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Nachdem die sowjetisch-​amerikanischen ASAT Gespräche ergebnislos abgebrochen worden waren, nahm die Sowjetunion im Frühjahr 1980 demonstrativ die Tests ihres ASAT Systems wieder auf. Interessant war neben dem politischen Signal aus technischer Sicht, wie sich die längere Zeit eingelagerten Satelliten verhalten würden. Kosmos 1174 erreichte am 18.04.1980 von Baikonur mit einer Zyklon-​2 11K69  Rakete seine vorläufige sehr erdnahe Umlaufbahn, aus der er innerhalb eines Erdumlaufs auf eine höhere Bahn manövrierte, die im Apogäum an die des wenige Tage zuvor gestarteten Kosmos 1171 heran führte. Doch die (nach einigen Berichten modernisierten) Sensoren des Jagdsatelliten vom Typ IS (russ. Истребитель Cпутник) bereiteten Probleme, der Satellit verfehlte am 18.04.1980 um 04:16 UTC bei einem Anflug „von unten“ sein Ziel um mindestens 8 km (nach anderen Quellen 18 km). Zwei weitere Anflüge mit dem Reserve-​Triebwerkssystem am 18.04.1980 um 22:04 UTC und 19.04.1980 um 00:35 UTC führten zu keinem besseren Ergebnis. Im Gegenteil kam Kosmos 1174 seinem Ziel jeweils nur auf rund 30 km nahe. Erstaunlich war allerdings die damit demonstrierte Fähigkeit, nach dem ersten Mißerfolg innerhalb kürzester Zeit zwei weitere „Angriffe“ mit abweichenden Anflugvarianten zu improvisieren. Daß das zweite und dritte Abfangmanöver weit außerhalb der Funksicht sowjetischer Bodenstationen über dem Pazifik erfolgt war, bewies zudem den hohen Autonomiegrad der Abfangsatelliten. Und legte nahe, daß Jäger und/oder Ziel über Gerätschaften verfügten, die die Parameter eines simulierten Angriffs aufzeichnen und später zur Auswertung übertragen konnten. Dennoch mußte diese erstaunliche Mission als Fehlschlag verbucht werden. Am 20.04.1980 wurde schließlich der Selbstzerstörungsmechanismus von Kosmos 1174 ausgelöst.