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Start der Ariane V36 Mission
Ariane V36 Fehlstart

Der fünfte Fehlstart einer Ariane Rakete ereignete sich am 22.02.1990 in Kourou. Nach einem reibungslosen Countdown hob die Ariane-​44 L zunächst problemlos vom Startkomplex ELA-​2  ab. Doch nach 6,2 s sank plötzlich der Brennkammerdruck in einem der vier Erststufentriebwerke von 58 auf 30 bar. Das automatische Lageregelungssystem versuchte den asymmetrischen Schub auszugleichen, indem die Triebwerke A und C um 1,2° geschwenkt wurden. Doch nach 90 s war trotz maximaler Auslenkung die Grenze erreicht, ab der die Lageveränderung nicht mehr ausgeglichen werden konnte. Die aerodynamische Belastung führte schließlich nach 1:41 min zum Auseinanderbrechen der Rakete in 9 km Höhe. Bei dem Fehlstart gingen zwei japanische Kommunikationssatelliten verloren. Superbird-​B der Space Communications Corp. sollte als direktstrahlender TV-​Satellit genutzt werden. Der Satellit war auf die Ariane umgebucht worden, nachdem er beim Hersteller Ford Aerospace in Palo Alto während eines schweren Erdbebens beschädigt worden war und seine gebuchte Startgelegenheit verpaßt hatte. Seine Kommunikationsnutzlast umfaßte 10 Ka-​Band und 29 Ku-​Band Transponder. Dagegen war BS-​2x ursprünglich von General Electric (bei Vertragsabschluß noch RCA) für die Satellite Television Corporation (STC), eine Tochter der Comsat Corp., gebaut worden. Nachdem sich der Auftraggeber von Plänen für inneramerikanische Satellitenübertragungen verabschiedet hatte, wurden die beiden STC Satelliten aufgearbeitet und nach Japan verkauft. BS-​2x war mit 6 Hochleistungs Ku-​Band Transpondern (je 200 W Sendeleistung) ausgerüstet gewesen.
Zur Ermittlung der Ursachen für den Fehlstart wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt, die im April 1990 ihren Abschlußbericht vorlegte. Danach war die nahezu vollständige Verstopfung einer Wasserzuleitung zu einem der Viking V Triebwerke Ursache für den Schubabfall. Diese Verstopfung beruhte vermutlich auf einem Putzlappen, den ein Techniker in der Zuleitung vergessen hatte. Hartnäckig hielten sich jedoch auch Gerüchte über Sabotage. Die Untersuchung förderte noch eine weitere Anomalie zu Tage. Danach trat 2,4 s nach der Triebwerkszündung NO an einem der PAL Booster aus und es entwickelte sich ein Feuer. Dies hatte jedoch nichts mit dem Verlust der Mission zu tun gehabt. Beinahe hätte der asymmetrische Schub zu einer Katastrophe noch am Boden geführt. Denn die Rakete hatte die Spitze des Startturms statt in sieben in nur in zwei bis drei Metern Abstand passiert. Abgesehen von deutlich erkennbaren Schmorspuren hinterließ dieser knappe Vorbeiflug aber keine nennenswerten Schäden.