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Delta Star an der Spitze der Rakete

Die letzte verfügbare Rakete des Typs Delta 3920 (und der Serie 3000) wurde am 24.03.1989 zum Start einer geheimen SDI-​Nutzlast von Cape Canaveral eingesetzt. „Delta Star“ oder USA 36 bestand aus einem 698 kg schweren Sensor-​Paket und einem Versorgungs-​Bus von McDonnell Douglas. Zwei Solarzellenflächen lieferten die benötigte Energie. Über einen Zeitraum von sechs Monaten sollten die Sensoren von Delta Star den Start von bis zu 24 Raketen beobachten und die charakteristischen Abgasflammen der verschiedenen Typen klassifizieren. Damit wollte man Verfahren zur Identifizierung und Verfolgung von Raketen für das SDI-​Programm entwickeln. Ursprünglich wollte die Strategic Defense Initiative Organization (SDIO) das 1988 initiierte Unternehmen gemeinsam mit der Sowjetunion durchführen, wozu die Kosmonauten auf der Mir beitragen sollten. Es gelang jedoch — wenig verwunderlich — nicht, die Sowjetunion davon zu überzeugen, daß die Forschungen zur Raketenabwehr nicht gegen sie gerichtet waren. Also unternahmen die USA die Mission Delta 183 im Alleingang. Innerhalb von weniger als einem Jahr wurden die Sensoren entwickelt und in den Satellitenbus integriert. Bis zum Start vergingen lediglich 14 Monate und die Kosten lagen bei „nur“ etwa 200 Mio $. Das Sensormodul von Delta Star umfaßte mehrere verschiedene abbildende Sensoren („Imager“) für den sichtbaren und den kompletten infraroten Spektralbereich. Dazu kam ein Laser Entfernungsmeßgerät. Die Delta 183 Mission soll sehr erfolgreich verlaufen sein, wenn auch einige Details aufgrund ihrer militärischen Relevanz bis heute nicht veröffentlicht wurden. So beobachteten die Sensoren von Delta Star über Monate hinweg die Starts von Trägerraketen in den USA und der Sowjetunion (u.a. auch vier Starts von Versorgungsraumschiffen zur Mir). Außerdem wurden einige kleine Höhenforschungsraketen gestartet, die zum Teil zusätzliche Experimente mitführten. Von allen diesen Starts wurden die typischen IR-​Signaturen aufgezeichnet. Erstmals wurde demonstriert, wie einer der Sensoren die IR-​Signatur einer startenden Rakete aufnahm und den Satelliten auf sie ausrichtete. Auch wurden die Kondensstreifen von Raketen beobachtet und analysiert. Dagegen konnte am Starttag die de-​Orbit Triebwerkszündung der zweiten Stufe der Delta nicht beobachtet werden, da sich die Sensor-​Verschlüsse nicht rechtzeitig öffneten. Insgesamt lieferte die Mission aber eine Fülle wertvoller Daten und Hinweise auf zukünftige technische Lösungen für ein Raketenabwehrsystem. Am 27.12.1989 wurde der Satellit schließlich deaktiviert, nachdem ein starker solarer Strahlungsausbruch einen Teil der Sensoren beschädigt hatte und die Treibstoffvorräte aufgebraucht waren.