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„Uragan“ Satellit

Trotz des zunächst geglückten Starts von drei „Uragan“ Navigationssatelliten für das GLONASS System mit einer Proton-​K 8K82 K mit Block DM-​2 11S861 Bugsierstufe mußten die Nutzlasten nur kurze Zeit nach dem Abheben der Rakete am 17.02.1988 von Baikonur abgeschrieben werden. Die Rakete brachte die letzte Stufe mit den drei Satelliten in einem speziellen Nutzlastcontainer zwar auf die vorgesehene Parkbahn, doch die Zündung des Block DM-​2  Triebwerks blieb nach dem Verlust der Stabilisierung der Stufe aus. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Diesmal hatte sich ein Ausfall des elektrischen Systems ereignet — wie er schon bei Block DM-​2  №17 L im Januar 1987 beobachtet worden war. Damals konnte die exakte Ursache für das angenommene Relaisversagen nicht ermittelt werden. Diesmal wurde aber ein Steuerungssystem aus der laufenden Produktion vom Hersteller angefordert und inspiziert. Dabei kam eine erschütternde Menge an abgekniffenen Drahtenden, Lötzinn-​Kügelchen etc. zum Vorschein. In der Schwerelosigkeit konnte jedes einzelne einen fatalen Kurzschluß auslösen. Wie sich herausstellte, waren sowohl das primäre als auch das elektrische Reservesystem der fraglichen Stufen vom selben Mitarbeiter gefertigt worden — der einen erfahrenen Kollegen abgelöst hatte. Die schlechte Fertigungsqualität blieb unverständlicherweise über den gesamten Produktions– und Abnahmeprozeß hinweg unentdeckt.
Kosmos 1917, Kosmos 1918 und Kosmos 1919 verblieben gemeinsam mit der toten Bugsierstufe auf der niedrigen Ausgangsbahn von unter 200 km Höhe und verglühten innerhalb kurzer Zeit.
Für die Sowjetunion, die seit 1985 erstmals versuchte, unter dem Dach der Glawkosmos (russ. Главкосмос) Organisation Raumfahrtdienstleistungen kommerziell zu vermarkten, waren die letzten Fehlstarts der Proton Rakete ein herber Rückschlag. Nachdem sich die USA praktisch aus der kommerziellen Raumfahrt zurückgezogen hatten, hoffte die Sowjetunion nämlich darauf, gerade bei Starts von geostationären Kommunikationssatelliten einen Marktanteil zu erobern. Nennenswerte Erfolge stellten sich aber erst rund ein Jahrzehnt später mit der Gründung von International Launch Services (ILS) ein.
Aber auch der Aufbau des kostspieligen GLONASS Systems, das eine hohe Priorität besaß, verzögerte sich mit diesem zweiten Fehlstart binnen Jahresfrist weiter. Dabei bereiteten technische Probleme den Ingenieuren auch so schon erhebliche Sorgen.