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Start der Atlas-​LV3 Agena-​B mit MIDAS VII
IR-Sensor der MIDAS Serie-III Satelliten

Mit einer Atlas-​LV3 Agena-​B startete am 09.05.1963 der experimentelle Frühwarnsatellit MIDAS VII von der Vandenberg AFB. In einem sechswöchigen Testprogramm demonstrierte er erfolgreiche die Fähigkeit, startende Raketen zu entdecken und ihre Bahn zu verfolgen. Insgesamt zehn Titan II, Atlas-​E, Minuteman und Polaris Starts konnten von seinen Detektoren registriert werden. Besonders die Beobachtung der feststoffgetriebenen Minuteman und Polaris war eine kleine Sensation, da die Sensoren für das Aufspüren der deutlich heißeren Abgase von Flüssigkeitsraketen konzipiert waren. Das war um so bedeutender, als nur drei Tage vor dem Start das US Repräsentantenhaus darüber informiert worden war, daß sich das MIDAS (Missile Defense Alarm System) Programm in einer Sackgasse befand. Den Wissenschaftlern fehlten noch immer wichtige Erkenntnisse zu einer Reihe von Prozessen in der Atmosphäre, die den Einsatz von IR-​Sensoren nachhaltig beeinflußten. Insgesamt waren 423 Mio. $ für ein Programm ausgegeben worden, bei dem weniger als die Hälfte der Satelliten brauchbare Ergebnisse geliefert hatte. Doch der neue, von Aerojet-​General entwickelte, IR-​Sensor der Serie III Satelliten (MIDAS VI bis MIDAS IX) wurde ein unerwarteter Erfolg. 47 Tage operierte MIDAS VII, bevor die Bahnmechanik die Energieausbeute der starr montierten Solarzellenflächen soweit reduzierte, daß ein weiterer Betrieb der Sensoren unmöglich wurde. Allen Skeptikern zum Trotz hatte das System bewiesen, daß IR-​Sensoren startende Interkontinentalraketen auch unter schwierigen Bedingungen aufspüren konnten. Das Problem der Hintergrundstrahlung war in den Griff zu bekommen und die Anzahl der Fehlalarme lag erfreulich niedrig. Dennoch wurde das MIDAS Programm bald darauf eingestellt. 1966 fanden nochmals drei Starts mit weiterentwickelten Sensoren von Aerojet-​General statt. Doch die Entwicklung zielte da bereits auf leistungsfähigere Systeme, die aus einem geostationären Orbit ein wesentlich größeres Gebiet kontinuierlich überwachen konnten. Diese Entscheidung erwies sich letztlich auch als vernünftig.
Beim Start von MIDAS VII gelangten auch zwei kleine Sub-​Satelliten vom Typ TRS (Tetrahedial Research Subsatellite) bzw. ERS (Environmental Research Subsatellite) sowie DASH 1 auf ihre Umlaufbahnen. Die je nach Quellenlage als TRS 5 und TRS 6 bzw. ERS 5 und ERS 6 oder manchmal auch (vermutlich fälschlich) als TRS 2 und TRS 3 bezeichneten Satelliten untersuchten insbesondere die Alterung von Solarzellen unter dem Einfluß der irdischen Strahlungsgürtel. Die insgesamt jeweils 132 installierten Solarzellen repräsentierten daher verschiedenste Modelle. Das DASH (Density and Scale Height) Experiment hingegen bestand aus einem Ballonsatelliten von 2,5 m Durchmesser, aus dessen Bahnänderungen sich Rückschlüsse auf die Atmosphärendichte, den solaren und terrestrischen Strahlungsdruck sowie die lunaren und solaren Gravitationseinflüsse gewinnen ließen.
Auch das „Project West Ford“ des MIT Lincoln Laboratory, bei dem 480 Mio. haarfeiner Kupferdipole (17,8 µm Durchmesser, 1,78 cm Länge), in der Umlaufbahn ausgestoßen, einen Reflektorgürtel für Funksignale bilden sollten, wurde bei diesem Mehrfachstart erfolgreich wiederholt. Geplant war, auf diese Weise im Kriegsfall kurzfristig ein weltweites Kommunikationssystem aufzubauen. Am 14.05.1963 wurde ein Kommunikationsversuch über die „West Ford“ Nadeln unternommen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die Nadeln noch nicht zu einem geschlossenen Reflektorgürtel um die gesamte Erde verteilt. Dafür war ihre Dichte noch größer. Es gelang an diesem Tag zwischen den Bodenstationen in Camp Parks (Kalifornien) und Millstone Hill (in Westford, Massachusetts) eine Verbindung aufzubauen. Über die dort installierten 18,5 m Parabolantennen konnte eine verständliche Sprechfunkverbindung mit etwa 20.000 bps demonstriert werden. Doch bereits am 18.06.1963 war die Nadeldichte soweit abgesunken, daß nur noch 400 bps möglich waren. Am 02.07.1963 wurden die Versuche schließlich eingestellt. Die Erkenntnisse aus diesem praktischen Test und nicht zuletzt der Siegeszug aktiver Kommunikationssatelliten ließ das Konzept wieder in den Schubladen verschwinden.
Schließlich trug die Agena Stufe des MIDAS Satelliten auch noch eine sogenanntes Research Module. Das HSRP 11 war wohl das letzte aus einer Serie von Experimenten im Rahmen des Harvard Space Radio Project.