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die Proton-Rakete mit dem SESAT Satelliten
SESAT im Herstellerwerk

Der europäische Satellitenbetreiber EUTELSAT ließ am 17.04.2000 einen Kommunikationssatelliten speziell für die Versorgung großer Teile Rußlands starten. Das SESAT Projekt (Siberia — Europe Satellite) verband Europa vom Atlantik mit Rußland einschließlich großer Teile Sibiriens. Eine steuerbare Sendekeule bediente zudem den indischen Subkontinent. Als Satellitenbus wählte man den KAUR-​4  des traditionsreichen russischen Satellitenbauers NPO PM, während die Kommunikationsnutzlast von Alcatel Space geliefert wurde. Der am 04.08.1995 erteilte Auftrag zum Bau von SESAT 1 war der Beginn einer bis heute andauernden erfolgreichen Kooperation der beiden Unternehmen und der erste russische Kommunikationssatellit, der im Auftrag eines westlichen Kunden gebaut wurde. Bei Vertragsabschluß war der Start des Satelliten innerhalb von 30 Monaten vereinbart. Doch die Umsetzung des Projekts gestaltete sich unerwartet schwierig. Während bei NPO PM erfolgreich die gesamte Fertigung an westliche Standards angepaßt wurde, gab es immer wieder Probleme bei der Zusammenführung der unterschiedlichen Unternehmenskulturen. Und Alcatels Kommunikationsnutzlast benötigte mehr elektrische Leistung als vorausgesehen. Schließlich mußte daher die Anzahl der Ku-​Band Transponder von 24 auf 18 reduziert werden. Mitte 1998 konnte der Start von SESAT 1 endlich auf den 25.12.1998 terminiert werden. Doch verschiedene Faktoren brachten die Planungen von diversen zum Start auf Proton Raketen vorgesehenen Nutzlasten immer wieder durcheinander. Einerseits mangelte es an verfügbaren Raketen, andererseits ereigneten sich 1999 dann auch noch zwei Fehlstarts. Bei der Untersuchung dieser Unfälle wurden verschiedene Fertigungsmängel aufgedeckt und eine ungenügende Endkontrolle kritisiert. Es bestand eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß die Triebwerke der für SESAT vorgesehenen Rakete mit der Baunummer 394 – 02  ebenso mangelhaft ausgeführt waren. Daher wurden gesonderte Überprüfungen aller bereits gefertigten Raketen und Triebwerke angeordnet. Um ganz sicherzugehen, wurde der SESAT Mission eine Rakete aus einem anderen Baulos zugeordnet. Diese Proton-​K 8K82 K mit Block-​DM-​2M 11S861-​01 Bugsierstufe hob endlich am 17.04.2000 von Baikonur ab und beförderte den Satelliten direkt auf eine geostationäre Bahn. Vorübergehend wurde SESAT 1 über 39° Ost stationiert, wechselte dann aber auf 36° Ost. Seither bildete er einen wichtigen Bestandteil des EUTELSAT Dienstleistungspakets für Rußland. Zwischenzeitlich über 16° Ost (als Ersatz für Eutelsat W2), nun auf einer inklinierten Bahn bei 14,5° Ost stationiert, erhielt der Satellit am 01.03.2012 den neuen Namen Eutelsat 16 C. Im Februar 2018 wurde er dann schließlich auf einen „Friedhofsorbit“ angehoben. Für einen Satelliten, der im Kern noch auf sowjetischer Technik der 1980er Jahre basierte, war die demonstrierte Lebensdauer von fast achtzehn Jahren nahezu unglaublich.