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POPPY Satellit (frühes Modell)
Agena-D mit OSCAR III
Die bis dahin größte Zahl von Satelliten, die mit einer einzigen Rakete gestartet wurden, erreichte am 09.03.1965 ihre Umlaufbahn. Insgesamt acht Satelliten befanden sich an Bord einer Thor-​SLV2 Agena-​D, die an diesem Tag von der Vandenberg AFB aufstieg. Dabei handelte es sich um SolRad 6 B (GRAB 6 / GREB 6), einen als wissenschaftliche Nutzlast getarnten ELINT Satelliten des NRO, SolRad 7 B, einen realen solaren Forschungssatelliten, GGSE 2 und GGSE 3, zwei Satelliten zu technologischen Versuchen bezüglich der Gravitationsgradientenstabilisierung, SECOR 3 (Sequential Collation of Ranges) bzw. EGRS 3 (Engineer Geodetic Research Satellite), einen geodätischen Satelliten, OSCAR 3 einen Amateurfunksatelliten, SURCAL 2 (SURCAL 2 B), eine kleine Nutzlast zur Radarkalibrierung und schließlich Porcupine 1 bzw. Dodecahedron 1. Die US Navy bezeichnete die Satelliten als SR VIIB, GGSE II, GGSE III, SURCAL IV und Dodecapole I. Ferner führte die US Navy noch eine geheime Nutzlast mit der Bezeichnung PL 142 auf, unter der sich vermutlich der POPPY Satellit OPS 4988 verbarg. Die Bezeichnung SolRad 6 B bzw. GREB 6 hatte man wohl einfach aus dem Vorgängerprogramm übernommen, bei dem die ELINT Nutzlasten in SolRad Forschungssatelliten „versteckt“ wurden. Als im Jahr 2012 weitere Dokumente zu den Anfängen der ELINT Programme von NRL und NRO veröffentlich wurden, wurde deutlich, daß die Desinformation zum POPPY Programm in Wirklichkeit noch weiter gegangen war. Tatsächlich handelte es sich beim Start vom 09.03.1965 nämlich sogar bei vier der acht Satelliten um ELINTs. Den vermeintlichen SolRad 6 B hatten Beobachter schon frühzeitig korrekt identifiziert. Doch auch bei SolRad 7 B diente die wissenschaftliche Ausrüstung nur zur Tarnung der tatsächlichen Mission. Und schließlich bezeichnete das Gravity Gradient Stabilisation Experiment in Wirklichkeit nur die Versuche zur Gravitations-​Gradienten-​Stabilisierung, die mit zwei weiteren POPPY Nutzlasten der Mission 7104 unternommen wurden. Von den vier Satelliten waren zwei um zwei Achsen stabilisiert, während die beiden anderen unterschiedliche Ansätze zur Stabilisierung um drei Achsen erprobten. Einer war hierfür mit zusätzlichen Auslegern ausgerüstet worden. Bei dem anderen setzten die Ingenieure auf ein sogenanntes „Flywheel“. Eines der Systeme arbeitete nicht wie vorgesehen. Der betroffene Satellit, welcher ist bisher nicht bekannt, flog daher quasi seitwärts. Seine Mikrotriebwerke konnten unter diesen Umständen nicht aktiviert werden, was die Poistionierung der Satelliten untereinander erschwerte. Als begrenzendes Element erwies sich auch bei dieser Mission die Batterielebensdauer. Die anderen Systeme übertrafen diesbezüglich die Erwartungen.
EGRS 3 flog eine äußerst erfolgreiche geodätische Mission. Die sehr präzise erreichte und nahezu perfekt kreisförmige Bahn trug erheblich zu ihrem Gelingen bei. Das Netz der Bodenstationen war inzwischen soweit aufgebaut, daß die Entfernung zwischen Hawaii und Japan mit noch nicht dagewesener Präzision bestimmt werden konnte. Allerdings waren die Messungen sehr langwierig. Denn für jeden neuen Meßpunkt mußten die Bodenstationen samt Personal ihren Standort wechseln. Daher war die unerwartet lange Lebensdauer der Batterien des EGRS Satelliten (rund drei Jahre) ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg der Mission.
Wesentlich kürzer war die aktive Lebensdauer des OSCAR III Satelliten. Seine Batteriekapazität reichte lediglich für einen Betrieb von 18 Tagen. Doch in dieser Zeit setzte er Maßstäbe. Denn im Gegensatz zu seinen beiden Vorgängern strahlte er nicht nur ein Morsesignal ab. Erstmals war es weltweit Amateurfunkern möglich, Signale über den als Relais fungierenden Satelliten auszutauschen.