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Composite I: SECOR (unten) und SolRad (darüber)
Composite I: links Injun, rechts SECOR, darüber SolRad
Im Rahmen des Composite-​Programms unternahmen USAF und US Navy am 24.01.1962 den Versuch, erstmals mit einer Rakete fünf Satelliten zu starten. Das Experiment scheiterte jedoch kurz nach dem Start von Cape Canaveral, da die Oberstufe der Thor-​DM21 Able-​Star Rakete keinen ausreichenden Schub lieferte und schließlich, wohl wegen eines Risses im Triebwerk, explodierte (andere Berichte sprechen davon, daß sich die Oberstufe nach Problemen bei der Stufentrennung über Kopf überschlug). Im Gegensatz zu früheren Mehrfachstarts waren beim Programm Composite (Spitzname „Buckshot“) die Satelliten nicht direkt miteinander verbunden, sondern an einem leichten Gittergerüst montiert. Die Nutzlast beim ersten Startversuch bestand aus den Satelliten Injun 2, LOFTI II, SolRad 4 A, SurCal (1 A) und SECOR (1 A). Bei Injun 2 handelte es sich um einen kleinen Satelliten zu Magnetosphärenforschungen, insbesondere zur Erforschung des Polarlicht-​Phänomens. Seine hauptsächliche Ausrüstung bestand aus Geiger-​Müller-​Zählern, Fotometer und Magnetometer. LOFTI II (Low Frequency Trans-​Ionospheric) sollte Kommunikationsexperimenten auf extrem niedrigen Frequenzen dienen. Sowohl die Durchdringung der Ionosphäre (und hierbei bekannte Unterschiede bei unterschiedlicher geographischer Breite) wie auch der Empfang der Signale unter Wasser (durch getauchte Atom U-​Boote) war dabei von Interesse. Bei SolRad 4 (GRAB 4) handelte es sich um einen weiteren Satelliten zur Untersuchung des solaren Strahlungsflusses im Röntgenbereich. Das war zumindest die offizielle Aufgabenstellung. Denn außer der wissenschaftlichen Ausrüstung befand sich die streng geheime GREB Apparatur an Bord, mit der der Geheimdienst der US Navy die funkelektronische Aufklärung sowjetischer Radaranlagen betreiben wollte. Nach dem Inkraftsetzen des National Reconnaissance Program (NRP) im September 1961 und der Übertragung des Programms an das NRO (National Reconnaissance Office) trug die fehlgeschlagene ELINT Mission den Codenamen POPPY II. Die wissenschaftliche Ausrüstung umfaßte diesmal drei Röntgenstrahlen-​Detektoren und einen Detektor für die Lyman-​Alpha Strahlung. Ausgehend von früheren Messungen war die Abschirmung der Röntgenstrahlen-​Detektoren verstärkt worden, um auch hochenergetischere Strahlung messen zu können. SurCals Aufgaben lagen in der Kalibrierung der Radaranlagen des NavSpaSur „Zaunes“. Dazu war in einem winzigen Zylinder, der nicht von der letzten Raketenstufe abgetrennt werden sollte, ein 400 MHz Sender untergebracht worden. SECOR (Sequential Collation of Ranges) war dagegen der erste in einer Reihe geodätischer Satelliten. Er basierte auf einer modifizierten Vanguard Satellitenzelle. Ein TR-​17  Transponder der Cubic Corporation sollte Signale wiederausstrahlen, die von vier Standorten auf der Erde eingingen. Bei drei bekannten Positionen hätte der Satellit so die unbekannte vierte ermitteln können. Und dies mit einer Genauigkeit von 1 bis 3 m.