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Start der zweiten sowjetischen Mars-69 Mission<br>(deutlich erkennbar das Feuer im Heck der Rakete)
Startvorbereitungen einer Mars-69 Sonde
Mehr als sechs Jahre nach dem Fehlschlag ihrer letzten Marssonde unternahm die Sowjetunion 1969 zwei neuerliche Startversuche. Zu dieser Zeit befand sich das sowjetische Raumfahrtprogramm in einer tiefen Krise, da der Wettlauf um die erste bemannte Mondlandung wohl eindeutig von den USA gewonnen werden würde. Verschiedene andere sowjetische Programme hatten gleichzeitig auch erhebliche Rückschläge erlitten. Daher wuchs der politische Druck, mit dem ersten künstlichen Marssatelliten die amerikanischen Erfolge etwas zu schmälern. Tatsächlich hofften aber auch die Wissenschaftler und Ingenieure auf einer Erfolg der Mission. Zwar waren die M-​69  Sonden unter extremem Zeitdruck entstanden. Doch flossen zahlreiche wegweisende Verbesserungen in das Sondendesign ein. Trotz aller Unsicherheitsfaktoren hatten die beiden Mars Sonden tatsächlich das Potential, sensationelle Ergebnisse zu liefern. Jede der Sonden bestand aus einem umfangreich instrumentierten Orbiter (u.a. drei TV-​Kameras mit 35, 50 und 250 mm Brennweite Objektiven). Der ursprünglich mit eingeplante Lander, der sich an das erfolgreiche E-​6  Mondlanderdesign anlehnte, mußte nach technischen und Gewichtsproblemen zurückgezogen werden. Doch der erste Startversuch mit einer derartigen Sonde scheiterte am 27.03.1969 an der Trägerrakete, einer Proton-​K 8K82 K mit Block-​D 11S824  Fluchtstufe, als deren Endstufe versagte. Nach knapp 439 s Flug schaltete sich die Drittstufe ab und unmittelbar darauf explodierte die Rakete. Nur eine Woche später, am 02.04.1969, war die nächste Rakete startklar. Doch auch diesmal gelangte die 2M M-​69 Sonde auf keine Bahn, da schon 0,02 bis 0,03 s nach der Zündung der Erststufe ein Feuer in der Turbopumpe eines der RD-​253  Triebwerke ausbrach. Die Rakete stieg dennoch langsam und eine schwarze Rauchfahne hinter sich herziehend unter dem Schub von nur fünf Triebwerken bis auf etwa 1.000 m Höhe. Nach 41 s unkontrolliertem Flug stürzte sie schließlich nur etwa 1.500 bis 3.000 m (je nach Quelle) vom Startkomplex entfernt ab und explodierte. Der Startkomplex trug kaum Schäden davon, doch im MIK waren fast alle Fenster zerbrochen. Das gesamte Umfeld des Startkomplexes wurde von den giftigen Treibstoffen kontaminiert und es dauerte Wochen, bis das Terrain wieder ohne Schutzkleidung betreten werden konnte. Die Ursache für das Feuer war rasch gefunden. Wegen eines fehlenden Stopfens war Stickstofftetroxid an einem Lager der Turbopumpe ausgetreten. Alle Hoffnungen auf einen spektakulären Erfolg waren also an der unzuverlässigen Proton Rakete gescheitert.