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STS-55: Startabbruch bei T-3 s

Der Startversuch der unter deutscher Leitung stehenden Spacelab D-​2  Mission am 22.03.1993 um 14:51 UTC endete spektakulär. Von zahllosen Wissenschaftlern am Boden war der Start ebenso sehnsüchtig erwartet worden, wie von der siebenköpfigen Crew. Der eigentlich bereits für den Februar 1993 geplante Start hatte schon einige Verzögerungen erfahren. Die deutschen Planungen nach dem überaus erfolgreichen Spacelab D-​1  Flug im Herbst 1985 waren von einer Nachfolgemission im Jahr 1988 ausgegangen. Dann kam im Januar 1986 die „Challenger“ Katastrophe. Bei Wiederaufnahme der Shuttle-​Flüge 1988 hoffte man auf einen Start im Sommer 1991. Doch die NASA mußte zunächst einen Stau anderer zeitkritischer Unternehmen auflösen. Auch ernsthafte Planungen für 1992 erwiesen sich als zu optimistisch. Im ersten Quartal 1993 sollte es nun endlich soweit sein, als Anfang Februar bei der Prüfung von Unterlagen eher zufällig festgestellt wurde, daß man anhand der Dokumentation nicht mehr nachvollziehen konnte, ob Kontrollen an Halteklammern, die die Dichtungen an den Hochdruckpumpen der SSME sichern sollten, auch wirklich durchgeführt worden waren. Die NASA kam zu dem Entschluß, daß der komplette Austausch der Pumpen auf der Rampe letztlich die schnellste Lösung darstellte. Als neuer Starttermin wurde der 21.03.1993 angesetzt. Doch kurz nach Aufnahme des Countdowns wurde dieser am 18.03.1993 schon wieder wegen zu starker Höhenwinde abgebrochen. Damit folgte man der Entscheidung des Startteams, das gerade eine Delta II mit dem nächsten Navstar Satelliten zum Start vorbereitet hatte. Nach einem Tag Aufschub standen dann aber am 22.03.1993 alle Zeichen auf grün. Bei T-​6 s zündeten die drei Haupttriebwerkse der „Columbia“. Doch SSME #3, zuvor bereits siebenmal geflogen, schaltete sich direkt wieder ab (wie sich bei der Untersuchung zeigte, wegen eines kontaminierten und daher nicht geschlossenen Sauerstoff-​Ventils). Der Abbruch bei T-​3 s war damit einer der knappsten des Shuttle Programms, bestätigte aber die Wirksamkeit der zahlreichen Kontrollmechanismen in den letzten Sekunden vor der unwiderruflichen Zündung der Feststoffbooster.