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Eines der umstrittensten sowjetischen Satellitenprogramme kam 1988 zu seinem (für westliche Beobachter) unerwarteten Ende. Eine Zyklon-​2 11K69  Rakete brachte am 14.03.1988 von Baikonur den maritimen Radaraufklärungssatelliten Kosmos 1932 auf eine Umlaufbahn. Diese im Westen als RORSAT (Radar Ocean Reconnaissance Satellite) bezeichneten Satelliten verfügten über ein großes Seitensichtradar zur Allwetteraufklärung gegnerischer Schiffsverbände. Das leistungshungrige System bezog seine Energie aus einem kleinen Kernreaktor. In den knapp 20 Jahren ihres Einsatzes kam es wiederholt zu Zwischenfällen mit den US-​A Satelliten (Erzeugnis 17F16?), bei denen auch Radioaktivität freigesetzt wurde. Diese nie ganz gelösten Probleme waren aber nicht der Grund für die Einstellung des Programms, vielmehr bewirkte die ökonomische Krise der Sowjetunion ein Ende des Programms. Allerdings waren zuletzt noch Tests mit modernisierten Varianten des Satelliten und seiner Energiequelle erfolgt. Kosmos 1932 arbeitete 66 Tage in seinem operativen Orbit, dann wurde der Sicherheitsmechanismus aktiviert, der den strahlenden Teil des Satelliten auf eine höhere Umlaufbahn anhob. Seither betrieb die Sowjetunion wie auch später Rußland nur noch eine Komponente des maritimen Aufklärungskomplexes „Ideogramma-​Pirs“, nämlich die passiven US-​P bzw. US-​PM Satelliten.