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Astra 1F

Im Jahr 1993 gründeten die russischen Unternehmen GKNPZ Chrunitschew und RKK Energija mit ihrem US-​Partner Lockheed das Gemeinschaftsunternehmen Lockheed-​Khrunichev-​Energia International (LKEI). Ziel war die kommerzielle Vermarktung der Proton-​Rakete zum Start geostationärer Nutzlasten. Am 01.02.1995 konnte man die erste Vertragsunterzeichnung mit der Société Européenne des Satellites (SES) feiern, die einen ihrer nächsten direktstrahlenden Kommunikationssatelliten zu einem vergleichsweise günstigen Preis (60 Mio. $) der im Westen praktisch vollkommen unbekannten Rakete anvertrauen wollte. Zugesagter Starttermin: März 1996. Im Sommer 1995 wurde LKEI umstrukturiert und trat fortan als International Launch Services (ILS) auf. Am 14.02.1996 traf der Hughes HS-​601  Satellit Astra 1 F für den Premierenflug per Flugzeug in Baikonur ein. Zehn Tage vor dem vorgesehenen Starttermin 28.03.1996 wurde jedoch ein Leck im Helium Druckgassystem der Nutzlast entdeckt. Daraufhin mußte ein Ersatztank eingeflogen werden und der Satellit wurde vor Ort repariert. Als neuer Starttermin wurde der 08.04.1996 festgesetzt. Angesichts des Fehlstarts einer praktisch baugleichen Rakete am 19.02.1996 herrschte große Anspannung, als die Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM3 Bugsierstufe (praktisch ein zur Aufnahme eines westlichen Satelliten modifizierter Block-​DM-​2M) tatasächlich am 08.04.1996 von Baikonur abhob. Den Vertretern von Lockheed, Hughes und SES blieb der Start bei extrem winterlichen Bedingungen und Temperaturen unter –30 °C in bleibender Erinnerung. Doch der Start gelang reibungslos und die Nutzlast wurde gut sechs Stunden später auf dem vorgesehenen Transferorbit ausgesetzt. Astra 1 F manövrierte anschließend auf eine geostationäre Bahn, wo er über 19,2° Ost zu den anderen Astra Satelliten ko-​positioniert wurde. Der Satellit verfügte über 30 Transponder, von denen während der ersten fünf Jahre 22 aktiv waren, danach immer noch 20 bei 8 Reservetranspondern. Diese wurden genutzt, um Mitteleuropa mit direkt abgestrahlten Fernsehprogrammen in Digitalqualität zu versorgen. Im August 2009 wechselte Astra 1 F für einige Monate die Position auf 57° Ost, wurde im Januar 2010 auf 51° Ost verschoben und im September 2011 schließlich auf 55° Ost. Auf dieser Position nutzte der russische Gazprom Konzern den Satelliten zur Versorgung seiner Produktions– und Verarbeitungsstandorte in Sibirien. Ab März 2015 wechselte Astra 1 F auf eine inklinierte Bahn über 44,5° Ost und wurde bald darauf stillgelegt