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Die Sowjetunion unternahm am 11.05.1973 den hektischen Versuch, dem Start der amerikanischen Raumstation Skylab mit einer eigenen Raumstation zuvorzukommen. Zwar hatte die Sowjetunion den erfolgreichen Start der ersten bemannten Raumstation bereits 1971 für sich verbuchen können. Die dreiköpfige Besatzung war jedoch bei der Landung umgekommen. Zwei Versuche, eine weitere Raumstation in Betrieb zu nehmen, waren seither gescheitert. DOS-​2  erreichte am 29.07.1972 wegen Problemen mit der Trägerrakete keine Umlaufbahn und die militärische OPS-​1  geriet Mitte April 1973 nur wenige Tage nach dem Start außer Kontrolle. In einem enormen Kraftakt gelang es den Bodenmannschaften, mit DOS-​3  eine weitere Raumstation startklar zu machen. Der Start war für den 08.05.1973 vorgesehen, sechs Tage vor dem von der NASA bekanntgegebenen Starttermin von Skylab und am Vorabend des Jahrestages des Sieges über Hitlerdeutschland. Doch ein größeres Treibstoffleck an der Trägerrakete machte diese Planungen zunichte. Und so hob die dreistufige Proton-​K 8K82 K erst am 11.05.1973 um 00:20 UTC von Baikonur ab. Planmäßig erreichte die Raumstation ihre Umlaufbahn in rund 220 km Höhe. Nun sollte sich die Saljut eigentlich von der Raketenendstufe absetzen und eine höhere Umlaufbahn ansteuern. Doch als die Raumstation nach dem ersten Erdumlauf wieder in den Bereich der sowjetischen Bahnverfolgungsstationen kam, zeigten die Telemetriewerte einen fast vollständigen Verbrauch des Lageregelungstreibstoff an. Das schien zunächst vollkommen unmöglich, doch schließlich mußte sich die Flugleitung mit den Tatsachen abfinden. Ein defekter Ionen-​Sensor des Lageregelungssystems hatte die Triebwerke dazu gebracht, praktisch ununterbrochen zu feuern. Als der Sensor endlich stillgelegt wurde, war es bereits zu spät. Die Raumstation mußte aufgegeben werden und erhielt den nichtssagenden Namen Kosmos 557. Eine Untersuchungskommission unter Beteiligung des KGB kam bald zu der Erkenntnis, daß die Mission hätte gerettet werden können, wenn die Flugleitung umgehend nach Eintreffen der Telemetriewerte reagiert hätte. Das sollte Konsequenzen haben. Mehrere führende Mitarbeiter des ZKBEM verloren ihre Posten. Unterdessen bereitete man sich auf einen gezielten Wiedereintritt von DOS-​3  vor. Nach einer Serie von kleinen Bahnmanövern stürzte die Raumstation am 22.05.1973 dann aber doch unkontrolliert ab, als ein Impuls bei falscher räumlicher Orientierung erfolgte. Glücklicherweise verglühte die Raumstation aber über dem Indischen Ozean. Westlichen Beobachtern war zwar die Ähnlichkeit der Bahn von Kosmos 577 zu der von Saljut 2 aufgefallen. Doch spekulierte man eher über eine unbemannte Aufklärungsplattform auf Basis des Raumstationsdesigns.