer Bedenken bisher ohne Einsatz geblieben. Erst im März 1972, nach langen medizinischen Untersuchungen, hatte er seinen Flugstatus zurückerhalten. Anläßlich der Eröffnung des Pariser Aerosalons gab auch die Sowjetunion am 24.05.1973 ihre Auswahl bekannt: Alexej Leonow und Waleri Kubassow. Die Bekanntgabe der Mannschaften (auch die Reservemannschaften wurden benannt) war für die Sowjetunion ein Novum. Bis dahin waren die Namen erst mit dem erfolgreichen Start veröffentlicht worden. Auf dem Aerosalon war eine der größten Attraktionen ein 1:1 Modell der gekoppelten Sojus– und Apollo-Raumschiffe. Erwartet wurden 2.000 bis 3.000 Besucher täglich, denen u.a. Stafford und Leonow Rede und Antwort standen. Doch die Begeisterung des Publikums für den Ausdruck der friedlichen Kooperation der beiden Großmächte auf dem Gebiet der Raumfahrt übertraf alle Erwartungen. Als der Aerosalon am 03.06.1973 schloß, hatten sensationelle 400.000 Besucher einen Blick auf das Display geworfen!
Abgesehen von den vielen technischen Fragen mußten für das ASTP auch noch zahlreiche weitere Probleme geklärt werden. So galt es beispielsweise die Trainingsprogramme aufeinander abzustimmen, mußten sich doch die Besatzungen im Notfall ausreichend mit den Systemen des jeweils anderen Raumschiffs zurechtfinden. Grundlegende Voraussetzung war natürlich die Beherrschung der Sprache des Gegenübers. Denn auf eine gemeinsame Sprache während der Mission konnte und wollte man sich nicht verständigen. Allein der Wille, Russisch bzw. Englisch zu lernen, wurde als Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung angesehen. Ursprünglich war vorgesehen, daß jeder Raumfahrer in seiner Muttersprache kommunizieren sollte. Doch das Verstehen der anderen Sprache erwies sich in der Praxis als unerwartet schwierig. Schließlich verfielen Stafford und Anatoli Filiptschenko darauf, es genau andersherum zu halten. Nun sollte jeder Raumfahrer in der Sprache seines Gegenüber kommunizieren. Das funktionierte tatsächlich und ist bis heute Praxis.
1974 geriet das ASTP nochmals massiv in die Kritik. Ursache war die Notlandung von Sojus 15 nach dem mißlungenen Rendezvous mit Saljut 3. Obwohl die Sowjetunion erklärte, daß der Flug der Erprobung eines neuen autonomen Annäherungssystems gedient hatte, das in keinem technischen Zusammenhang zu den für das ASTP vorgesehenen Systemen stand, wollte die Kritik nicht verstummen. Auch nachdem unbemannt mit Kosmos 638 und Kosmos 672, sowie bemannt mit Sojus 16, die Systeme für das ASTP erfolgreich erprobt worden waren, gab es immer noch einflußreiche politische Stimmen, die wegen vorgeschobener Sicherheitsbedenken eine Einstellung des Programms forderten. Nicht unumstritten war auch der Einsatz eines Apollo Raumschiffs und einer Saturn Rakete, die schon seit vielen Jahren eingelagert gewesen waren. Denn bereits im Skylab Programm hatten sich Probleme mit Alterungserscheinungen ergeben. Anfang 1975 kam die Sicherheitsdebatte mit neuer Schärfe wieder auf, als die Rakete, die am 05.04.1975 ein weiteres Sojus Raumschiff zur Raumstation Saljut 4 starten sollte, einen Oberstufenfehler erlitt. Zwar funktionierten alle Notfallmechanismen wie geplant und die Crew überstand die Notlandung ohne ernste Verletzungen. Doch für einige Politiker, so z.B. Senator William Proxmire aus Wisconsin, bot der Zwischenfall einen willkommenen Anlaß, die Sicherheit der US Astronauten gefärdet zu sehen. Proxmire forderte sogar eine Untersuchung des Unfalls durch die CIA. Die NASA Führung ließ aber keinen Zweifel daran aufkommen, daß man weder die Sicherheit der eigenen Crew noch die der sowjetischen Kosmonauten gefährdet sah. Als Senator Proxmire noch am Abend vor dem geplanten Start von Sojus 19 eine neue Pressekampagne startete, in der er massive Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit der sowjetischen Technik und des befürchteten ungewollten Technologietransfers äußerte, ignorierte ihn die NASA Führung schlicht.
