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Die CZ-3B mit Intelsat 708 Sekunden nach dem Abheben
die Nutzlastverkleidung mit Intelsat 708 auf dem Weg zur Raketenspitze

China, das sich einen zunehmenden Anteil am internationalen Satelliten­start­geschäft erhoffte, erlitt in seinen Bemühungen am 14.02.1996 einen schweren Rückschlag. Nur 2 s nach dem Start vom Raumfahrtzentrum Xichang wich die erstmals eingesetzte CZ-3B Rakete, die den amerikanischen Intelsat 708 an Bord hatte, erkennbar vom Kurs ab. Unter dem vollen Schub ihrer Triebwerke schlug die Rakete eine horizontale Bahn ein und explodierte nach 22 s Flug in einem nahegelegenen Dorf. Offiziell gab es dabei 6 Tote und 57 Verletzte. Inoffiziell kursierten aber stets wesentlich höhere Opferzahlen, da die vollgetankte Rakete das Dorf praktisch vollkommen auslöschte. Die Explosion entsprach immerhin einem Äquivalent von 20 bis 55 Tonnen TNT! Doch im Jahr 2016 wurden von China eine Reihe von Details zu dem Unglück veröffentlicht und die Opferzahlen nochmal bestätigt. Die routinemäßigen Evakuierungen bei jedem Start hatten eine größere Katastrophe verhindert. Zerstört wurde aber das Vertrauen ausländischer Satelliteneigner in die Zuverlässigkeit der chinesischen Raketen. Die Versicherungen forderten eine unabhängige Untersuchung des Fehlstarts, denn bereits 1992 und 1995 waren Starts unter nie ganz geklärten Umständen gescheitert. Die Untersuchung, an der sich u.a. Space Systems/Loral beteiligte, fand die Ursache in einem Defekt im Inertiallenksystem der CZ-​3 B. Auch eine chinesische Kommission war zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen, hatte jedoch im Detail den Ursprung des Versagens in einer anderen Komponente vermutet. Die Hilfe, die US Unternehmen durch ihre Kooperation indirekt bei der Verbesserung der chinesischen Raketen geleistet hatten, wurde ihnen später zum Vorwurf gemacht. Denn auch militärische Raketen hatten davon möglicherweise profitiert. Chinas Raumfahrt erlebte jedenfalls seitdem unverkennbar einen Qualitätsschub. Nach einem Oberstufenversagen ein halbes Jahr später begann eine beeindruckende Serie fehlerfreier Starts. Doch waren mittlerweile strengere Exportvorschriften für Satelliten in Kraft getreten, so daß der große kommerzielle Erfolg für den Startanbieter CGWIC ausblieb.