Address:
Intelsat IV Satellit in der Testkammer von Hughes
die startbereite Atlas-Centaur mit Intelsat IV F-​4
Mit einer Atlas-​SLV3 C Centaur-​D startete am 23.01.1972 von Cape Canaveral der Kommunikationssatellit Intelsat IV F-​4 . Zunächst erreichte er eine geostationäre Übergangsbahn, später dann unter Einsatz des Bordtriebwerks die geplante Synchronbahn über dem Pazifik. Wie alle Intelsat IV Satelliten verfügte auch das dritte Exemplar über eine Reihe von Verbesserungen im Vergleich zum Intelsat III Modell. Neben der höheren Leistung war dies insbesondere ein entdralltes Antennensystem. Dieses bestand aus Hornantennen mit einem kegelförmigem Offnungswinkel von 17° und parabolischen Schalenantennen mit einem Offnungswinkel von nur 4,5°. Der Satellit stellte insgesamt 12 Transponder bereit mit einer Kapazität von 4.000 Telefongesprächen und 2 TV-​Programmen bzw. alternativ 6.000 Telefongesprächen oder 12 Video-​Kanälen. Dabei ließen sich 8 der 12 Transponder je nach Bedarf einem der beiden Antennensysteme zuschalten. Somit konnten sowohl weitläufige Gebiete abgedeckt als auch enge Gebiete mit hohem Funkaufkommen bedient werden. Die projektierte Lebensdauer von sieben Jahren bedeutete auch neue Herausforderungen an die Zuverlässigkeit der Satellitenkomponenten, die aber erfolgreich bewältigt werden konnten. Als erster Kommunikationssatellit wurde dieses Exemplar in Europa gefertigt. Die Hughes Aircraft Co. hatte den Auftrag zur Montage (und Fertigung ausgewählter Komponenten) an die British Aircraft Corporation (BAC) vergeben. Für die europäische Raumfahrtindustrie war dies nicht nur ein großer Vertrauensbeweis, sondern auch ein wichtiger Impuls. Kurz nachdem der Satellit Anfang Februar 1972 seine Position über dem Pazifik bei 174° Ost eingenommen hatte, spielte er eine bedeutsame Rolle bei dem geschichtsträchtigen Besuch des US Präsidenten Richard Nixon in der Volksrepublik China (21.-28.02.1972). Erstmals wurde von einem derartigen Ereignis dank INTELSAT in so großem Umfang und teils live weltweit berichtet. Für China brachte der Zugang zur internationalen Satellitenkommunikation aber noch tiefgreifendere Veränderungen. Die schlimmsten Auswüchse der Kulturrevolution waren gerade überwunden, was überhaupt erst den Besuch Nixons möglich gemacht hatte. Und jetzt waren in kürzester Zeit in einem Land, das bis vor wenigen Monaten seine besten Intellektuellen und Ingenieure in Arbeitslager gesteckt oder ermordet hatte, zwei moderne transportable Erdfunkstellen in Beijing (durch die Hughes Tool Company) und Shanghai (durch die RCA Corp.) errichtet worden. In China erkannte man erstaunlicherweise sofort den Wert einer leistungsfähigen internationalen Kommunikationsanbindung für die im Rahmen der beginnenden Öffnung angestrebte Modernisierung der Wirtschaft. Und erwarb direkt die Bodenstation in Shanghai. Die mobilen Installationen wurden in feste Gebäude überführt und mit Hilfe von RCA eine neue 30 m Antenne errichtet. Ab August 1973 war China nun via INTELSAT über 60 Telefonie-​Kanäle und einen TV-​Kanal mit der westlichen Welt verbunden.