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Fehlstart der Juno II AM-16
Sprengung der außer Kontrolle geratenen AM-16
Beim ersten Start einer Juno II Phase II Rakete sollte am 16.07.1959 der Magnetosphärenforschungssatellit S-​1 bzw. Explorer VI gestartet werden. Nur 5,5 s nach dem Abheben geriet die Rakete AM-​16 jedoch außer Kontrolle und mußte, knapp über die Installationen von Cape Canaveral hinwegfliegend, gesprengt werden. Die Untersuchung der Telemetriedaten ergab, daß beim Start ein Defekt im elektrischen System der Rakete aufgetreten war, woraufhin das kardanisch aufgehängte Triebwerk auf maximale Auslenkung gestellt wurde. Unter Vollschub begann die Rakete daher sofort, sich kopfüber zu neigen und sorgte für einen der spektakulärsten Fehlstarts der Raumfahrtgeschichte. Das anspruchsvolle Konzept des S-​1 Satelliten stammte erstmals von der NASA. Die Entwicklung war am mittlerweile der NASA unterstellten Jet Propulsion Laboratory (JPL) erfolgt. Als Explorer VI sollte der Satellit die Mikrometeoritendichte, die Intensität der kosmischen Strahlung, die Einflüsse der solaren Röntgen– und UV-​Strahlung auf die Erdatmosphäre sowie ihre Auswirkung auf das Wärmegleichgewicht der Atmosphäre untersuchen. Das Ungleichgewicht zwischen der einfallenden Strahlung und der wieder abgegebenen Wärmestrahlung war bereits früher als eine der treibenden Kräfte der atmosphärischen Zirkulation erkannt worden. Ein Experiment von Verner Suomi und Robert Parent, Professoren an der University of Wisconsin, sollte erstmals Messungen der ein– und ausgehenden Strahlung ermöglichen. Bereits im Juni 1959 war der Versuch gescheitert, ein ähnliches Experiment an Bord eines Vanguard Satelliten zu starten. Zur Energieversorgung der Systeme von Explorer VI waren 15 NiCd-​Batterien und 3.000 Solarzellen installiert und man hatte gehofft, ein Jahr lang Meßwerte zu empfangen. Nachdem das Feuer an der Absturzstelle der Rakete gelöscht und die Trümmer abgekühlt waren, konnten Suomi und Parent mit den 53 anderen Mitgliedern des Startteams endlich den Bunker verlassen, in dem sie rund eine Stunde eingeschlossen gewesen waren. Denn der Absturzort der Rakete lag nur knapp 50 m von der Bunkertür entfernt! Mit einigen Helfern bargen die beiden Professoren anschließend die Überreste ihres „Radiation Balance Experiment“ aus dem erstaunlich gut erhaltenen Satelliten.