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die startbereite Thor-Able Star mit Transit IIA
Schließen der Nutzlastverkleidung über Transit IIA und SolRad I

Unter der Bezeichnung Transit IIA startete die US Navy am 22.06.1960 mit einer Thor-​DM21 Able-​Star erfolgreich einen weiteren ihrer Navigationssatelliten von Cape Canaveral. In der Umlaufbahn wurde zunächst der aufgesetzte „Forschungssatellit“ SolRad 1 abgetrennt, bevor eine weitere Zündung der Able-​Star Oberstufe Transit IIA auf seine etwas höhere Bahn brachte. Damit war erstmals der Start von zwei aktiven Satelliten mit einer Trägerrakete gelungen. Möglich wurde der Doppelstart u.a. durch eine Massereduzierung des Transit-​Satelliten, der gegenüber den ersten Modellen über mehr Solarzellen aber weniger Batterien verfügte. SolRad 1 (auch SR-​1 , GRAB 1 oder SunRay 1) wurde offiziell als erster einer Reihe von Forschungssatelliten zur Untersuchung des solaren Strahlungsflusses im Röntgenbereich klassifiziert. Tatsächlich war das eine geschickte Verschleierung der primären Aufgabe des Satelliten. Tatsächlich wurden mit dem Satelliten solche Forschungen unternommen. Doch das war nur ein Nebenaspekt. Denn tatsächlich war die Mission der GRAB (Galactic Radiation and Background) Satelliten zweigeteilt. Primär trugen sie die ersten ELINT Nutzlasten zur Aufklärung sowjetischer und chinesischer Radarinstallationen ins All. Diese waren im Rahmen des CANES Projekts unter dem Codenamen GREB (Galactic Energy Balance-​Experiment) entwickelt worden. Das SolRad oder SunRay Experiment machte den kleineren Teil der Instrumentierung aus, lieferte aber derart wertvolle Daten, daß es sich umso besser zur Verschleierung der primären Mission eignete. Wenige Tage nach dem Abschuß eines Lockheed U-​2  Flugzeugs der CIA über sowjetischem Territorium, am 05.05.1960, erteilte US Präsident Dwight D. Eisenhower die Freigabe für den ersten Start eines ELINT Satelliten. Und so flog das streng geheime DYNO 1 Elektronikpaket des NRL (Naval Research Laboratory) an Bord des vermeintlichen Forschungssatelliten SolRad mit, zeichnete alle Funk– und Radarsignale in einem vorgegebenem Spektrum auf und übermittelte sie zur Auswertung an eine Bodenstation der Navy. Die NSA (National Security Agency), die an der Analyse der Daten beteiligt war, fand schließlich Indizien dafür, daß die Sowjetunion bereits über Radarsysteme verfügte, die auch ein Abwehrsystem für ballistische Raketen unterstützen konnten. In der angespannten Situation nach dem U-​2  Abschuß wollten die USA jede weitere Provokation der Sowjetunion vermeiden. Als solche konnten auch Hinweise auf die wahre Natur der GRAB Mission betrachtet werden. Jede Aktivierung des Radarsignaturempfängers an Bord des GRAB Satelliten bedurfte daher der Autorisierung durch den US Präsidenten! Während der aktiven Lebensdauer von knapp zehn Wochen (erwartet worden waren sechs Monate, die wissenschaftliche SolRad Mission lief weitere sieben Monate) wurden 22 solcher Überflüge sowjetischen bzw. chinesischen Territoriums mit dem ersten Satelliten genehmigt. Bereits die dabei gewonnenen Informationen überforderten die Möglichkeiten der Auswerter und forcierten die Entwicklung computerisierter Systeme. Nach vier weiteren Starts (davon nur ein erfolgreicher) wurde das Programm 1962 dem neugegründeten NRO (National Reconnaissance Office) übertragen.
Transit IIA lieferte dagegen über mehr als zwei Jahre bis zum 26.10.1962 wertvolle Informationen zum Einsatz von Navigationssatelliten. Dabei bewährten sich auch die neu eingeführten Digitaluhren, die die bisher eingesetzten mechanischen Zeitgeber ergänzten. Auch einige sekundäre Experimente konnten erfolgreich durchgeführt werden. So war wieder der aus den Labors der Naval Ordnance Test Station (NOTS) stammende IR-​Sensor mit an Bord, der seine Bilder auf einer eigenen Frequenz zur Erde übertrug. Er eignete sich u.a., um die Spinrate des Satelliten präzise zu bestimmen. Außerdem war ein Empfänger für das sogenannte Kosmische Rauschen integriert worden, der vom kanadischen Defence Research Telecommunications Establishment (DRTE) stammte. Der auf 3,8 MHz operierende Empfänger, ein Entwicklungsmuster für das Alouette Programm, war nur während der ersten Woche nach dem Start aktiv. Als Antennen fungierten für dieses Experiment die Drähte mit den yo-​yo Gewichten. Als jedoch nach einer Woche der Befehl zum De-​Spin-​Manöver ausgelöst wurde, hatten die zusätzlich mitgeführten Magnetdämpfer die Rotation bereits soweit verlangsamt, daß die Drähte nicht an den vorgesehenen Sollbruchstellen brachen. Dennoch verlief die Mission sehr erfolgreich. Dank seines Erfolges konnte auf den Bau eines geplanten Transit IIB verzichtet werden und das Programm wurde mit den weiter verbesserten Modellen Transit IIIA und IIIB fortgesetzt. Dabei hätten wahrscheinlich noch länger Daten von Transit IIA empfangen werden können, hätte nicht eine eigentlich als Vorsichtsmaßnahme gedachte Bypass-​Schaltung das elektrische System des Satelliten überlastet. Bei Transit IB hatte nach einigen Monaten ein Thermostat-​Schalter versagt. Da das Problem erst nach dem Start von Transit IIA aufgetreten war, flog auch dieser mit dem ausfallgefährdeten Bauteil. Also wurde beschlossen, den Thermostaten vor dem anzunehmenden Ausfallzeitpunkt mit einer Bypass-​Schaltung zu umgehen. Ungewollt erhöhte man damit aber den Strombedarf der Systeme des Satelliten auf einen Wert, der etwa 10% über der Kapazität der Solarzellen lag. Nach 916 Tagen brach daher das elektrische System zusammen.