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HGS-1 auf dem Weg zu seiner Rettung

Im Februar 1996 erteilte die Asia Satellite Telecommunications Co. Ltd. (AsiaSat) der Hughes Space & Communications International Inc. den Auftrag zum Bau eines HS-​601HP Satelliten. Der Vertrag schloß auch den Start und die Modernisierung der Bodenstationen ein. Asiasat 3 sollte in Asien, dem Mittleren Osten, Australien und den GUS Staaten Telekommunikationsdiente anbieten und dem Austausch von Fernsehprogrammen dienen. Entsprechend der Aufgabenstellung erfolgte die Ausrüstung mit 28 C-​Band und 16 Ku-​Band Transpondern. Asien und Australien wurden von einer C-​Band Antenne bedient, während Ostasien von einer zweiten Antenne im Ku-​Band abgedeckt wurde. Kleinere Ku-​Band Antennen leuchteten Südasien aus bzw. konnten bestimmte Gebiete über einen steuerbaren Spotbeam adressieren. Der Start des Satelliten fand am 25.12.1997 in Baikonur mit einer Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM3 11S861-​01 Bugsierstufe statt. Nach dem Erreichen einer erdnahen Parkbahn versagte die Endstufe bei ihrer Wiederzündung 6:20 h nach dem Start. Nach nur 1 s statt 110 s stellte sich das Triebwerk wieder ab und löste zudem die Sequenz zur Notabtrennung der Nutzlast aus. Damit war die Mission verloren und AsiaSat machte den Schaden bei der Versicherung geltend. Doch die Geschichte des Satelliten war damit noch nicht beendet. Hughes übernahm die Eigentumsrechte von der Versicherung und projektierte eine einmalige Rettungsmission. Ab April 1998 hoben sechs Triebwerkszündungen das Apogäum der Bahn bis auf 413.000 km an. Damit kam man in den Bereich der Mondbahn. Am 13.05.1998 umflog der Satellit, noch immer in Startkonfiguration (spinstabilisiert mit 10 min–1 , Solarzellen eingeklappt), den Mond in 6.248 km Entfernung. Durch das Manöver wuchs das Apogäum weiter auf 488.000 km, vor allem aber stieg auch das Perigäum und, am bedeutendsten, verringerte sich die bisherige Bahnneigung von 51°. Ein weiteres Manöver am Mond am 06.06.1998 verbesserte die Bahnparameter weiter. Die ursprünglich 1.680 kg Treibstoff reichten zwar nicht aus, anschließend einen perfekten geostationären Orbit zu erzielen. Doch die Bahnhöhe stimmte, lediglich die Bahnneigung von 8° blieb zu groß, um eine wirklich stationäre Position einzunehmen. Über 152° West geparkt bot Hughes die Kapazitäten des inzwischen HGS 1 (Hughes Global Services) getauften Satelliten seinen Kunden dennoch erfolgreich zur Miete an. Anfang 1999 übernahm PanAmSat den Satelliten schließlich als Panamsat 22 in seine Flotte und verschob ihn auf 62° West. Damit amortisierten sich die 4 Mio. $, die Hughes die Rettungsaktion gekostet hatte. Zwar beeinträchtigte der Ausfall von einer der 30 Batterie-​Zellen der Pufferbatterie den Betrieb, doch bewährte sich PAS 22 in der maritimen Kommunikation, wo eine besonders präzise Positionierung nicht erforderlich war. Natürlich forderte der hohe Treibstoffverbrauch des Rettungsmanövers seinen Tribut. Daher mußte PAS 22 im Juli 2002 auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben werden.
Als Ursache für das Versagen der Oberstufe wurde von der Untersuchungskommission ein undichtes Siegel an der Sauerstoffpumpe ermittelt. Dadurch strömte nach der ersten Brennphase Sauerstoff unkontrolliert in die Brennkammer. Als der Block-​DM3  dann wieder gezündet werden sollte, erkannten die Sensoren eine signifikante Abweichung des Gemischs von den Vorgabewerten und unterbrachen die Sequenz.