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WIRE an der Spitze der Pegasus-XL Rakete
der Wide-field Infra Red Explorer

Die immer wieder verzögerte fünfte SMEX (Small Explorer) Mission der NASA sollte endlich am 02.03.1999 starten. Die L-​1011  „Stargazer“ mit der Pegasus-​XL Rakete hob planmäßig von der Runway 30/12 der Vandenberg AFB ab, doch kurz vor dem Ausklinken der Rakete wurde ein Problem mit dem hinteren Haltemechanismus der Pegasus-​XL entdeckt. Das Trägerflugzeug mußte zum Luftwaffenstützpunkt zurückkehren. Drei Tage später war alles bereit für einen neuen Versuch. Am 05.03.1999 wurde die Rakete über der Ausklinkzone über dem Pazifik freigegeben. Alle Triebwerke arbeiteten planmäßig und kurze Zeit darauf hatte der WIRE (Wide Field Infrared Explorer) Satellit seine Umlaufbahn erreicht. Er verfügte als Hauptinstrument über ein Cassegrain-​Teleskop von 30 cm Spiegeldurchmesser. Ziel war die Beobachtung von jungen Sternen und Galaxien sowie des Schweifs von Kometen im Infrarot-​Bereich. Außerdem sollte der Asteroidengürtel auf eine mögliche Zunahme von Körpern mit einem Durchmesser kleiner 2 km untersucht werden. Doch dazu sollte es nicht kommen. Bereits kurz nach dem Start geriet WIRE in eine unkontrollierbare Rotation mit bis zu 60 min–1 . Ursache war ein vorzeitiger Abwurf der Schutzkappe des Teleskops, als dieses noch direkt auf die Sonne zeigte. Folge eines unerwarteten elektrischen Impulses, der alle Pyroladungen gleichzeitig gezündet hatte. Daraufhin erhitzte sich der gefrorene Wasserstoff, der als Kühlmittel dienen sollte, und trat unter erheblichem Druck aus. Als WIRE endlich stabilisiert werden konnte, war der Kühlmittelvorrat restlos aufgebraucht. Der Satellit konnte nur noch für einige technologische Experimente genutzt werden, ein kleines 5 cm Teleskop, das urspünglich zur Astro-​Navigation dienen sollte, wurde von Astronomen sogar für wissenschaftliche Beobachtungen genutzt. Doch insgesamt war das Unternehmen ein schmerzlicher wissenschaftlicher Verlust. Und die Untersuchung der Umstände, die zum Verlust der Primärmission von WIRE geführt hatten, zeigte auch noch vermeidbare Defizite im Programm-​Management als Ursache auf. Vor allem hatte es an einer konsequenten teamübergreifenden Leitung gefehlt, die die Arbeiten von Goddard Space Flight Center, Jet Propulsion Laboratory und Subauftragnehmern wie Lockheed Martin überwacht hätte.