Als Starttermin des Apollo-Sojus Gemeinschaftsunternehmens wurde schließlich der 15.07.1975 festgesetzt. Bereits in der Planungsphase war deutlich geworden, wie beschränkt die Ressourcen des Sojus Raumschiffs waren. Daher hatte man in einem ersten Schritt bereits die Bahnhöhe für das Rendezvous auf 225 km gesenkt. Und weiterhin war das Annäherungs– und Kopplungsmanöver so gestaltet worden, daß das Apollo-Raumschiff dabei den aktiven und treibstoffintensiven Teil übernehmen sollte. Ohnehin „schleppte“ die Apollo ja den Kopplungsadapter mit. Dieses Szenario bedingte, daß zunächst Sojus 19 in Baikonur starten mußte. Planmäßig hob die Sojus-U 11A511U am 15.07.1975 um 12:20 UTC von der berühmten „Gagarin Rampe“ ab. Mit einer Serie brachte sich das Raumschiff in die Ausgangsposition für das kommende Rendezvous mit Apollo. Unterdessen ging in Cape Canaveral der Countdown für die Saturn IB mit Apollo (18) in die Endphase. Um 19:50 UTC hob die Rakete schließlich von der mit einem „Melkstuhl“ genannten Aufsatz versehenen Rampe LC-39 B ab. In der Parkbahn um die Erde exerzierte die Apollo Crew zunächst dieselben Schritte wie bei einer Mondlandung. Nur das statt des Mondlanders das Kopplungsmodul aus der Verkleidung der S-IVB Oberstufe gezogen werden mußte. Kurz darauf stand die Apollo Crew vor einem ersten ernsten Problem. Der zentrale Dockingmechanismus ließ sich nicht demontieren und blockierte so den Durchstieg zur Luftschleusensektion. Wie sich zeigte, war ein Stecker falsch montiert worden, was allen Kontrollen entgangen war. Die Situation konnte am Boden nachgestellt und der Crew Anweisungen zum Handling gegeben werden. Nachdem dieses Problem behoben war, begann Apollo die Annäherung an Sojus 19. Erstmals am 17.07.1975 hatten die beiden Raumschiffe Sichtkontakt zueinander. Das Docking erfolgte schließlich um 16:09 UTC beim Überflug von Metz in Frankreich. In der Sojus hatte man bereits den Kabinendruck, der normalerweise dem Luftdruck auf der Erde entsprach, abgesenkt. Das ermöglichte ein schnelleres hin– und herwechseln zwischen den beiden Raumschiffen. Nachdem sich Stafford und Slayton in die Luftschleuse begeben hatten, atmeten sie dort ein Atemluftgemisch mit 78% Sauerstoffanteil und erhöhtem Druck. Das reduzierte die Durchgangszeit durch die Luftschleuse auf etwa 15 bis 20 min. Schließlich kam es am 17.07.1975 gegen 19:19 UTC zum historischen Händedruck der beiden Kommandanten. Symbolische Geschenke wurden ausgetauscht und Dokumente unterzeichnet. Schließlich versammelte man sich zu einem gemeinsamen Essen mit typisch russischer Kost. Auch die anderen Besatzungsmitglieder, Brand und Kubassow erhielten nach einer Schlafpause, während der Stafford und Slayton in ihr Raumschiff zurückkehrten, noch die Möglichkeit, die jeweils anderen Raumschiffe zu besuchen. Dem hohen Symbolwert der Mission entsprechend, wurden Grußbotschaften mit dem US Präsidenten Gerald Ford und dem sowjetischen Staats– und Parteichef Leonid I. Breschnew ausgetauscht, Interviews gegeben und Fernsehaufnahmen gesendet. Die Aufenthalte an Bord des jeweilig anderen Schiffes summierten sich schließlich für Stafford auf 7:10 h, für Brand auf 6:30 h und für Slayton