Address:
JAWSAT mit den Subsatelliten FalconSat (oben), OPAL (links) und ASUSat (rechts)
Ballonsatellit Optical Calibration Sphere

Eine neue, von der Orbital Sciences Corporation entwickelte, Feststoffträgerrakete feierte mit ihrem Start am 27.01.2000 eine erfolgreiche Premiere. Die Minotaur 1  basierte auf der ersten und zweiten Stufe der Minuteman II Interkontinentalrakete, auf die zwei weitere Stufen aus dem Pegasus-​XL Programm aufgesetzt wurden. Wie nicht ungewöhnlich, hatte sich der ursprünglich noch für Dezember 1999 geplante Erststart der Raketenkombination um einige Wochen verzögert. Am 06.121999 wurden ein inoperabler C-​Band Transponder zur Bahnverfolgung der Rakete und ein Defekt der Modular Avionics Control Hardware (MACH) entdeckt, woraufhin die beiden Oberstufen mit der Nutzlast wieder abgenommen werden mußten. Zuletzt kam es am 15.01.1999 zu zwei Abbrüchen des Countdowns im Abstand von zwei Stunden, weil zunächst die Übergabe der Kommandoautorität an den auto-​sequencer scheiterte und dann die Pufferbatterien der Rakete zu weit entladen waren. Bei ihrem Jungfernflug von der Vandenberg AFB hatte die Rakete eine Reihe kleiner Satelliten an Bord. Hauptnutzlast war der an der Weber State University in Utah entwickelte JAWSAT (P98-​1 A). Der Joint Air Force Academy / Weber State University Satellite war als Trainingsobjekt von Kadetten der United States Air Force Academy gebaut worden, trug aber auch das NASA Experiment PEST (Plasma Experiment Satellite Test), mit dem die Temperatur und die Intensität eines Ionenstroms gemessen werden konnte, und ein experimentelles 3-​Achsen-​Stabilisationssystem (Attitude Controlled Platform — ACP) sowie ein Kommunikationspaket der Weber State University. JAWSAT (WO-​39, Weber-​Oscar 39 ) diente aber auch als Startplattform für eine Reihe weiterer Kleinsatelliten. So wurde ein Kanister mit dem OCSE Experiment ausgestoßen. Aus diesem Behälter entfaltete sich die Optical Calibration Sphere, ein Ballonsatellit von 3,5 m Durchmesser zur Kalibrierung der Laser der AFRL Starfire Optical Range. Dazu kam der Orbiting Picosat Launcher (OPAL), in dem wiederum insgesamt sechs sogenannte Pico-​Satelliten verstaut waren. Von dieser neuen Satellitenklasse erhofften sich Universitäten, aber auch das Militär neue Möglichkeiten für die Erprobung miniaturisierter Systeme. Probleme mit dem Sender von OPAL (SQUIRT 2 — Quick Research Testbed, OO-​8, OPAL-​Oscar 38 ) verzögerten zunächst diesen Teil der Mission. Doch schließlich konnten am 07.02.2000 die ersten beiden von The Aerospace Corp. für die DARPA gebauten Pico-​Satelliten ausgesetzt werden. Picosat 1 und Picosat 2 trugen auch die Bezeichnung MEMS (Micro Electro-​Mechanical Systems) und blieben untereinander durch eine 30 m Trosse verbunden. Die nur je 250 g schweren Flugköper sollten die Satellit-​zu-​Satellit Kommunikation erproben. Am 12.02.2000 wurden auch die drei Pico-​Satelliten des Artemis Teams der Santa Clara University aus dem Silicon Valley ausgestoßen. „Thelma“ (alias „Thunder“) und „Louise“ (alias „Lightning“) trugen ein Experiment zur Untersuchung von Funksignalen im VLF-​Bereich. Sie sollten die Feldstärke von Blitzen messen. JAK bzw. MASAT, der dritte Satellit, sollte die URL der Webseite der Artemis Gruppe im Morsecode senden. Nach dem Ausstoßen konnte von keinem der drei Satelliten ein Signal empfangen werden. Das galt auch für StenSat, der von Mitgliedern der AMSAT-​NA gebaut worden war. Direkt vom JAWSAT Bus wurde der Experimentalsatellit FalconSAT 1 abgetrennt. Auch er war von Kadetten U.S. Air Force Academy gebaut worden. Er trug das Charging Hazards and Wake Studies (CHAWS) Experiment, das allerdings nicht in Betrieb genommen werden konnte. Denn schon kurze Zeit nach dem Aussetzen wurden Probleme mit der Energieversorgung deutlich. Da die Batterien nicht nachgeladen werden konnten, endete nach einem Monat der Empfang der Telemetriedaten. Dieses Schicksal teilte er mit ASUSat 1 (Arizona State University Satellite). Der Satellit, der als erster von JAWSAT ausgestoßen worden war, verstummte etwa 14 Stunden später. Eigentlich sollte er als Testplattform für eine Reihe technischer Lösungen dienen, Erdaufnahmen geringer Auflösung übertragen und als Amateurfunksatellit fungieren (AO-​37, ASU-​Oscar 37 ).