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die Sojus TM-20 Besatzung: Viktorenko, Kondakowa, Merbold (v.l.n.r.)
Alexander Viktorenko (links), Juri Malentschenko (Mitte) und Waleri Poljakow (rechts, halb verdeckt) im Basisblock der Mir
Bordarzt W. Poljakow bei der Abnahme von Blutproben von U. Merbold
Euromir ´94/´95

Eine neue Stammbesatzung machte sich Anfang Oktober 1994 auf den Weg zur Raumstation Mir. Als Sojus TM-​20  am 03.10.1994 um 22:42 UTC mit einer Sojus-​U2 11A511U2 von Baikonur startete, befanden sich an Bord Kommandant Alexander Viktorenko und Bordingenieurin Jelena Kondakowa als neue Langzeitbesatzung der Mir, sowie der deutsche Raumfahrer Ulf Merbold. Dieser flog im Rahmen der einmonatigen „Euromir 94“ Mission zu einem Gastaufenthalt als Forschungskosmonaut mit. Nach den Maßstäben westlicher Raumfahrt damals auch bereits ein „Langzeitflug“. Am 06.10.1994 um 00:28 UTC dockte Sojus TM-​20  manuell gesteuert am Bug der Raumstation Mir an. Bis auf 150 m hatte die Automatik die Sojus fehlerfrei an die Raumstation herangeführt, als sie vom Kurs abzuweichen schien. Das kam nach den Docking-​Problemen des letzten unbemannten Progress Raumschiffs im August nicht gänzlich unerwartet. Viktorenko übernahm die Kontrolle und flog das Manöver souverän zu Ende. An Bord der Mir wurden die Neuankömmlinge von Juri Malentschenko, Talgat Musabajew und Waleri Poljakow begrüßt. Während sich Merbold, Veteran zweier Space Shuttle Missionen, seinem umfangreichen Forschungsprogramm mit über 30 verschiedenen Experimenten widmete, übernahmen Viktorenko und Kondakowa im Laufe des Oktobers von Malentschenko und Mussabajew die Raumstation. Bordarzt Poljakow hingegen würde auch die neue Stammbesatzung betreuen und seine Rekordmission fortsetzen. Von historischem Interesse war die Sojus TM-​20  Mission auch, weil mit Merbold erstmals ein Raumfahrer sowohl mit amerikanischem als auch mit russischem Raumfluggerät im All war. Und Kondakowa war nach Walentina Tereschkowa und Swetlana Sawizkaja erst die dritte Russin im Weltraum. Trotz einiger Probleme, so brach am achten Tag an Bord der Mir die Energieversorgung teilweise zusammen und ein Teil der tiefgefrorenen biologischen Proben Merbolds taute auf, verlief insbesondere die „Euromir 94“ Mission der ESA doch sehr erfolgreich. Die materialwissenschaftlichen Experimente, die wegen eines defekten Schmelzofens hatten ausfallen müssen, wurden später von russischen Kosmonauten nachgeholt. Allerdings gab der Zwischenfall Kritikern der Zusammenarbeit in der Raumfahrt neue Nahrung. ESA und NASA hatten gerade erst den Zustand der Mir durch die russische Seite detailliert dokumentieren lassen. Letztlich war man zu der Erkenntnis gekommen, daß die Station zwar in die Jahre gekommen, ein Aufenthalt auf ihr aber sicher war. Nun war die Energieversorgung bereits bei der Aktivierung einer energiehungrigen Apparatur im Erdschatten zusammengebrochen. Ja, es gab sogar Aussagen namentlich nicht genannter russischer Experten, wonach die Energieversorgung der Mir nur noch für fünf Besatzungsmitglieder stabil war. Akribisches händisches Nachsteuern der Solarzellenflächen vom 11. bis 14.10.1994 verhinderte jedenfalls eine Wiederholung der Probleme während der „Euromir 94“ Mission.