auf 1:35 h, während Leonow auf 5:43 h und Kubassow auf 4:57 h kamen. Nach knapp zweitägigem gemeinsamem Flug trennten sich beide Raumschiffe vorläufig wieder. In 50 m Entfernung erzeugte Apollo für die Sojus Besatzung eine künstliche Sonnenfinsternis. Es gelangen einige sehr gute Aufnahmen der Sonnenkorona. Danach erfolgte das zweite Docking, wobei der androgyne Kopplungsadapter zuvor so umkonfiguriert wurde, daß diesmal Sojus die aktive Rolle hatte. Auch dieses Manöver gelang, obwohl danach einige unerwartete Rollbewegungen einsetzten. Die Apollo hatte mit leichtem seitlichen Versatz einen der Ausleger des Kopplungssystems an der Sojus berührt. Daraufhin begann das gekoppelte System mit 0,3 bis 0,5° pro Sekunde zu rotieren. Erst ein beherzter Einsatz der Apollo Lageregelungstriebwerke brachte die Situation unter Kontrolle. Drei Stunden später trennten sich beide Raumschiffe endgültig, wobei Sojus den aktiven Part übernahm. In zunächst 40 m Entfernung wurde dann ein Experiment zur UV-Absorption der Atmosphäre aktiviert. Apollo sendete dazu Lasersignale aus, die von Reflektoren an der Sojus reflektiert wurden. Das Experiment erforderte einige der komplexesten Flugmanöver, die je mit einem Apollo Raumschiff unternommen wurden. Trotz der limitierten Treibstoffreserven wurden die Manöver mit Bravour absolviert. Schließlich tauschten die Besatzungen noch Funksprüche aus, bevor Apollo begann, sich von Sojus 19 abzusetzen. Beide Mannschaften widmeten sich nun eigenen Experimenten und begannen mit den Vorbereitungen für die Rückkehr zur Erde.
Leonow und Kubassow schlossen am 20.07.1975 die letzten Experimente an Bord ihres Sojus Raumschiff ab, insbesondere zur Erdbeobachtung und Fotografie der Sonne. Es folgte eine letzte TV-Übertragung aus dem Raumschiff für das Moskauer Fernsehen. Nach einer fast 10-stündigen Ruheperiode begannen sie damit, ihre Checkliste für die Rückkehr zur Erde abzuarbeiten. Die sowjetische Öffentlichkeit hatte die seltene Gelegenheit, auch die Landung live im Fernsehen verfolgen zu können. Der Abstieg verlief planmäßig und nach 142:31 h setzte die Sojus 19 Landekapsel am 21.07.1975 um 10:51 UTC sicher in der Steppe auf. Erstmals wurde die Landung einer Sojus live in alle Welt übertragen. Die Flugleitung in Houston informierte die drei Apollo Astronauten umgehend von dem glücklichen Ende der Mission. Diese führten noch etwas länger als ihre sowjetischen Kollegen ihren Soloflug fort. Schließlich wurde das Dockingmodul mit nicht mehr benötigten Ausrüstungsgegenständen und Abfällen beladen und am 23.07.1975 abgestoßen. Am 24.07.1975 ging dann die Apollo Ära zu Ende. Und beinahe wäre es bei diesem letzten Flug noch zu einem Unglück gekommen. Beim abarbeiten der Checkliste unterlief der Crew vermutlich ein Fehler, so daß sich eine Abdeckung nicht dem Flugregime entsprechend löste. Der Abwurf wurde manuell ausgelöst, ebenso der Auswurf der Pilotschirme. Durch diese Abfolge geriet die Kapsel aber in Pendelbewegungen, die die RCS Triebwerke versuchten auszugleichen. Durch die bereits geöffneten Atmosphärenausgleichsventile traten nun die Abgase der Triebwerke und unverbrannter Treibstoff (Stickstofftetroxid) in die