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Startvorbereitung des ARGOS Satelliten
die Oberstufe der Delta 267 mit Ørsted (links) und Sunsat
Ørsted in Startkonfiguration
Sunsat in Startkonfiguration

Nach der schier unglaublichen Zahl von zehn Startverschiebungen und –abbrüchen hob am 23.02.1999 von der Vandenberg AFB doch noch die Delta 7920 mit den Satelliten ARGOS (P91-​1) aus den USA, Ørsted aus Dänemark und Sunsat aus Südafrika ab. Zur Erleichterung der an den Projekten beteiligten Wissenschaftler erreichten alle drei Satelliten ihre projektierten Umlaufbahnen. Die Serie der Startabbrüche hatte am 15.01.1999 begonnen. Die Windgeschwindigkeiten über Vandenberg lagen außerhalb der zulässigen Grenzen. Am nächsten Tag kamen auch noch Probleme mit dem Bodenequipment dazu. Außerdem bestand die Gefahr, daß aufgrund der starken Höhenwinde im Fall einer Explosion oder Sprengung der Rakete Trümmer auf bewohntes Gebiet stürzen könnten. Am 20. und 21.01.1999 bestand ebenfalls diese Gefahr, die Startversuche mußten abgesagt werden. Am 27.01.1999 scheiterte der Start erneut an unakzeptablen Windgeschwindigkeiten in großer Höhe. Schließlich kam es am 28.01.1999 zu einem kritischen „heißen“ Startabbruch, als unmittelbar vor dem Zünden des Haupttriebwerks der Bordcomputer registrierte, daß von zwei Vernier Triebwerken der Erststufe nur eines gezündet hatte. Erst viermal zuvor, zuletzt im Dezember 1995, hatte es bei der Delta solch einen Zwischenfall gegeben. Ursache des Zündversagens war diesmal ein defektes Treibstoffventil. Am 07.02.1999 blieb der Countdown bei T-​4 min stehen, da die Höhenwinde inakzeptabel waren, ebenso am 12.02.1999. Einen Tag später waren die meteorologischen Bedingungen endlich ausreichend. Doch Minuten vor dem geplanten Startzeitpunkt kam es zu einer ungewöhnlichen Spannungsspitze in einem Elektronikpaket der Erststufe. Aus Sicherheitsgründen wurde der Countdown abgebrochen und später die Elektronikbox ausgetauscht. Erst am 23.02.1999 konnte ein neuer Startversuch unternommen werden. Und dieser war schließlich tatsächlich erfolgreich.
Die Hauptnutzlast der Rakete bildete der militärische Forschungssatellit ARGOS (Advanced Research and Global Observation Satellite). Der bislang komplexeste Forschungssatellit der USAF war Bestandteil des STP (Space Test Program), an dem auch Forschungsinstitute anderer US Teilstreitkräfte beteiligt waren. Mit dem Satelliten wurden sowohl neue Technologien erprobt als auch angewandte wissenschaftliche Forschungen unternommen. So kam ein elektrisches Triebwerk für Bahnänderungen zum Einatz, Tests von Supraleitern sollten Möglichkeiten zur Verringerung des Energieverbrauchs zukünftiger Satelliten ausloten, UV-​Messungen in der oberen Atmosphäre bzw. Plasmasphäre dienten der Gewinnung von Daten für die Entwicklung von Sensoren zur Erkennung der Abgasstrahlen von Interkontinentalraketen, in Verbindung mit einem hochgenauen GPS Empfänger wurde die Eignung von ausgewählten Röntgenstrahlungsquellen als Referenzobjekte für ein autonomes Navigationssystem für Satelliten erforscht und die räumliche Verteilung von winzigen „Weltraumschrott“ Partikeln wurde ermittelt. Außerdem konnte ARGOS gasförmiges Kohlendioxid und Xenon ausstoßen. Die dabei entstehenden Wolken ionisierten Gases wurden als Referenzobjekte zur Erkennung der Abgasstrahlen von Raketen und Satelliten genutzt. Schließlich wurden auch noch diverse ionosphärische Effekte und Plasmaprozesse, wie das atmosphärische Glühen oder das Polarlicht untersucht. Ziel war u.a. die Verbesserung von Kommunikationsverbindungen — aber auch die genauere Bestimmung des Wiedereintrittszeitpunkts von Satelliten und Weltraumschrott. ARGOS erfüllte dieses komplexe Forschungsprogramm äußerst erfolgreich. Nach viereinhalb Jahren wurde der Datenempfang am 31.07.2003 beendet.
Der vom Dänischen Meteorologischen Institut entwickelte weitaus kleinere Sub-​Satellit Ørsted, benannt nach dem dänischen Naturwissenschaftler Hans Christian Ørsted (1777 – 1851), dient dagegen der Untersuchung des Erdmagnetfelds und der geladenen Teilchen im Umfeld des Satelliten. Dank eines GPS Empfängers an Bord war eine exakte räumliche Zuordnung der Meßdaten möglich. Die wissenschaftliche Ausrüstung des Satelliten umfaßte ein Flux-​Gate-​Magnetometer, ein von der französischen CNES gestelltes Overhauser-​Magnetometer und einen Partikel Detektor.
Der dritte Satellit schließlich, der südafrikanische Sunsat (ZA-​001), wurde an der Stellenbosch Universität entwickelt. Seine Hauptnutzlast umfaßte eine Stereo CCD-​Kamera mit 15 m Auflösung, ein experimentelles Kommunikationspaket für den Amateurfunk im VHF-​, UHF-​, L– und S-​Band sowie zur Datensammlung im VHF– und UHF-​Bereich, ein Magnetometer zu koordinierten Messungen gemeinsam mit dem Ørsted Satelliten, einen GPS Empfänger und Laser-​Reflektoren zur genauen Positionsbestimmung sowie mehrere Schülerexperimente. Als Amateurfunksatellit erhielt er den Beinamen Sunsat-​OSCAR 35  (SO-​35). Knapp zwei Jahre nach dem Start, am 19.01.2001, endete die Kommunikation zu dem Satelliten.