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Bergung der Discovery XIII Kapsel
der Fallschirm von Discoverer XIII auf dem Meer treibend
Ankunft der Kapsel von Discoverer XIII auf der Andrews AFB (dahinter v.l.n.r.: Lt. Gen. Bernard Schriever, Gen. Thomas White und Col Charles Mathison)
Nach dem Fehlstart von Discoverer XII Ende Juni 1960 wuchs der Druck auf das Discoverer alias CORONA Programm weiter an. Die Ursachen lagen in der scheinbar endlosen Reihe technischer Probleme sowohl mit der Agena-​Stufe als auch bei der Kapselrückführung, wurden aber noch verschärft durch den Entschluß des US Präsidenten Dwight D. Eisenhower, nach dem Abschuß des Piloten Gary Powers mit seinem U-​2  Höhenaufklärungsflugzeug am 01.05.1960 keine derartigen Missionen mehr zu genehmigen und stattdessen auf Aufklärungssatelliten zu setzen. Angesichts der Probleme mit der Kapselrückführung wurden aber immer mehr Stimmen laut, die eine Einstellung des CORONA Programms zugunsten der SAMOS Satelliten mit funktechnischer Bildübertragung forderten. Unterdessen hatten die Lockheed-​Techniker eine Theorie entwickelt, wonach die kleinen Raketentriebwerke an der Kapsel, die diese in eine stabilisierende Rotation versetzen sollten, ungleichmäßig zündeten oder gar explodierten, woraufhin sich die Kapsel unkontrolliert überschlug. Daraufhin wurde das System durch neue Kaltgasdüsen ersetzt. Nach dem Fehlstart von Discoverer XII wurde der Flug von Discoverer XIII am 10.08.1960 zur Generalprobe der neuen Technik. Und diesmal verlief die Mission nahezu perfekt. Ohne gravierende Abweichungen erreichte der Satellit an der Spitze der Thor-​DM18 Agena-​A Rakete seine Bahn. Während des 17. Erdumlaufs über dem Nordpol wurde die Kapsel ausgestoßen und am 11.08.1960 rund 520 km nordwestlich von Hawaii per Hubschrauber aus dem Meer geborgen. Ein Abfangmanöver in der Luft war aufgrund von Kommunikationsproblemen zwischen den Bergungsmannschaften zuvor mißlungen und zudem kam die Kapsel weit außerhalb der eigentlichen Landezone nieder. Nach der Bergung sollte die Kapsel eigentlich unter Geheimhaltung zwecks Untersuchung zum Hersteller überführt werden. Doch es kam anders, als der nicht eingeweihte stellvertretende Kommandeur des für die Flugleitung der USAF-​Satellitenprogramme zuständigen 6.594 th Test Wing, Lt. Col. Charles Mathison, an Bord des Bergungsschiffes „Haiti Victory“ landete und eigenmächtig die Kapsel übernahm. Er arrangierte einige Pressefotos, bevor er die Kapsel mit einer C-​130  „Hercules“ zu Lockheed nach Sunnyvale in Kalifornien bringen ließ. Schließlich wurde die Kapsel am 15.08.1960 im Weißen Haus dem US Präsidenten Dwight D. Eisenhower präsentiert und auch ihr Inhalt, eine seidene amerikanische Flagge. Den um Geheimhaltung bemühten Militärs spielte in die Hände, daß Discoverer XIII eine CORONA Diagnostic Mission ohne Kameraausrüstung geflogen war. Letztlich wurde die Kapsel von Discoverer XIII, das erste von Menschenhand geschaffene Objekt, das sicher aus einer Erdumlaufbahn zurückgekehrt war, im Smithsonian Institut ausgestellt. Später verlautete, daß Discoverer XIII bzw. dessen Agena-​Stufe eine Apparatur zur funkelektronischen Aufklärung (ELINT) mitgeführt hatte. Diese Einrichtung mit dem Namen SOCTOP I sollte über ein breites Spektrum die Signale von sowjetischen Radaranlagen auffangen, von denen man annahm, daß sie den Flug amerikanischer Raketen und Satelliten beobachteten. Kurzzeitig sorgte die Auswertung der ersten, über einen Zeitraum von 66 Tagen gewonnenen, Daten des Special Component Test Package tatsächlich für einen erheblichen Furor in Geheimdienstkreisen. Scheinbar überwachte sowjetisches Radar nahezu lückenlos den Flug des Satelliten. Was insbesondere verwunderlich war, weil die Sowjetunion kaum über Stützpunkte im außereuropäischen Ausland verfügte. Schließlich dämmerte es den Auswertern, daß die aufgefangenen Signale vielmehr von den eigenen VERLORT (Very Long Range Tracking) Radarstationen rund um den Globus stammten. Weder diese (im S-​Band zwischen 2,5 und 3,20 GHz sensitive) noch nachfolgende vergleichbare Missionen erbrachten einen Hinweis darauf, daß die Sowjetunion aktiv amerikanische Satelliten mit ihren Radarinstallationen verfolgte oder gar versuchte, deren Kommandosystem zu stören. Hingegen konnten die bereits bekannten Standorte zahlreicher Radaranlagen verifiziert werden. Vor allem aber erwies sich das Konzept, kleinere sekundäre Nutzlasten auf der Agena mitfliegen zu lassen, als sehr erfolgversprechend. Als mit der Agena-​B und vor allem Agena-​D leistungsfähigere Modelle mit mehr Platz für Batterien und sogar entfaltbare Solarzellenflächen verfügbar wurden, war die Mitnahme solcher AFTRACK Experimente regelmäßig geübte Praxis.