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Startvorbereitung der Delta 6920 mit dem EUVE Satelliten
EUVE nach dem Aufsetzen auf die Endstufe der Rakete

Ein hochspezialisierter astronomischer Forschungssatellit startete am 07.06.1992 im Auftrag der NASA mit einer Delta 6920  von Cape Canaveral. Drei frühere Startversuche waren seit dem 28.05.1992 wegen der Wetterbedingungen oder aufgrund technischer Probleme abgebrochen worden. Für Entwicklung, Bau und Betrieb des EUVE (Extreme Ultra-​Violet Explorer) Satelliten war das GSFC der NASA mit industrieller Unterstützung von Fairchild verantwortlich. Der Satellit entstand auf der Grundlage des Multi-​Mission Spacecraft (MMS) Busses, den bereits SMM sowie Landsat 4 und Landsat 5 genutzt hatten. Ausgerüstet mit drei Stacked-​Scanning UV-​Teleskopen (davon zwei für den Wellenbereich 7 bis 40 nm und eines für den Bereich 40 bis 76 nm) und einem Deep-​Survey UV-​Spektrometer (drei Wolter Teleskope von 40 cm Spiegeldurchmesser) sollte er insgesamt sechs Aufgabenkomplexe lösen. Zunächst die erstmalige hochsensitive Durchmusterung des Himmels im Bereich von 7 bis 76 nm Wellenlänge (entsprechend 16 bis 163 eV). Zweitens die besonders detaillierte Durchmusterung eines ausgewählten Gebietes entlang der Ekliptik. Drittens spektroskopische Beobachtungen besonders aktiver UV-​Strahlungsquellen. Viertens das Studium der stellaren Evolution und lokaler Sternen-​Populationen. Fünftens Untersuchungen des Energietransports im stellaren Umfeld. Und sechstens das Studium der Ionisation und Opazität des interstellaren Mediums. Das Spektrometer war im 90° Winkel zu den drei Teleskopen angeordnet und entgegen der Sonne ausgerichtet. Das ermöglichte den Nachweis und die Lokalisierung besonders schwacher UV-​Strahlungsquellen. Rund fünfzehn Jahre Planungs– und Entwicklungszeit vergingen, bis nach vielfältigen Startverzögerungen EUVE endlich seine Bahn in rund 500 km Höhe erreichte. Die Mission des Satelliten war auf 18 bis 19 Monate berechnet. Ursprünglich sollte danach die EUVE Instrumenteneinheit bei einer Shuttle Mission vom MMS Satellitenbus demontiert, zur Erde zurückgebracht, neu ausgerüstet und erneut gestartet werden. Der Bus sollte dagegen unterdessen mit der Instrumenteneinheit des XTE Röntgensatelliten ausgerüstet werden. Diese Pläne mußten aber noch vor dem Start von EUVE aufgegeben werden. Der Satellit übertraf dafür aber alle Erwartungen. Im Januar 1993 war die Durchmusterung des Himmels abgeschlossen. Nun erhielten auch Astronomen aus aller Welt die Möglichkeit, EUVE für ihre Forschungen einzusetzen. Erst am 26.01.2001 wurden die letzten Beobachtungen mit EUVE unternommen. Die Datenübermittlung über das TDRS Satellitennetz wurde eingestellt. EUVE hatte sich bereits soweit wieder der Erde genähert, daß vernünftige Beobachtungen im extremen UV-​Bereich, der von der irdischen Atmosphäre absorbiert wird, nicht mehr möglich waren. Als letztes Experiment wurden die nie benötigten Hochspannungs-​Energieversorgungssysteme in Betrieb genommen und die verbliebene Batteriekapazität überprüft. Am 31.01.2001 erfolgte letztmalig die Ausrichtung von EUVE in der Bahn und die Aktivierung des Sicherheitsmodus. Zwei Tage später wurden die Telemetriesender abgeschaltet. Fast genau ein Jahr später, am 30.01.2002 trat der rund 3.000 kg wiegende Satellit in die Atmosphäre ein und verglühte. Mögliche Trümmer dürften die Erde in der ägyptischen Wüste erreicht haben.