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NOSS Cluster in Startkonfiguration

Nach einem Fehlstart im Dezember 1980 wurde das streng geheime PARCAE bzw. „White Cloud“ Programm der US Navy am 09.02.1983 mit dem Start eines verbesserten Satellitenmodells von der Vandenberg AFB fortgesetzt. Offensichtlich waren die Verbesserungen auch mit einer Erhöhung der Masse einhergegangen, denn die Leistung der bisher eingesetzten Atlas-​E bzw. Atlas-​F, ehemaliger Interkontinentalraketen, reichte nun nicht mehr aus. Stattdessen wurden fünf neue SLV-​3D Grundstufen aus dem Atlas-​Centaur Programm für die Missionen modifiziert. Das Modell erhielt die Bezeichnung Atlas-​H. Da die SLV-​3D aber nie als 1½-​stufige Interkontinentalrakete fliegen sollte, verfügte sie auch über kein eigenes Steuerungssystem, wurde stattdessen vom Lenksystem der (Centaur) Oberstufe auf Kurs gehalten. Glücklicherweise fanden sich noch ausreichend Inertial-​Lenksysteme der Atlas-​E und Atlas-​F ICBM, die nachgerüstet werden konnten. Dank des um etwa 33 kN höheren Startschubs des MA-​5  Erststufenantriebs konnte die MSD (FW-​4D) Feststoffoberstufe der Atlas-​H nun ihre Nutzlasten auf die gewünschten Bahnen in 1.000 km Höhe bringen. Es handelte sich dabei ausschließlich um maritime Überwachungssatelliten, oder genauer gesagt um einen Muttersatelliten, für den die Bezeichnung NOSS (Navy Ocean Surveillance Satellite) verwendet wurde und wenigstens drei SSU Sub-​Satelliten, die ähnliche Bahnen beschrieben. Da die Positionen der Satelliten untereinander sehr konstant blieben, gab es diverse Spekulationen, wie dies technisch erreicht werden konnte. Tatsächlich wurden aber lediglich bekannte Verfahren kombiniert und optimiert. Der Premierenflug der Atlas-​H SSD am 09.02.1983 verlief, soweit bekannt, erfolgreich. Jedenfalls erreichten mehrere Nutzlasten die typischen Bahnen in durchschnittlich 1.100 km Höhe. Obwohl keine offiziellen Bezeichnungen für die Satellite veröffentlicht wurden, werden allgemein die Namen NOSS 5 bzw. PARCAE 5 (manchmal auch NOSS 4 oder PARCAE 4) für die Hauptnutzlast (eigentlich wohl ein Multiple Satellite Dispenser — MSD) und SSA, SSB und SSC (manchmal auch noch SSD) verwendet. Eine weitere Nutzlast trug die Bezeichnung LiPS 2. Mit dem Living Plume Shield erfolgten technologische Experimente. Dazu war ein Schutzschild, der eigentlich die empfindlichen Satelliten vor dem Abgasstrahl der Feststoffoberstufe schützen sollte, zu einem „Satelliten“ umgerüstet worden. Offiziellen Angaben zufolge wurde mit dem LiPS 2 Experiment die Fähigkeit von Satelliten auf erdnahen Bahnen zur Übertragung taktischer Informationen verifiziert.