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Start der ersten Atlas-IIIA mit Eutelsat W4

Die erste Atlas-​IIIA Rakete hob am 24.05.2000 nach mehrfacher Verschiebung des Starttermins von Cape Canaveral ab. Mitte der 1990er Jahre hatte sich Lockheed Martin entschieden, die Wettbewerbsfähigkeit der Atlas Rakete mit einem radikalen Designwechsel wiederherzustellen. Angesichts der gewachsenen Masse kommerzieller wie militärischer Nutzlasten hatte es die Atlas-​II Rakete zunehmend schwer, sich gegen andere Mittbewerber durchzusetzen. Auch schubstärkere Oberstufentriebwerke und der Einsatz von Feststoffboostern konnten den Niedergang der traditionsreichen Atlas Rakete nur noch verzögern, aber nicht aufhalten. Mit dem Ende der Sowjetunion bot sich die unverhoffte Möglichkeit, auf die modernsten russischen und ukrainischen Triebwerke zurückzugreifen. Und so hatte General Dynamics sich bereits Anfang der 1990er Jahre die Rechte am RD-​180  Zweikammer-​Triebwerk von NPO Energomash gesichert. Dieser Antrieb stammte vom RD-​170  Triebwerk ab, das in der modernsten russisch-​ukrainischen Trägerrakete, der Zenit, zum Einsatz kam. Auch die Zelle der Erststufe wurde bei der Atlas-​III grundlegend überarbeitet, wobei aber das „Ballontank“ Konzept in leicht veränderter Form noch beibehalten wurde. Als Erstkunde konnte für die neue Rakete Loral Space and Communications gewonnen werden, die ihren Telstar 7 Satelliten starten lassen wollten. Doch als der für den Sommer 1998 geplante Termin des Jungfernflugs näher rückte, entschied man sich anders und vertraute den Satelliten lieber einer Ariane Rakete an. Zu der Entscheidung hatte auch die Tatsache beigetragen, daß zwischenzeitlich die gesamte Atlas Familie Startverbot hatte, nachdem wiederholt Anomalien mit der Centaur Oberstufe aufgetreten waren. Die erste Atlas III, die bereits startklar auf dem Startkomplex bereitgestanden hatte, mußte wieder zurückgezogen und eingelagert werden. Es vergingen Monate, bis mit EUTELSAT ein neuer Kunde für den von ILS (International Launch Services) zu absoluten Sonderkonditionen offerierten Jungfernflug gefunden war. Schließlich wurde der 15.05.2000 als Termin für den Start festgesetzt. Technische Probleme mit einem Bahnverfolgungsradar auf den Bermudas, schlechte Wetterbedingungen und eine Reihe technischer Probleme mit der Rakete erzwangen den viermaligen Abbruch des Countdowns, bis am 24.05.2000 der Start endlich stattfand. Dann aber gelang eine perfekte Demonstration. 29 min nach dem Verlassen der Startrampe wurde der Eutelsat W4 Satellit abgetrennt. Dieser war von Alcatel Space auf Basis des Spacebus-​3000B2  Modells gebaut worden und verfügte über 31 Ku-​Band Transponder. Nachdem der Satellit seine endgültige geostationäre Position über 36° Ost eingenommen hatte, versorgte er Afrika, Osteuropa und Russland mit Rundfunk– und Fernsehprogrammen. Allein neunzehn Hochleistungstransponder waren dabei für den europäischen Teil Rußlands reserviert. Eine steuerbare Sendekeule (sechs Transponder) deckte Westafrika ab, während der Rest auf Zentral– und Südafrika gerichtet war. Zum 01.03.2012 vergab der Betreiber EUTELSAT einen neuen Namen für den Satelliten, Eutelsat 36 A. Dem Namensschema folgend, das die jeweilige Orbitalposition widerspiegelte, erhielt der Satellit im Februar 2016 nochmal einen neuen Namen (Eutelsat 70 C), als er auf eine inklinierte Bahn über 70,5° Ost verschoben wurde. Doch schon im August 2016 erfolgte eine erneute Repositionierung auf 88° Ost. Weitere auf 80,5° Ost (Frühjahr 2017), 12,7° West (Herbst 2017) und 70,3° Ost (Herbst 2018) folgten — jeweils ohne Vergabe eines neuen Namens. Als der Satellit im Frühjahr 2019 über 48° Ost eintraf, erhielt er jedoch die neue Bezeichnung Eutelsat 48 E.