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„Priroda“ in der Nutzlastverkleidung der Proton-K
Raumstationsmodul „Priroda“ in der Werkhalle

Als letztes Segment der Raumstation Mir startete am 23.04.1996 das „Priroda“ Modul. Eine dreistufige Proton-​K 8K82 K Rakete brachte das mehrere Jahre hinter dem Zeitplan zurückliegende Modul von Baikonur aus auf seine Bahn. Hauptaufgabe des auch mit finanzieller Hilfe der USA fertiggestellten Moduls war die die Erderkundung. Daher auch der Name „Priroda“ (russisch für Natur/Umwelt). Ein Schwerpunkt bei den Experimenten und Beobachtungen lag auf der Dokumentation von Umweltverschmutzungen und anderer Einflüsse des Menschen auf die Umwelt. Aber auch geologische Untersuchungen, beispielsweise hinsichtlich der Suche nach Erz– und Wasserlagerstätten, waren möglich. In der schließlich fertiggestelletn Variante stammten Teile der wissenschaftlichen Ausrüstung von der NASA, Deutschland hatte den MOS Sensor beigesteuert (später wurde noch das MOMS-​2P Instrument montiert) und auch Frankreich hatte sich beteiligt. TV-​Kameras, Radiometer, Multispektralsensoren, Altimeter, Fourier Spektrometer, eine große SAR Antenne u.a.m. vervollständigten die wissenschaftliche Ausrüstung. Das Innenvolumen des Orbitalkomplexes vergrößerte sich mit der Ankunft von Priroda um 65 m³. Doch unmittelbar nach dem Start schien ein Erfolg der Mission extrem unwahrscheinlich. Denn ein Fehler im Energieversorgungssystem halbierte die verfügbare elektrische Energie. Da das Modul selbst über keine Solarzellen verfügte, blieb der Flugleitung nur ein Versuch für das Kopplungsmanöver. Dann würden die Ressourcen erschöpft sein. Angesichts der Probleme mit früheren Raumstationsmodulen eine heikle Situation. Doch diesmal gelang das Docking reibungslos im gesteckten Zeitrahmen — am 26.04.1996 um 12:43 UTC. Bereits am nächsten Tag erfolgte das Umsetzen des Moduls zur Minus X-​Position. Auch dabei traten keine Probleme auf. Es dauerte einige Wochen, bis die Instrumente von „Priroda“ alle aktiviert waren. Doch dann lieferten sie eine Fülle wissenschaftlicher Daten. Die letzten Besatzungen der Mir konnten das enorme Potential des „Priroda“ Moduls allerdings nicht mehr nutzen. Schuld war der hohe Energiebedarf seiner Ausrüstung, den die alternden Solarzellen des Orbitalkomplexes nicht mehr decken konnten. „Priroda“ verkam zum Lager ausgedienter Ausrüstungsgegenstände.