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Nachtstart der „Discovery“ zur 100. Space Shuttle Mission
Blick auf die ISS beim Anflug von STS-92
Michael Lopez-Alegria bei seiner EVA
William McArthur beim Außenbordeinsatz während STS-92
Blick auf die ISS mit den Erweiterungen PMA-2 (links) und Z-1 Truss (rechts)
STS-92 Post Flight Presentation
Landung der „Discovery“ zum Abschluß der Mission STS-92

Eine letzte Montagemission vor der Aufnahme des bemannten Betriebs der ISS flog das US Space Shuttle „Discovery“ ab dem 11.10.2000. In der Nutzlastbucht des Shuttle waren das Z-​1  Gitterstrukturelement („Truss“), Control Moment Gyros, ein weiterer Kopplungsadapter (Pressurised Mating Adapter PMA-​3 ) und zwei DDCUs (Spannungswandler) untergebracht. Mit dieser Fracht und der Besatzung Brian Duffy (Kommandant), Pamela Melroy (Pilotin) sowie Leroy Chiao, William McArthur, Peter Wisoff, Michael Lopez-Alegria und Kōichi Wakata (Missionsspezialisten) an Bord hob die STS-​92  „Discovery“ F-​28  Mission am 11.10.2000 um 23:17 UTC von Cape Canaveral ab. Es war die 100. Space Shuttle Mission seit 1981 und auch diesmal gelang der Start erst im vierten Anlauf. Am 05.10.2000 sorgten die Wetterbedingungen für eine Verschiebung, am 06.10.2000 wurde entschieden, daß die Untersuchung einer Anomalie bei der STS-​106  Mission mehr Zeit benötigte, und am 10.10.2000 wurde ein abgefallener Sicherheitsstift entdeckt, der auf einer Strebe zwischen Shuttle Außentank und Orbiter lag. Um diesen einzusammeln, mußte die Rotating Service Structure (RSS) wieder herangeschwenkt werden. Am 11.10.2000 verliefen Countdown und Start aber reibungslos. Bereits kurze Zeit nach dem Start registrierte die Crew jedoch, daß es Probleme bei der Kommunikation über die Ku-​Band Antenne des Shuttle gab. So konnten keine Videobilder und größere Datenmengen zur Erde übertragen werden. Dennoch wurde entschieden, die Mission planmäßig fortzusetzen. Am 13.10.2000 um 17:45 UTC dockte die „Discovery“ sicher am PMA-​2  Adapter der ISS an. Am 14.10.2000 war die Montage des Z-​1  Truss am „Unity“ Modul vorgesehen. Kaum hatte der japanische Missionsspezialist Wakata das Trägersegment mit dem RMS Manipulatorarm aus der Nutzlastbucht des Shuttle herausgehoben, stoppte ein Kurzschluß alle weiteren Aktivitäten. Nachdem die Reservesysteme aktiviert waren, konnten die Arbeiten aber fortgesetzt werden. Missionsspezialistin Melroy aktivierte schließlich die 16 elektrisch betrieben Bolzen, die beide Raumstationssegmente fest miteinander verbanden. Somit stand der EVA von McArthur und Chiao am 15.10.2000 nichts entgegen. Die beiden Astronauten entfalteten zunächst die SGANT (Space-​to-​Ground Antenna) Ku-​Band Antenne am Z-​1  Truss. Anschließend stellten sie eine Reihe neuer Kabelverbindungen zum „Unity“ Modul her und versetzten die SASA (S-​Band Antenna Structural Assembly) S-​Band Antenne. Bevor sie in die Luftschleuse zurückkehrten, holten sie eine ETSD (EVA Tool Stowage Devices) Box aus dem Shuttle Frachtraum und brachten sie am Z-​1  Truss an. 6:28 h dauerte das erste Außenbordmanöver dieser Mission. Am nächsten Tag setzten Wisoff und Lopez-​Alegria die Außenbordarbeiten fort. So unterstützten sie ihre Kollegen Wakata und Melroy, die den dritten Pressurized Mating Adapter (PMA-​3) mit dem Manipulatorarm am „Unity“ Modul gegenüber Z-​1  angebracht hatten. Sie lösten die Transportsicherungen in der Nutzlastbucht, wiesen Wakata bei der Arbeit mit dem RMS ein und verlegten schließlich eine Reihe von Kabelverbindungen. Wisoff und Lopez-​Alegria kehrten nach 7:07 h in die Luftschleuse zurück. Am 17.10.2000 war dann das erste EVA Team wieder im Außenbordeinsatz tätig. McArthur und Chiao installierten zunächst zwei DDCU (DC-​to-​DC Converter Unit) Stromkonverter am Z-​1  Truss, die einmal die Energie aus den P-​6  Solarzellen umwandeln sollten. Weiterhin wurden Kabelverbindungen zwischen „Unity“ und dem PMA-​3  sowie zwischen PMA-​2  und PMA-​3  hergestellt. Eine weitere ETSD Werkzeugkiste wurde am Z-​1  Truss montiert, während ein ähnliches Behältnis aus einer früheren Shuttle Mission von „Unity“ abgebaut und in der Shuttle Nutzlastbucht verstaut wurde. Diesmal dauerte der Außenbordeinsatz 6:48 h. Die vierte EVA fand am 18.10.2000 statt, diesmal wieder unter Beteiligung von Wisoff und Lopez-​Alegria. Zunächst entsicherten sie die Halterungen, an denen einmal die P-​6  Solarzellenmodule angebracht werden sollten. Auch eine Fußhalterung mußte umgesetzt werden. Schließlich kehrten sie in die Nutzlastbucht des Shuttle zurück, um wechselseitig das SAFER Rettungssystem zu erproben. Im Gegensatz zur MMU (Manned Maneuvering Unit), die in den 1980er Jahren erfolgreich im Shuttle Programm erprobt worden war, handelte es sich bei SAFER (Simplified Aid For EVA Rescue) um eine Art „Rettungsweste“ für einen Astronauten. Ausgestattet mit 24 fest eingebauten Stickstoff-​Kaltgasdüsen von je 3,56 N Schub und einem Steuerungscomputer sollte das System einem Astronauten im Notfall die sichere Rückkehr zur Raumstation erlauben. Denn im Gegensatz zum Space Shuttle konnte die ISS selbst nicht aktiv manövrieren, um einem wegdriftenden Astronauten zu Hilfe zu kommen. Diesmal blieben die beiden Astronauten aber zusätzlich mit einem Seil gesichert, obwohl 1994 bei STS-​64  auch bereits ein Freiflug unternommen worden war. Aus Zeitgründen unterblieb die simulierte Bergung eines „bewußtlosen“ Astronauten durch seinen Kollegen. Diese vierte und letzte EVA endete nach 6:56 h. Im Anschluß an die EVA wurden, wie schon nach den beiden vorangegangenen Außenbordmanövern, die Shuttle Manövertriebwerke gezündet, um die Bahn der ISS anzuheben. Am 19.10.2000 verstaute die Shuttle Crew noch einige mitgebrachte Versorgungsgüter an Bord der ISS. Außerdem mußten noch einige interne Versorgungsleitungen zwischen „Unity“ und PMA-​3  verbunden werden. Schon am nächsten Tag wurden die letzten Luken in der Station und zwischen ISS und Orbiter wieder geschlossen. Am 20.10.2000 um 15:09 UTC löste sich der Orbiter von seinem Kopplungsadapter und ging, von Pilotin Melroy gesteuert, auf Sicherheitsabstand. Nach einer Serie von letzten Fotos manövrierte die „Discovery“ auf eine eigene Bahn. Der 21.10.2000 war als Tag zur Erholung für die Crew vor der Rückkehr zur Erde vorgesehen. Unerwartet folgten zwei weitere Tage im All, denn starke Winde ließen in Florida die Landung nicht zu. Als keine kurzfristige Verbesserung der Wettersituation absehbar war, wurde die „Discovery“ schließlich nach Kalifornien umgeleitet. Hier ging die Mission ISS-​3 A nach 309:43 h am 24.20.2000 um 21:00 UTC auf der Runway 22 der Edwards AFB zu Ende.