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die Startbereite Ariane-44P V103
Equator-S in der Testkammer bei der IABG

Nur drei Wochen vergingen nach dem Start der Ariane-​44 L V102, bis am 02.12.1997 die nächste Ariane 4 von Kourou abhob. Diesmal handelte es sich um das schwächere Modell Ariane-​44P H10-​III. Und auch die Nutzlasten unterschieden sich. Da ein großer Kommunikationssatellit zusammen mit einem kleinen Forschungssatelliten auf geostationäre Transferbahnen befördert werden sollten, wählte Arianespace zudem statt der üblichen SPELDA (Structure Porteuse Externe pour Lancements Doubles Ariane) Doppelstartvorrichtung die wesentlich einfacher aufgebaute Cyclade Struktur. Diese war zuvor lediglich einmal erprobt worden, im Mai 1993 zum Start des kleinen Amateurfunksatelliten Arsene. Nun diente der Zylinder zur Aufnahme des deutschen Forschungssatelliten Equator-​S. Dieser war ein Projekt des Max-​Planck-​Institut für extraterrestrische Physik und dessen Beitrag zum International Solar-​Terrestrial Physics Programm. Ziel der Mission war es, Teilchen und Felder in der äquatorialen Magnetosphäre zu erforschen. Da die Messungen bis in einem Abstand von 67.000 km von der Erdoberfläche stattfinden sollten, wurde Equator-​S mit einer Thiokol Star-​13 A Kickstufe ausgerüstet. Diese zündete planmäßig am 11.12.1997 und hob die Bahn wie vorgesehen an. Obwohl bereits am 17.12.1997 einer der Bordcomputer versagte, lieferte der Satellit zahlreiche wertvolle wissenschaftliche Erkenntnisse. Doch am 01.05.1998 konnten keine Telemetriedaten mehr empfangen werden. Vermutlich war auch der zweite der redundanten Bordprozessoren ausgefallen, was später auf eine ungenügende Abschirmung gegen die einfallende Strahlung zurückgeführt wurde. Bedauerlicherweise verfehlte der Satellit die geplante Lebensdauer von zwei Jahren somit deutlich. Die Erkenntnisse, die man sich zur Vorbereitung und Begleitung der Cluster-​II Mission erhofft hatte, konnten nun ebenfalls kaum gewonnen werden. Der frühe Ausfall von Equator-​S war für die Wissenschaft umso bedauerlicher, als die Idee für eine solche Mission bereits seit Anfang der 1980er Jahre diskutiert worden war. Doch keines der internationalen Projekte wurde letztlich realisiert. Erst die finanzielle Unterstützung der DARA (Deutsche Agentur für Raumfahrtangelegenheiten) und der Einsatz eigener Mittel ermöglichte dem MPE die praktische Umsetzung.
Primäre Nutzlast des Arianestarts war aber der japanische Kommunikationssatellit JCSat 5. Wie sein zehn Monate zuvor gestarteter Vorgänger war er von der Japan Communications Satellite Company (seit 1993 Japan Satellite Systems, Inc. = JSAT) bei der Hughes Space & Communications in Auftrag gegeben worden. Der HS-​601  Satellit war diesmal aber nicht mit einem Mix aus C– und Ku-​Band Transpondern bestückt, sondern ausschließlich mit 32 Ku-​Band Transpondern ausgerüstet. Damit wollte man der steigenden Nachfrage nach Multimediainhalten und Internetdiensten, aber auch Sprach-​, Daten– und TV-​Kapazitäten begegnen. Von einer Position über 150° Ost versorgte er primär das japanische Inselreich, erreichte aber auch Kunden in weiten Teilen Asiens bis hin nach Hawaii. Am 17.01.2005 erlitt der auch als JCSat 1 B bezeichnete Satellit eine Fehlfunktion in einem der Lageregelungstriebwerke. Dem Kontrollzentrum von JSAT gelang es, ihn wieder zu stabilisieren und den uneingeschränkten Betrieb unter Verzicht auf das betroffene Triebwerk wieder aufzunehmen. Als der Satellit am 22.07.2005 jedoch erneut außer Kontrolle geriet, wurde JCSat 5 vorzeitig stillgelegt. Unerwartet verlautete aber im März 2006, daß der Satellit wieder unter Kontrolle und einsatzbereit sei. Tatsächlich nahm der Satellit seinen regulären Sendebetrieb von 150° Ost wieder auf. Tatsächlich wurde er erst am 06.07.2017 auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben und endgültig deaktiviert.