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Kosmos 108
Unter der Bezeichnung Kosmos 108 startete die Sowjetunion am 11.02.1966 einen kleinen Forschungssatelliten vom neuen DS-​U1-​G (geophysikalisch, russ. геофизический) Typ. Bis dahin waren die Satelliten der DS Serie mehr oder weniger als Einzelanfertigungen gemäß der jeweiligen Aufgabenstellung entstanden. Zwar kamen bereits standardisierte Baugruppen zum Einsatz, doch angesichts der wachsenden Nachfrage wissenschaftlicher Institute und des Militärs nach immer neuen Satelliten mußte man im OKB-​586  neue Wege beschreiten. Zunächst wurden einige Projekte ausgelagert, um die militärischen Programme nicht zu gefährden. Dann aber studierte man verschiedene Möglichkeiten, die Massenproduktion kleiner Satelliten effektiv zu organisieren. Im Ergebnis wurde beschlossen, den Bedarf zukünftig mit drei Grundtypen abzudecken. Die DS-​U1  Baureihe sollte auf eine stabile räumliche Ausrichtung verzichten und chemische Batterien zur Stromversorgung erhalten. Das DS-​U2  Modell erhielt zusätzlich Solarzellenflächen. Und der DS-​U3  Entwurf verfügte über Solarzellenflächen mit einer Ausrichtung zur Sonne, war also raumorientiert. Einheitlich (unifiziert, russ. унифицированны) ausgeführt wurde dabei jeweils die Satellitenzelle: ein zylindrisches Mittelstück mit zwei halbkugelförmigen Endkappen. Lediglich die Ausrüstung war missionsspezifisch.
Der erste Satellit nach diesem Konzept, Kosmos 108, wurde mit einer Kosmos 63S1  Rakete von Kapustin Jar aus auf eine exzentrische Umlaufbahn befördert, von der aus er geophysikalische Forschungen unternahm. Schwerpunkt waren Untersuchungen der Atmosphäre (Dichte, Zusammensetzung, Ionisierung) sowie der solaren UV-​Strahlung. Ziel war es, Zusammenhänge zwischen der Sonnenaktivität und dem Zustand der Atmosphäre zu erforschen. Am 26.02.1966 stellte Kosmos 108 seinen Betrieb ein.