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Radarbild des Ladogasees aufgenommen durch Almaz 1 am 26.06.1991
Nachfolgeprojekt von Almaz 1: Almaz 1B

Im Zeichen der zunehmenden Kommerzialisierung und Privatisierung der sowjetischen Raumfahrt erfolgte am 31.03.1991 von Baikonur der Start einer Proton-​K 8K82 K mit dem zivilen Radar Erderkundungssatelliten Almaz 1. Dessen Entwicklung ging auf die Erfahrungen zurück, die in den 1970er und 1980er Jahren bei Experimenten zur militärischen Aufklärung an Bord der Almaz Raumstationen innerhalb des Saljut Programms gesammelt werden konnten. Dabei hatte es sich gezeigt, daß der Einsatz von Kosmonauten hierzu ineffektiv war, eine große Aufklärungsplattform mit Sensoren für verschiedene Spektralbereiche und Radartechnik an sich jedoch sehr vielversprechend schien. Das war der Start des Almaz-​K bzw. Almaz-​T Programms, dem Gegenstück zu den amerikanischen LACROSSE Satelliten. Doch 1981, nur zehn Tage vor dem geplanten Start des ersten Prototypen, wurde aus Moskau die Einstellung des Programms verfügt. Erst 1986 konnte der neue Chefdesigner des NPO Maschinostroenija, Gerbert Jefremow, eine Wiederaufnahme des Programms erwirken. Der eingemottete Satellit wurde rasch startklar gemacht, erreichte jedoch unglücklicherweise keine Umlaufbahn, als am 29.11.1986 die zweite Stufe seiner Proton-​K 8K82 K Rakete kurze Zeit nach dem Start explodierte. 8 Monate später konnte mit Kosmos 1870 aber die Leistungsfähigkeit des Systems demonstriert werden. Und mit dem Start von Almaz 1 im März 1991 versuchte der Hersteller seinem 400 Mio. Rubel teuren Satelliten auch kommerziell zum Durchbruch zu verhelfen. Der Satellit verfügte über zwei Radarantennen von 1,5×15 m, die eine All-​Wetter-​Abtastung der Erde mit einer Auflösung von 10 bis 12 m ermöglichten. Dazu kam ein IR-​Radiometer mit etwa 30 m Auflösung. Während letzteres einen etwa 150 km breiten Streifen der Erde abtastete, war dieser bei dem Radar bis zu 350 km breit. Gewöhnlich erfolgte die Aufbereitung der Daten des Ecor-​A Radars jedoch so, daß ein etwa 40×40 km großer Bildausschnitt entstand. Die Vermarktung der Daten erfolgte international durch das US Unternehmen Space Commerce Corp. Zu einer Zusammenarbeit lud Jefremow auch die NASA ein. Da Almaz über einen Kopplungsadapter für bemannte Raumschiffe verfügte, wäre nämlich sogar ein Austausch der Experimente an Bord möglich gewesen. Dazu kam es aber nicht. Ebensowenig konnten die Pläne für die verbesserten Nachfolger Almaz 1 B und Almaz 2 realisiert werden, da die Finanzierung nicht sicherzustellen war. Lediglich Almaz 1 B wurde zu etwa 50% fertiggestellt. Immerhin arbeitete Almaz 1 nach Abschluß der Kalibrierungsphase von Juli 1991 bis Oktober 1992 sehr erfolgreich und zuverlässig und zeigte das Potential der Konstruktion eindrucksvoll auf. Und dies, obwohl Probleme bei der Entfaltung der Solarzellenflächen auch den Einsatz der Radarantennen beeinträchtigten.