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Start der ersten Titan-3E Centaur-​D1T
SPHINX Testsatellit
Für das ambitionierte Marslander Programm Viking hatte die NASA eine neue Variante der Titan-​III Rakete entwickeln lassen. Die mit einer Centaur-​D1 T als Oberstufe ausgestattete Raketenkombination erhielt die Bezeichnung Titan-​IIIE Centaur-​D1 T. Da die NASA einen Fehlstart der teuren Raumsonden unter allen Umständen vermeiden wollte, setzte sie trotz der hohen Kosten allein für die Rakete zunächst einen Erprobungsstart an. Ein Viking Massenmodell (Viking Dynamic Simulator) sollte helfen, die Dynamik der Nutzlast beim Start an Bord der neuen Raketenkombination zu ermitteln. Der VDS sollte auf einem erdnahen Orbit ausgesetzt werden und hätte damit seine Aufgabe erfüllt gehabt. Der Flug bot zudem die Gelegenheit, eine kleine wissenschaftliche Nutzlast mitzunehmen. Dieser SPHINX (Space Plasma High Voltage Interaction Experiment) getaufte Satellit sollte Untersuchungen des Plasmas vornehmen, wobei das Ziel war, Erkenntnisse zum Design von Nutzlasten zu gewinnen, deren Hochspannungsteile direkt dem freien Raum ausgesetzt waren. Weiterhin war die Erprobung unterschiedlicher neuer Solarzellentypen geplant. Vorgesehen war, SPHINX auf einer hochelliptischen Transferbahn auszusetzen. Nach einer letzten Freiflugphase von 5¼ Stunden hätte die Centaur dann ein viertes Mal feuern und so eine Langzeitmission simulieren sollen. Doch die Oberstufe der Rakete versagte und keine der beiden Nutzlasten erreichte den Orbit. Nach der planmäßigen Stufentrennung schlug der erste Zündversuch der Centaur Triebwerke 8,1 Minuten nach dem Start fehl. Daraufhin wurde nach 9,2 Minuten automatisch ein weiteres Zündkommando gesendet. Ergebnislos. Nach 12:28 min mußte der Sicherheitsoffizier auf Antigua die Sprengung der Rakete in 166 km Höhe einleiten. Ihre Trümmer stürzten nach einem ballistischen Flug von 3.530 km ins Meer. Der Fehler der Centaur konnte immerhin eindeutig gefunden werden. Eine Hilfspumpe für den flüssigen Sauerstoff hatte versagt und alle Zündkommandos des Bordcomputers blieben daher ohne Erfolg. Da die Fehlerursache eindeutig geklärt werden konnte, stand dem geplanten Einsatz der Titan-​IIIE nichts im Wege. Der Einsatz eines „proof-​flight vehicle“ hatte sich somit tatsächlich ausgezahlt und die NASA vor dem Verlust einer viel wertvolleren Nutzlast bewahrt.