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Bis heute umstritten ist die Mission einer Raumsonde des Typs MV-​1 A, die am 19.02.1964 mit einer Molnija 8K78  Rakete von Baikonur gestartet worden war. Da das Unternehmen noch in der Startphase scheiterte — offenbar war flüssiger Sauerstoff aus einem undichten Ventil ausgetreten, der eine Treibstoffleitung einfrieren und kurz darauf brechen ließ, was zur Explosion der Drittstufe führte — gibt es kaum Hinweise auf das tatsächliche Ziel der Sonde. Die Entwicklung der neuen 3 MV Generation der universellen Mars/Venus Sonden war von erheblichen technischen Schwierigkeiten begleitet gewesen. Außerdem zeichnete sich die Molnija-​Rakete, insbesondere ihre Oberstufen, noch immer durch eine katastrophal geringe Zuverlässigkeit aus. Daher hatte Sergej P. Koroljow eine Serie von drei Tiefraum-​Missionen mit Prototypen des 3 MV Modells geplant, die vor dem Öffnen des nächsten Startfensters zur Venus die Gelegenheit geben sollten, die größten Probleme experimentell auszumerzen. Doch auch diese Missionen fielen bald soweit hinter den ursprünglichen Zeitplan zurück, daß sie mehrfach neu konzipiert werden mußten. Als die erste der Sonden endlich im November 1963 gestartet werden konnte, strandete sie prompt im Erdorbit und mußte abgeschrieben werden. Für den zweiten Startversuch modifizierte man eine MV-​4  Mars Vorbeiflug-​Sonde. Aufgrund der zeitlichen Nähe zum Venus-​Startfenster nahmen Beobachter lange an, daß das Ziel der Sonde tatsächlich die Venus gewesen wäre. Wahrscheinlicher ist nach heutigen Erkenntnissen, daß tatsächlich bei einem mindestens 10-​monatigen Flug eine Mars-​Mission simuliert werden sollte. Die mitgeführte fotografische Ausrüstung wollte man wohl aus entsprechender Entfernung an der Erde (und eventuell auch am Mond) testen. Stattdessen regneten die Trümmer der Rakete und ihrer Nutzlast etwa 85 km nördlich von Barabinsk (Oblast Nowosibirsk) zur Erde. Die dritte Testmission wurde nach weiteren Verzögerungen schließlich offenbar abgesagt (wie auch die drei eigentlichen MV-​4  Mars Missionen vom November 1964). Zuvor waren im März/April 1964 aber noch zwei vergebliche Versuche unternommen worden, mit MV-​1  Sonden die Venus zu erreichen. Das machte das Desaster mit der 3 MV Sondengeneration komplett, wobei die Sonden selbst kaum die Gelegenheit hatten, sich im Einsatz zu beweisen.