Kabine ein. Binnen Sekunden rangen die Astronauten um Atem. Nach 30 s gelang es ihnen jedoch, die Automatik wieder zu aktivieren. Die RCS Zündungen hörten auf und die Crew konnte ihre Checkliste für den Abstieg weiter abarbeiten. Der Splashdown im Pazifik erfolgte nach 217:28 h am 24.07.1975 um 21:18 UTC in 7.300 m Entfernung zum Flugzeugträger USS „New Orleans“. Die Kapsel schwamm kopfüber und noch immer atmete die Crew die giftige Atmosphäre. Brand verlor kurzzeitig wohl sogar das Bewußtsein, bis Stafford ihm die Sauerstoffmaske aufsetzte. Nachdem alle drei wieder reine Atemluft bekamen, konnten sie die Kapsel aus eigener Kraft aufrichten und für die Ankunft der Bergungsmannschaften vorbereiten. Der Zwischenfall beim Abstieg brachte den drei einen unfreiwilligen Aufenthalt von zwei Wochen im Hospital von Hawaii ein.
Nach dem Ende des ASTP tourten die beteiligten Astronauten und Kosmonauten noch eine Weile durch die Partnerländer. Nicht zuletzt die UNO pries das Gemeinschaftsunternehmen als bedeutenden Schritt. Tatsächlich jedoch waren die langfristigen Auswirkungen eher gering. Man teilte die wissenschaftlichen Ergebnisse der Mission und widmete sich fortan wieder seinen nationalen Programmen. Bald schon war keine Rede mehr von den einst geplanten Folgemissionen. Verantwortlich waren dafür vielfältige Gründe. Einerseits war das ASTP natürlich ein Vorzeigeprojekt gewesen, bei dem die Nachhaltigkeit in den Hintergrund gerückt war. Andererseits geriet das bemannte US Raumfahrtprogramm in eine Krise. Nach dem Skylab Programm und dem ASTP vergingen Jahre, bis 1981 mit dem Space Shuttle endlich wieder Amerikaner ins All flogen. Damit fehlte es einfach an einem Raumfahrzeug, um die Ideen aus der ASTP Projektphase umzusetzen. Und als das Shuttle endlich zur Verfügung stand, kamen auf sowjetischer Seite massive Befürchtungen auf, das Shuttle könne primär als orbitales Waffensystem konzipiert sein. Selbst die Vorstellung, die USA könnten eine Saljut Raumstation kidnappen, schien nicht so abwegig.
Und dennoch hatte das ASTP langfristig positive Nachwirkungen. Das Vertrauen, das unter vielen der Beteiligten aufgebaut worden war, überdauerte das nächste Jahrzehnt. Die Zusammenarbeit bei vielfältigen nicht ganz so hochrangigen Wissenschaftsmissionen lief vergleichsweise unkompliziert und routiniert. Als am 17.06.1992 die damaligen Präsidenten George Bush und Boris Jelzin das Agreement between the United States of America and the Russian Federation Concerning Cooperation in the Exploration and Use of Outer Space for Peaceful Purposes unterzeichneten, konnten die Experten auf bereits funktionierende und bewährte Strukturen zurückgreifen. Eine Serie von Shuttle Missionen in den Jahren 1995 bis 1998 half der NASA, wichtige grundlegende Informationen zum Betrieb einer Raumstation zu sammeln. Sie bildeten die Grundlage für den Aufbau und Betrieb der Internationalen Raumstation ISS. Und auch der Kopplungsadapter APAS aus dem ASTP Programm lebte weiter. Die Sowjetunion hatte ihn für das Buran Programm zum APAS-89 weiterentwickelt. Für das Shuttle-Mir Programm entstand daraus das APAS-95 . Schließlich fand das System auch auf der ISS Verwendung.