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Start der Atlas-28E mit multiplen Nutzlasten
das „Stacksat“ Paket (im Hintergrund die Altair Stufe mit PDD Experiment)

Eine Atlas-​E mit aufgesetzter Altair-​3 A Feststoffoberstufe brachte am 11.04.1990 von der Vandenberg AFB drei kleine militärische Nutzlasten auf ihre polaren Umlaufbahnen. Die unbenannten Satelliten (vermutlich USA 56, USA 57 und USA 58) trugen die Experimente POGS & SSR, TEX und SCE. Außerdem gelangte noch ein Experiment mit dem Namen PDD auf eine Umlaufbahn, wurde aber wohl planmäßig nicht von der Altair-​Stufe abgetrennt. Das PDD war mit dem Ziel entwickelt worden, zwei Nutzlasten synchron ausstoßen zu können. Die Abkürzung stand für Prototype Deployment Device. Das gesamte Experiment lief unter dem Namen StackSat P87-​2, wobei der Name aus der Startkonfiguration der Satelliten abgeleitet wurde, die „gestackt“ untergebracht waren. Die experimentelle Mission hatte eine lange Vorgeschichte. Ursprünglich sollten zwei neue leichtgewichtige Satelliten mit einer Scout Rakete gestartet werden. Sie sollten einerseits den militärischen Nutzen dieser vergleichsweise neuen Satellitenklasse (von der DARPA unter dem Namen „Lightsat“ propagiert) nachweisen. Und andererseits demonstrieren, daß es möglich war, diese Satelliten von kleineren Bodenstationen unter Einsatz von gewöhnlichen PCs zu kontrollieren. Anfang der 1990er Jahre hatte die seit rund einem Jahrzehnt verfügbare PC Technik erst vereinzelt bei solch kritischen Anwendungen Einzug gehalten, versprach aber eine signifikante Kostenreduzierung. Während noch die Entwicklung der Satelliten lief, zeichnete sich ab, daß die Scout Rakete zu ihrem Start nicht mehr verfügbar sein würde. Die USAF fand jedoch eine aufgearbeitete Atlas-​E Interkontinentalrakete in ihrem Inventar, von der bekannt war, daß ihre Triebwerke nicht den normalen Schub lieferten. Für eine Mission mit verringerter Nutzlast taugte sie aber dessenungeachtet. Die notwendige Oberstufe übernahm man von der Scout, um weitere Anpassungen zu vermeiden. Da jetzt sogar ein Leistungsüberschuß bestand, konnte noch ein dritter Satellit mitgeführt werden.
POGS (Polar Orbiting Geomagnetic Survey) hatte die Aufgabe, im Auftrag der US Navy den Vektor des Erdmagnetfelds als Funktion der Position zu bestimmen. Die Daten seines hochempfindlichen Magnetometers, die der Verbesserung von Navigationssystemen dienen sollten, wurden in einem experimentellen Solid-​State-​Rekorder von Fairchild gespeichert. TEX (Transceiver Experiment) hatte einen Sender variabler Leistung an Bord, mit dem ionosphärische Einflüsse auf das Funksignal untersucht wurden. Ziel des USAF Experiments war es hierbei, die minimal erforderliche Sendeleistung zur Aufrechterhaltung eines störungsfreien Funkkontakts zu ermitteln. Der RADC-​501  Sender setzte die Experimente mit einem RADC-​301  an Bord des Satelliten MATS aus dem Jahr 1986 fort. SCE (Selective Communications Experiment) arbeitete schließlich auf verschiedenen Frequenzen und ergänzte als US Navy Experiment die Untersuchungen von TEX. Außerdem verfügte er über eine store and forward Kapazität. Alle Satelliten waren gravitationsgradientenstabilisiert. Sechs einfache Bodenstationen rund um den Globus hielten Kontakt mit den Satelliten. Anfängliche Kommunikationsprobleme mit allen drei Satelliten konnten überwunden werden. So gab es erhebliche Interferenzen zwischen den Bodenstationen und anderen Funkdiensten. POGS hatte sich zudem kopfüber in der Bahn stabilisiert. Besonders langwierig war die Lösung bei TEX. Letztlich lieferten alle drei Satelliten aber die erwarteten Daten. Insbesondere die Daten von POGS flossen in auch international verfügbare Magnetfeldkarten ein. Ab Januar 1991 konnten kontinuierlich brauchbare Daten von POGS empfangen werden, bis im September 1992 Strahlungsschäden für eine fünfmonatige Unterbrechung sorgten, nach der die Messungen aber wieder aufgenommen werden konnten.